Neue Bahnbrücke bei Barntrup bekommt Schienen

Barntrup. Am Bahnübergang Wierborner Allee ist allerhand Verkehr auf den Gleisen. Nur sind auf den Schienen keine Museumszüge unterwegs, sondern Bagger und Kipplaster, die auch auf den Schienen fahren können. Grund: Die 123 Jahre alte Bahnstrecke durchs Begatal hat eine neue Brücke bekommen – und die erhält brandneue Schienen.

Dass die Eisenbahntrasse zwischen Barntrup und Lemgo zumindest auf 60 Metern neue Gleise bekommt, liegt ironischerweise am Auto. Beziehungsweise am Bau der Barntruper Umgehungsstraße, für die der bisherige Bahndamm durch Brücke ersetzt wurde. Auf dieser wird die Bahn etwa in Höhe von Altrogges Hofladen westlich von Barntrup die künftige B 66 neu überqueren. Bis die Straße fertig ist, dauert es noch ein Weilchen. Die Gleise sind laut Plan aber bereits ab Samstag, 26. Oktober, einsatzbereit – zumindest theoretisch. Dann werden die neuen Schienen mit den vorhandenen fest verschweißt, wie Polier Frank Bolte von der Firma Fischer aus Elze bei Hildesheim sagt.

Dass sie Schienen für eine Strecke verlegen, auf der Museumszüge verkehren, sei schon ungewöhnlich, sagt Gleiswerker Bolte. &bdquo;Meistens sind wir für die ,richtige Bahn am Werk." Hier sind die Verkehrsbetriebe Extertal der Eigentümer, und es kommen Baugeräte zum Einsatz, die sowohl auf der Straße als auch auf der Schiene unterwegs sein können. So wechseln Bagger und Laster am Bahnübergang Wierborner Allee von der Straße auf die Schiene und fahren die etwa 700 Meter bis zur Brückenbaustelle eben wie die Eisenbahn zurück.

Insgesamt werden 1,5 Millionen Euro verbaut Das Projekt ist Teil der Großbaustelle an der B 66 mit mehreren Brücken für die Straßen, wo im Auftrag des Landesbetriebs Straßenbau etwa 1,5 Millionen Euro verbaut werden. Nachdem die Brücke aus Stahlbeton für die Bahn kürzlich fertig geworden war, sind nun die Gleisbauer am Werk. Am Donnerstag verschraubten Bolte und seine Kollegen die neuen Schienen mit den 92 Betonschwellen. Den Zollstock hatte der Polier dabei ständig in Gebrauch, sollen Schwellen und Schienen doch für den künftigen Bahnverkehr exakt ausgerichtet sein.

Bei den Arbeiten hilft auch der künftige Nutzer, die Landeseisenbahn Lippe (LEL), mit. Denn die Schienen waren per Bauzug über Lemgo angeliefert worden, den die Museumsbahner als Lotsen begleiteten. Darunter liegen 250 Tonnen Schotter. &bdquo;Die haben wir per Förderaufzug hochgeschafft", sagt Bolte und blickt von der Brücke die 8,50 Meter in die Tiefe. Von seinem Arbeitsplatz sind die anderen Baukräne Richtung Selbeck gut zu sehen, und auch der weitere Verlauf der künftigen Umgehungsstraße in die andere Richtung lässt sich erahnen: Die bereits fertiggestellten Brücken an Wierborner Allee und Aue sind zu erkennen – und wirken gar nicht so weit weg. Derweil füllt Thorsten Ridders mit dem Zwei-Wege-Bagger Schotter zwischen die Schwellen. Am heutigen Freitag ist wieder ein Bauzug auf der Bahn durchs Begatal unterwegs: Dann kommt die &bdquo;Stopfeinheit", die den Schotter unter die Gleise stopft. &bdquo;Dabei werden die Schienen noch sieben Zentimeter angehoben und Niveauunterschiede ausgeglichen", erklärt Bolte.

Fahren können der Bagger und Kipper aber schon heute auf den neuen Gleisen. Die Extertalbahn will dann bald wieder auf der ganzen Strecke zwischen Extertal und Dörentrup unterwegs sein.

Sechs Monate Unterbrechung &bdquo;Es ist großartig, dass es die neue Brücke gibt", sagt Jochen Brunsiek von der Landeseisenbahn Lippe (LEL). Für die Museumsbahner, die sich auch um die Streckenpflege kümmern, ist es insbesondere wichtig, dass sie nun wieder bis nach Dörentrup fahren können – spätestens im kommenden Jahr auch an den Regelfahrtagen. Denn: Für den Bau der neuen Brücke war die Begatalbahn seit April 2019 unterbrochen. Damit war die in Extertal beheimatete Landeseisenbahn in ihrem Aktionsradius stark eingeschränkt, konnte nur bis Barntrup fahren. Statt an 30 Tagen wie 2018 waren die Museumsbahner 2019 nur an 17 Tagen unterwegs. Vor allem lukrative Sonderfahrten mit Zielen teils außerhalb von Lippe seien weggefallen, sagt Jochen Brunsiek. &bdquo;Damit konnten wir nicht die Einnahmen generieren, die wir eigentlich brauchen." Ein weiterer Punkt ist Brunsiek wichtig: Bei der Strecke Lemgo–Barntrup handle sich um eine öffentliche Bahnstrecke, die auch andere nutzen dürften. &bdquo;Die kann man nicht einfach unterbrechen." Das sei der Grund für den Bau der Brücke über die neue Straße gewesen.

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