Selbeck und Sommersell müssen weiter auf die Bürgerhäuser warten

Barntrup. Barntrup vorn, dann Alverdissen, danach Sonneborn und dann irgendwann die Ortsteile Sommersell und Selbeck – so werten Beobachter das Ergebnis einer Abstimmung im Haupt-und Finanzausschuss der Stadt. Statt den Sperrvermerk über 15.000 Euro Planungskosten aufzuheben, verschoben die Ausschussmitglieder die Beratung von zwei Mehrzweckhäuser in den beiden letztgenannten Barntruper Ortsteilen einstimmig auf die Zeit nach der Kommunalwahl.

Dann soll ein Gremium aus Bürgern, Politik und Verwaltung gebildet werden, das sich mit Planung, Konzepterstellung, Auslastung und Betreuung der beiden jeweils mit rund 300.000 Euro Investitionskosten angedachten Immobilien beschäftigt. Das Abstimmungsergebnis ist eine Empfehlung an den Rat, der das Thema in der Sitzung am Dienstag behandeln wird.

Der Bedarf ist da Sieben Jahre, so die Recherche der betroffenen Dörfler, laufen Bestrebungen zur Errichtung eines Dorfgemeinschaftshauses sowohl in Selbeck als auch im Nachbarort Sommersell. In Sommersell beantragten gleich zwei Vereine gemeinsam die Freigabe der 15.000 Euro Planungskosten. In Selbeck meldeten sich mit eben diesem Anliegen die Ziegler zu Wort. Beide Anträge wurden in etwa zeitgleich vor rund zwei Wochen gestellt. Beide fanden keine Mehrheit im Ausschuss.

Die Frage für die Politik ist nicht, ob es einen Bedarf in den Ortsteilen gibt. Dieser ist unstrittig. Vielmehr soll abgewogen werden, wann, wo und wie diese Versammlungsstätten entstehen sollen. Eine mögliche Lösung der Situation in Sommersell, dem kleinsten Barntruper Ortsteil, in dem sowohl Heimatverein als auch der neue Verein &bdquo;Sommersell aktiv" für ein Dorfgemeinschaftshaus kämpfen, hatte die CDU-Fraktion in einem Antrag skizziert.

Die bislang genutzte Scheune, für die es mangels Bauplatz für einen Neubau derzeit auch laut Bauamtsleiter Steffen Schenk keine Alternative gibt, soll mit einem Sanitärcontainer erschlossen, später für 100 Personen ausgebaut sowie der Vorplatz zum Dorfplatz umgebaut werden. Für die Finanzierung des Containers sollten laut CDU-Antrag die mit Sperrvermerk im Haushalt eingestellten 15.000 Euro verwendet werden.

Bürger fühlen sich allein gelassen Diese angedachte Finanzierung fand bei keiner der anderen Fraktionen Zuspruch. &bdquo;Sanitärcontainer und anschließend die große Lösung passt nicht", befand Henning Waltermann (Grüne). Die FDP-Fraktion verwies für eine kurzfristige Lösung auf die bestehende Alternative: einen Feierraum auf dem Hof des örtlichen Landwirts Hilmar Brandt von Lindau (die LZ berichtete). Auch die SPD sprach sich klar gegen die Investition in einen Sanitärcontainer aus.

Während die Sommerseller eine Ausweichmöglichkeit haben, stehen die Selbecker komplett &bdquo;im Regen und wir müssen wohl weiterhin für die Notdurft hinter den Busch gehen", formulierte es ein aufgebrachter Bürger.

Nach der Schließung der letzten örtlichen Gaststätte baute der Ziegler- und Heimatverein als einziger Verein im Dorf eine Scheune zur &bdquo;ZiSch", der Zieglerscheune, aus, die jedoch nicht mit Sanitäranlagen versehen werden und lediglich als Materiallager dienen kann. Anders als im Nachbarort scheint hier nach intensiven Gesprächen unter Federführung des Vereinsvorstands eine Lösung für einen Bauplatz für ein neues Dorfgemeinschaftshaus in Sicht. Nach dem Abstimmungsergebnis im Ausschuss ist nun die Angst groß, dass dieses Grundstück &bdquo;durch die Lappen gehen könnte", wie ein Selbecker erklärte. Nach Informationen der LZ will die Stadt aber in dieser Beziehung Vorsorge treffen und das Grundstück rechtzeitig erwerben.

Sparzwang Einig waren sich alle Fraktionen, dass der Bedarf in Sommersell und in Selbeck an einer Versammlungsstätte unstrittig ist. Während Bauamtsleiter Steffen Schenk darauf hinwies, dass derzeit über das Programm &bdquo;Dorferneuerung 2021" eine bis zu 85-prozentige Förderung mit Fristablauf Ende September möglich sei, mahnte Stadtkämmerer Uwe Schünemann die finanzielle Situation Barntrups mit allen noch ausstehenden, bereits beschlossenen Investitionen an: &bdquo;5 Millionen Euro für das Gymnasium, 1,5 Millionen Euro für zwei Feuerwachen haben wir vor der Brust. Letztes Jahr haben wir die Haushaltssicherung verlassen können. Einnahmen sind in Corona-Zeiten nicht planbar. Die Bauten wären zusätzliche freiwillige Leistungen der Stadt, die in der Haushaltssicherung sogar gesetzlich verboten wären."

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