Alverdissen steht ab April ohne Arzt da

Barntrup-Alverdissen . Nach neun Jahren gibt der Hausarzt Christoph Hanke (44) zum Ende dieses Monats seine Praxis-Zweigstelle in der alten Schule in Alverdissen auf. Als Grund verweist der Internist und Allgemeinmediziner auf &bdquo;gesetzliche Vorgaben". Das ist auf einer Information zu lesen, die am Praxiseingang in Alverdissen aushängt. Im Dorf gibt es bereits Stimmen, die nun deutliche Nachteile vor allem für Senioren sehen.

Hanke selbst wollte mit Verweis auf das Arzt-Patienten-Verhältnis und angestrebte persönliche Gespräche keine Stellungnahme zu seinen Beweggründen nennen. Er betonte aber, dass er die Patienten in seiner Hauptpraxis im Nachbarort Humfeld weiterhin betreue. Nach der Schließung steht Alverdissen ohne Arzt da. In ganz Barntrup mit etwa 9000 Einwohnern praktizieren nun noch zwei Hausärzte.

Bereits ein halbes Jahr nachdem Christoph Hanke 2011 die Praxis in Humfeld von seinem Vorgänger Friedemann Halsig übernommen hatte, eröffnete er in Alverdissen die Zweigstelle mit zehn Wochenstunden Praxiszeit. Die Arztpraxis war auf Betreiben des örtlichen Bürger- und Verkehrsvereins und des damaligen Barntruper Bürgermeisters Herbert Dahle eingerichtet worden, um in erster Linie die Versorgung älterer Bürger sicherzustellen, die keine Fahrtmöglichkeiten haben. Die Patientenzahlen entwickelten sich gut. &bdquo;Dies ist ein junger Arzt, mit dem kann ich alt werden" – so gab Hanke damals im LZ-Interview die Meinung seiner neuen, durchaus auch jüngeren Patienten in Alverdissen wieder.

Das ist nun Geschichte. Ab dem 26. März, dem letzten Sprechstunden-Tag, wird es die Praxis in der Vorderen Straße 4 in Alverdissen nicht mehr geben. Hausbesuche und die mobile Betreuung durch die Versorgungsassistentin Petra Kuhlemann fänden aber &bdquo;in gewohnter Weise statt", betont Hanke.

Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung Auf die Schließung aufmerksam machte jetzt der Alverdisser Kommunalpolitiker Wilfried Düwel (CDU), der von Bürgern auf die geplante Praxis-Schließung angesprochen worden war. Er äußerte ebenso sein Bedauern zu der Entscheidung des Mediziners wie auf Nachfrage auch Bürgermeister Jürgen Schell. Hintergrund für den Schritt des Mediziners sind nach Düwels Vermutung Vorgaben der Kassenärztlichen Vereinigung in Bezug auf die Dauer von Sprechstundenzeiten.

Düwel: &bdquo;Die Entwicklung in der medizinischen Versorgung, die gesetzlich gesteuert ist, stellt vor allem den ländlichen Raum vor große Probleme." Ärzte könnten anscheinend nicht nach eigener Entscheidung Sprechstundenzeiten ausdehnen, vermutet Düwel, der wie Schell das Gespräch mit dem Mediziner suchte. &bdquo;Hier steht die Abrechnung an erster Stelle und nicht der Patient", kritisiert Düwel die von der Kassenärztlichen Vereinigung herausgegebenen Abrechnungsrichtlinien.

Für diese Richtlinien zeichnet die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe verantwortlich. Pressesprecherin Vanessa Pudlo verweist auf LZ-Nachfrage auf ein &bdquo;kompliziertes Abrechnungssystem". &bdquo;Wir haben jährlich Honorarverhandlungen mit den Krankenkassen-Vertretern. Aber es gibt eben nur begrenzte Ressourcen", betont Pudlo.

Bürgermeister Schell, der sich gerade für ein medizinisches Versorgungszentrum in Barntrup einsetzt und damit auf Skepsis in der Politik stößt, sieht das Problem ebenfalls im Abrechnungswesen: &bdquo;Ich glaube, dass sich die Regularien anpassen müssen. Diese Entwicklung ist sehr schade für Barntrup, denn die beiden verbliebenen Ärzte sind schon überlastet."

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