Darum ist die Barntruper Kläranlage ein Vorzeigeobjekt

Barntrup. Der Tourismus auf Barntruper Gebiet bleibt überschaubar. Zählt man die Besucher auf der Kläranlage dazu, steigt die Zahl. Warum? Seit der Inbetriebnahme des neuen Filtersystems vor drei Jahren wird das Referenzobjekt gern präsentiert. Einer, der die Qualität bewerten kann, ist Frank Waermer. Der Ingenieur aus Detmold hat den Barntrupern seinerzeit bei der Entwicklung zur Seite gestanden.Was er schon damals wusste, ist heute Gewissheit: Die neue Kläranlage bekommt die echten Probleme in den Griff.

Während derzeit über Corona-Frühwarnsysteme mit Hilfe von Abwasserproben aus Klärwerken diskutiert wird und ab Mitte Mai schon täglich Proben aus mehr als einem Dutzend Kläranlagen in NRW entnommen werden, kann sich Hermann Klippenstein, Abwassermeister in der Kläranlage, eigentlich zurücklehnen. Die Kläranlage in Barntrup wird ein- oder zweimal im Jahr gewartet. Klippenstein: &bdquo;Allenfalls unbedacht in die Toilette geworfene kleine Putzlappen machen uns Probleme." Das war jüngst in Alverdissen der Fall. Textilien gehören natürlich nicht ins Klo. Wenn sie sich in den Pumpen verfangen, leidet die Technik. Klippenstein: &bdquo;Wir mussten in Alverdissen einen Zerhacker einbauen, damit die Stoffe sofort zerkleinert werden, wenn sie denn im System landen."

Unter normalen Bedingungen kommen in der für fünf Millionen Euro ausgebauten Anlage am Oberlauf der Bega nur die &bdquo;üblichen" Dinge an: Fäkalien, Wasser mit der ganzen Palette von Chemie – Geschirrspüler, Seife, Zahnpasta, Medikamentenreste, Shampoo, Reiniger und natürlich Klopapier. Essensreste sind auch dabei, gehören aber, so Klippenstein, besser in den Biomüll. Putzlappen, Damenbinden, Zewa-Tücher, Öle, Lacke und Farben sind ebenfalls unerwünscht. Und auch Frank Waermer konnte bei der Planung der Kläranlagentechnik vor vier Jahren nicht ausschließen, dass Barntruper eine misslungene Suppe einfach ins Klo schütten. Waermer: &bdquo;Der Fachmann trennt mit einem Sieb feste Stoffe von der Brühe."

In Barntrup sorgt ein System mit Aktivkohlepulver für Entspannung 90 Prozent aller verbauten Teile sind aus Stahl. Das Pilotprojekt wurde seinerzeit übrigens speziell für die Filtertechnik der stark in den Medien unter Beschuss geratenen &bdquo;Mikroplastikpartikel" entwickelt. Die stecken beispielsweise in Peelings und Zahnpasta. Aber auch die Medikamentenrückstände (zum Beispiel Schmerztabletten, Diabetesmittel), die über den Urin wieder ausgeschieden werden, machen dem Wasser zu schaffen. Ganz normale Kläranlagen haben bei der Reinigung mit diesen beiden &bdquo;Paketen" echte Probleme. In Barntrup sorgt ein System mit Aktivkohlepulver für Entspannung.

Einmal im Jahr fährt ein Lastwagen vor und pumpt das Pulver in einen gelben Siloturm, der von der Straße aus gut zu sehen ist. Waermer: &bdquo;Barntrup hat damals auch den Zuschlag für die Förderung bekommen, weil hier Wasser nach der Reinigung zurück in die Bega fließt. Und in Lemgo wird wiederum Trinkwasser auch aus der Bega entnommen."

Der Detmolder Ingenieur geht mit der Technik der Barntruper Anlage mittlerweile &bdquo;auf Tour". In den kommenden drei Jahren werden ähnliche Kläranlagen wahrscheinlich in Brakel und Bad Driburg gebaut. Wenn die Kläranlage ihren &bdquo;Job gemacht hat", bleibt trotzdem noch Klärschlamm übrig. Der wurde früher gern von der Landwirtschaft zur Düngung genutzt, wandert heutzutage allerdings in die Öfen von Verbrennungsanlagen. Und was logischerweise übrig bleibt, ist gereinigtes Wasser. In Barntrup immerhin mehr als eine Million Liter am Tag.

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