E-Gitarren bestellt: Mitarbeiter soll die Stadt Lage um 26.000 Euro betrogen haben

Lage/Detmold. Es sind enorme Vorwürfe, die intern zu einem Umbruch geführt haben. Ein Mitarbeiter soll die Stadt Lage von Januar 2021 bis Dezember 2022 um rund 26.000 Euro betrogen haben. Deshalb muss sich der 39-Jährige jetzt wegen gewerbsmäßigen Betrugs in 37 Fällen vor dem Schöffengericht am Amtsgericht Detmold verantworten. Laut Bürgermeister Matthias Kalkreuter hat der Fall die gesamte Stadtverwaltung schwer belastet.

Fest steht schon jetzt: Der Angeklagte aus Lage hat die ihm vorgeworfenen Taten bereits im Ermittlungsverfahren vollumfänglich eingeräumt, bestätigt Amtsgerichtsdirektor Michael Wölfinger. Dem Vorwurf nach soll sich der Mann als Mitarbeiter der Stadt Lage Gegenstände für private Zwecke bestellt und sich deren Kaufpreis von der Stadt Lage ausbezahlen lassen haben. Darunter waren laut Amtsgericht mehrere Handys, zahlreiche E-Gitarren, Gitarrenzubehör, mehrere Verstärker und andere Gegenstände.

Bestellungen vorgetäuscht? Funktioniert habe das, weil der Mann die Kostenstelle offenbar täuschte. Dabei soll der Lagenser Unterlagen vorgelegt haben, aus denen dienstlich notwendige Beschaffungen hervorgingen. Allerdings hatte die niemand bestellt oder tatsächlich gebraucht. Weil die zuständigen Kolleginnen und Kollegen jedoch von echten Anschaffungen für die Stadt ausgingen, seien die entsprechenden Auszahlungsanordnungen freigegeben und entweder direkt an den Angeklagten oder seine Gläubiger ausgezahlt worden. Auf diese Weise soll ein Gesamtschaden von 25.914 Euro entstanden sein.

Der Fall flog mehr durch &bdquo;Zufall“ in einer Urlaubsphase auf, erklärt Amtsgerichtsdirektor Wölfinger. &bdquo;Während der Mitarbeiter im Urlaub war, kamen wohl Mahnungen an seine dienstliche Mailadresse. Das kam den Vorgesetzten komisch vor und man ist ihnen nachgegangen.“ Dabei sei herausgekommen, dass der Mitarbeiter sich durch die Bestellungen eine Einnahmequelle verschafft habe.

Für die Stadt Lage war das Ganze damals ein großer Schock, sagt Bürgermeister Matthias Kalkreuter. &bdquo;Das hat intern zu großer Unruhe geführt. Man wusste ja nicht: Hat er allein gehandelt?“ Es sei daher oberste Priorität gewesen, die Umstände aufzuarbeiten. Das Rechnungsprüfungsamt des Kreises Lippe sei daher abseits der polizeilichen Ermittlungen beauftragt worden, den Fall intern zu prüfen. &bdquo;Mir war es wichtig, herauszufinden, ob er Unterstützer hatte - und wie diese Tat überhaupt möglich sein konnte.“

Masche deckt interne Lücken auf Am Ende hieß es: Aufatmen. Der Prüfungsbericht kam zu dem Ergebnis, dass offenbar ausschließlich ein Mitarbeiter mit krimineller Energie gehandelt hatte. Die anderen wurden dabei unfreiwillig zu Beteiligten und handelten in Unkenntnis, erklärt Kalkreuter. Funktioniert habe die Masche, weil die Bestellungen nicht aus der Luft gegriffen waren. Zum Beispiel seien die E-Gitarren als Anschaffung für die städtische Musikschule angegeben worden, weshalb sich auch niemand in der Kostenstelle darüber gewundert habe.

&bdquo;Die Kollegen haben gutgläubig gehandelt - und waren selbst Opfer“, sagt Kalkreuter. Dennoch habe das Bekanntwerden der Vorwürfe eine enorme Belastung für die gesamte Verwaltung dargestellt. In dieser Phase hätte sich der Bürgermeister selbst nicht unbedingt beliebt gemacht, gibt er zu. Es sei aber nicht anders möglich gewesen, als zu prüfen, ob bei der großen Summe möglicherweise mehr dahinterstecken könnte. &bdquo;Wir haben knapp 600 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei der Stadt Lage. Natürlich sind nicht alles Lämmer darunter.“ Die Erleichterung sei groß gewesen, dass es sich um kein Netzwerk aus mehreren Tatverdächtigen gehandelt habe.

Angeklagter zahlt seine Schulden bereits ab Seitdem hat sich einiges geändert: Die Stadtverwaltung hat wegen der mutmaßlichen Betrugsserie ihre Abläufe umgestellt, damit ein derartiger Missbrauch der internen Systeme nicht mehr passieren kann. &bdquo;Unser Handling ist jetzt anders, alles muss von einem fachbezogenen Vorgesetzten abgesegnet werden“, sagt der Bürgermeister. Die Kostenrückerstattungen würden daher seit etwa drei Jahren nur noch nach dem Vier-Augen-Prinzip ablaufen. Das funktioniere gut.

Der angeklagte Mitarbeiter ist nicht mehr für die Stadt tätig, sagt der Bürgermeister. Außerdem sei der Mann aus Lage bereits dabei, seine Schulden zurückzuzahlen. Laut Kalkreuter soll der Mann in einer &bdquo;gewissen Ausnahmesituation“ gehandelt haben, mehr wolle er dem Prozess nicht vorgreifen. Verteidiger Johannes Salmen aus Lage, der den Angeklagten vertritt, wollte sich auf Anfrage vorab ebenfalls nicht äußern.

Auch wenn der Vertrauensbruch enorm war, kam es laut Kalkreuter zur Aussprache zwischen Bürgermeister und dem jetzt angeklagten Ex-Mitarbeiter. &bdquo;Er hat sich in einem persönlichen Gespräch für sein Fehlverhalten entschuldigt“, sagt Kalkreuter. Dass er diesen Mut aufgebracht habe, rechne er ihm hoch an. Dennoch scheint der Fall ein tiefer Einschnitt gewesen zu sein - selbst wenn die &bdquo;Lücken“ im System nun geschlossen sind.

Der Prozess findet am Dienstag, 9. September, um 11 Uhr vor dem Amtsgericht Detmold in Saal 114 statt.

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