
Bad Salzuflen. Eine beruflich erfolgreiche Freundin, eine feministische Mutter und eine luxusverwöhnte Schwiegermutter: Soviel Frauenpower hält auch der stärkste Mann nicht aus. Es sei denn, er ist darauf dressiert.
40 Jahre sind vergangen, seitdem die deutsch-argentinische Autorin Esther Vilar die Thesen von der Unterdrückung der Frau einfach umkehrte. Was damals Alice Schwarzer zu Hochform auflaufen ließ, hat am Samstag im Kur- und Stadttheater als Slapstick-Komödie für Lacher am laufenden Band gesorgt.
Da ist zum ein Bastian (Stephan Schleberger), für den Gleichberechtigung und Toleranz zum guten Ton gehören. Zumindest theoretisch. Als ihn seine Angebetete Helen (Martina Dähne) auf der Karriereleiter überholt, kommt sein wahres Ich zum Vorschein. "Wie stehe ich denn jetzt da? Wie der Horst, der Himbeertoni. Das ganze Lohnsteuerbüro lacht über mich; ich komme in Lohnsteuerklasse fünf", lamentiert er.
"Mein Sohn war schon immer spießig und kleinkariert", spricht seine Mutter (Marianne Rogée) Klartext. In seiner gekränkten Eitelkeit will er von einer geplanten Hochzeit nichts mehr wissen. Das ruft Schwiegermutter Constanze (Karin Dor) auf den Plan. Die will unbedingt ihr "missratenes Töchterchen", welches geschlechtsuntypisch lieber Geld verdient anstatt es auszugeben, unter die Haube bringen.
So verschieden die beiden resoluten Damen auch sind, im Grunde sind sie sich einig: Männer sind lediglich Erzeuger und Ernährer, die es mögen, sich von Frauen versklaven zu lassen. Nimmt man ihnen die Rolle des Versorgers, fühlen sie sich überflüssig.
Also auf in den Kampf. Helen bekommt einen Crashkurs in Sachen "Wie mach ich mich klein, um meinen Mann groß erscheinen zu lassen" - und nichts ist mehr, wie es war. Bastian kann sein Glück nicht fassen, ist gleichzeitig irritiert und gibt sich emanzipiert. Heiratswille aber Fehlanzeige. Hilft nur noch das Ass im Ärmel: eine Schwangerschaft. Helen macht denn auch mit Kind Karriere, Bastian geht Schnäppchen shoppen und steht in der Kombüse sein "Männchen".
Die rasante Comedy von John von Drüffel, flott in Szene gesetzt von René Heinersdorf, traf mit seinem hintergründigen Humor voll den Nerv des begeisterten Publikums. Mit Karin Dor, "Grande Dame" des großen Kinos, deutsches Bond-Girl sowie Winnetous Geliebte, und Marianne Rogée, langjährige Bewohnerin der "Lindenstraße", standen brillanten Schauspielerinnen auf der Bühne, hinter denen sich Martina Dähne und Stephan Schleberger jedoch nicht verstecken mussten.