Eine große Straße soll in die Siedlung "Rote Kuhle" kommen

Barntrup. Irre viel los ist nicht in &bdquo;Rote Kuhle“. Die allermeisten Menschen, die je durch die Straßensiedlung gefahren sind, waren Sekunden später auch schon wieder außer Sichtweite. Und es könnte noch dicker kommen: Das Land NRW will durch &bdquo;Rote Kuhle“ in den kommenden Jahren eine nagelneue mehrspurige Straße bauen.

Einer, der die Pläne auf seinem Computer schon von links nach rechts gescrollt hat, ist Kreislandwirt Reinhard Petig. Seit 1978 wohnt die Familie in &bdquo;Rote Kuhle“, eine Handvoll Häuser zwischen Selbeck und Großenmarpe, ungenauer formuliert &bdquo;weit draußen“. Durch den Straßenneubau könnte man ungewollt mitten rein geraten.

Man kennt sich in &bdquo;Rote Kuhle“. Die Siedlung muss mit einem grünen Ortseingangsschild und gelber Schrift leben. Zu einem gelben Schild mit schwarzer Schrift fehlt es schlicht an Menge. Petig meint zu wissen, was der Flurfunk gerade berichtete, dass das Haus &bdquo;Rote Kuhle“ 2 verkauft worden sei. Den neuen Eigentümer kennt der Landwirt und Rentner noch nicht. Er addiert die Gesamtbewohnerschaft auf rund 25 Personen. Recht bekannt sei CDU-Fraktionsvorsitzender Jobst-Dieter Rodewald-Tölle, der im Barntruper Rat sitzt.

Bäcker oder Gaststätten sind rund um &bdquo;Rote Kuhle“ eine Rarität geworden. In Selbeck hat vor Jahren die letzte Gaststätte geschlossen. Und Petig weiß, dass die Bäcker in den Nachbarorten wohl auch nicht bis in alle Ewigkeit ihre Brötchen backen. In Großenmarpe gebe es noch ein Gasthaus und einen Geldautomaten.

Fehlanzeige im Barntruper Outback heißt es auch bei der Suche nach Radwegen oder Bürgersteigen. Einzig beim Internet kann &bdquo;Rote Kuhle“ komplett auf Sendung gehen. Petig: &bdquo;Die Sewikom hat hier Glasfaser durch die Felder gelegt. Wir sind rund um die Uhr online. Nur beim Handy-Empfang hakt es ab und an.“

Die Moderne schlägt wohl weiter zu Die Moderne schlägt also in den kommenden Jahren weiter zu, wenn die neue Straße kommen sollte, das ehrgeizige Projekt, das &bdquo;Rote Kuhle“ allerdings ein wenig zerschneiden wird. Petig kennt die Ziele: &bdquo;Den Lkw-Verkehr in Blomberg reduzieren, die enge Ortsdurchfahrt in Cappel entlasten, quasi eine Strecke von Rinteln bis Augustdorf attraktiver machen.“

Dass dafür ein Bogen durch den Acker gezogen werden muss, dass die Rede von einem Wendehammer für den Bus ist, dass die Frage im Raum steht, ob die Trecker noch auf der 2+1-Straße fahren dürfen, weiß Petig natürlich auch.Und als Landwirt interessiert es ihn. Seine Schweinezucht hat er vor vier Jahren dran gegeben. Derzeit stehen bei ihm noch ein paar Vierbeiner &bdquo;auf Miete“, weil der Stall von Namensvetter Friedo Petig (Bega) vor Jahren abgebrannt ist und dessen Sohn Matthias gerade einen Neubau am Rande von Bega hochziehen lässt. Wenn in der Nachbarschaft alles fertig ist, steht der Stall in &bdquo;Rote Kuhle“ wieder leer. Der Kreislandwirt und sein Sohn betreiben ausschließlich Ackerbau.

Das Straßenbauprojekt auch als Chance betrachten Die Sozialstrukturen in &bdquo;Rote Kuhle“ dürften trotz des Straßenbauprojekts im Großen und Ganzen so bleiben wie sie sind, der eine Nachbar züchtet Zebus, der andere hat drei Hühner, der nächste einen Hund. Die Bushaltestelle in Sichtweite verspricht Kontakt zu den Schulen in Barntrup.

Alles in allem ist die neue Straße möglicherweise der große &bdquo;Aufreger“, aber für den Kreislandwirt zugleich die beste Verbindung, wenn er seinen Wagen startet, um die Vielzahl seiner Termine zu erreichen. Mal geht es nach Brakel in die Zweigstelle der Landwirtschaftskammer, an anderen Tagen vielleicht zu Dieter Hagedorn, der Spitze des landwirtschaftlichen Kreisverbandes, nach Lage oder ins Kreishaus nach Detmold. Längere Fahrten aus der &bdquo;Roten Kuhle“ sind selten, vielleicht wenn Petig Haus Düsse in Bad Sassendorf ansteuert. Womit sich die Schleife quasi selbst ums Paket zieht: Die Straße führt raus aus &bdquo;Rote Kuhle“, aber auch zurück in die ländliche Heimat.

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