Alverdisser Patienten stehen jetzt vor verschlossenen Türen

Barntrup-Alverdissen. Die Alverdisser Zweigstelle der Hausarztpraxis von Dr. Christoph Hanke aus Humfeld sollte eigentlich erst zum Ende des Monats &bdquo;aufgrund gesetzlicher Vorgaben" schließen , wie es in einem Aushang für Patienten heißt. Vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie ist die Praxis aber bereits jetzt dicht. Die LZ erfragte ein Stimmungsbild der Alverdisser Bürger und erkundigte sich auch bei den seinerzeitigen &bdquo;Geburtshelfern" der Praxis: dem ehemaligen Barntruper Bürgermeister Herbert Dahle und dem Bürger- und Verkehrsverein Alverdissen. Der Mediziner selbst wollte sich zur Schließung seiner Praxiszweigstelle nicht äußern.

Ernst Werpup (82), ehemaliger Vorsitzender des Bürger- und Verkehrsvereins weiß: &bdquo;Die Alverdisser Bürger sind sehr enttäuscht. Einerseits wird überall der Ärztemangel auf dem Land beklagt und hier gibt es einen Arzt, der sich dieser Aufgabe gestellt hat und gern weitergemacht hätte. Dr. Hanke hat mir gesagt, die Zweigstelle Alverdissen wäre sein Baby, da er sie selbst aufgebaut habe. Der Bürger- und Verkehrsverein hatte damals sein Büro in der alten Schule ebenso geräumt wie die DRK-Ortsgruppe um zwei Räume für die Praxis zu schaffen. Wir haben uns mit dem damaligen Bürgermeister Dahle sehr dafür eingesetzt, einen Arzt ins Dorf zu bekommen."

Bürger bedauern die Schließung Herbert Dahle (72), ehemaliger Barntruper Bürgermeister erinnert sich gut an den Aufbau der Praxiszweigstelle. &bdquo;Zusammen mit den Städten Büren und Marsberg hat Barntrup damals einen Vertrag mit der Kassenärztlichen Vereinigung geschlossen, der dieses Experiment erlaubte", erklärt er. Dr. Hanke sei mit seiner Praxis-Dependance in Alverdissen ein Glücksgriff für die Stadt Barntrup gewesen. &bdquo;Gleichwohl gab es damals bereits Angriffe von Ärztekollegen gegen mich, die mich sehr erschüttert haben aber auch Dankesbriefe aus dem Ort. Ich persönlich bedaure die Schließung sehr."

Corinna Lücke (48), Inhaberin des &bdquo;Café 20" in Alverdissen, findet die Schließung der Praxis traurig, vor allem für die älteren Menschen. &bdquo;Die Praxis wurde sehr gut angenommen", weiß sie. Viele wechselten von anderen Ärzten nach Alverdissen, wo sie den Arztbesuch zu Fuß erledigen konnten. Die Schließung sei ein großes Gesprächsthema im Ort.

&bdquo;Ich finde es wichtig, dass es in Alverdissen eine Arztpraxis gibt", sagt Ute Kleemann (58), pharmazeutisch-kaufmännische Angestellte. &bdquo;Gerade jetzt in Zeiten der Corona-Krise zeigt sich doch, dass wir Mediziner brauchen, die auf möglichst kurzem Weg erreichbar sind. Es ist für die Alverdisser traurig und schlimm, dass die gut angenommene Praxis nun geschlossen wird. Eine Idee ist, vielleicht eine Unterschriftenaktion im Dorf zu starten."

Der Weg zum Arzt nach Humfeld ist weit und beschwerlich Klaus Düwel (57) ist Elektroniker und Vize-Vorsitzendes Bürger- und Verkehrsvereins Alverdissen. Er findet es &bdquo;enttäuschend, dass ein Arzt sich bemüht, eine Praxis zu etablieren, ihm dieses auch gelingt und sie dann aufgrund von Vorgaben der kassenärztlichen Vereinigung wieder schließen muss." Es werde allenthalben vom Ärztenotstand gerade auf dem Land berichtet, dann gibt es im Ort eine für alle zufrieden stellende Lösung und nun wird die Praxis geschlossen. &bdquo;Was hier im Dorf nicht verstanden wird ist, warum die Praxis in Alverdissen geschlossen wird, aber dieselbe Anzahl Patienten in Humfeld behandelt werden kann."

Detlev Gerunde (60), Fleischer, sagt zu der Situation: &bdquo;Meine ganze Familie hat die Praxis in Alverdissen aufgesucht, denn die Öffnungszeiten waren für jeden passend. Dienstag und Donnerstag von 7 bis 8 Uhr konnte man schnell mit den Kindern vor der Schule vorbeifahren. Montag von 18 bis 20 Uhr war die Sprechstunde für Berufstätige bequem wahrzunehmen und Mittwoch von 14 bis 16 Uhr war ebenfalls geöffnet." Für die älteren Mitbürger ohne Pkw werde die Fahrt nach Humfeld zum Problem. Sie müssten den Bus nach Barntrup nehmen, von dort den Bus nach Lemgo, am Sportplatz in Humfeld aussteigen und dann noch einen Fußmarsch bewältigen. &bdquo;Das ist nicht machbar", meint er.

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