Männergesangsverein Liederfreund Alverdissen feiert 125-Jähriges

Barntrup-Alverdissen. Immer wieder berichten wir von Chören, die sich angesichts Überalterung oder zu wenigen Mitgliedern auflösen - nicht so der Männergesangsverein (MGV) Liederfreund Alverdissen. Er feiert nun sogar sein 125-jähriges Bestehen und zwar mit einem Konzert am kommenden Sonntag, 26. März. Los geht es mit einem Kaffeetrinken um 14.30 Uhr in der Mehrzweckhalle in Alverdissen, gegen 16 Uhr beginnt dann das Konzert unter dem Titel "Eine Reise durch die Welt der Berufe" und Mitwirkung des Lipperland-Orchesters. Es wird das 30. Konzert von Chorleiter Peter Werpup sein. Ehrenvorsitzender Helmut Welsch und Vorsitzender Norbert Brinkmeier nahmen das Jubiläum zum Anlass, mit der LZ einen Blick in die Vergangenheit zu werfen.

Der MGV wurde 1898 im historischen Ratskeller gegründet. "Nach erfolgreicher Aufbauarbeit hatten die Liederfreunde aber auch mit mancher Schwierigkeit zu kämpfen. Da waren die beiden Weltkriege, in denen viele Sangesbrüder zu den Waffen gerufen wurden, und die Auswirkungen der wirtschaftlichen Krisenjahre", berichtet Welsch, der sich auch beim Heimatmuseum Alverdissen engagiert. So habe der Chor beim zehnten Geburtstag für das Festzelt 75 Mark gezahlt, 15 Jahre später seien es schon 1800 Mark gewesen. "1922 standen den Jahreseinnahmen von rund 82.000 Mark mehr als 100.000 Mark Ausgaben gegenüber, was den Verein in arge Schwierigkeiten brachte", sagt der Ehrenvorsitzende. Doch alle Probleme im Laufe des Vereinsbestehens seien "durch die Liebe zum Chorgesang und den damit verbundenen Gemeinschaftsgeist" gelöst worden. Überhaupt würden die Gemeinschaft und das gesellige Beisammensein den Chor ausmachen, sind sich Welsch und Brinkmeier einig.

Kulturelle Blütezeit 1933 tritt der MGV Liederfreund Alverdissen dem Deutschen Sängerbund bei, 1938 wird er der Sängergruppe Extertal zugeteilt. Nach der Wiederaufnahme der Chortätigkeit nach dem zweiten Weltkrieg, an der auch Welsch beteiligt war, habe sich in Alverdissen "eine wahre Begeisterung für den Chorgesang" entwickelt. Anfang 1947 habe der Verein bereits 51 aktive Mitglieder gezählt, die sich im Ratskeller zu den wöchentlichen Proben unter Leitung von Otto Pölert trafen. Die zahlreichen Veranstaltungen und Konzerte in den Folgejahren bezeichnet der Ehrenvorsitzende daher als "Blütezeit im kulturellen und gesellschaftlichen Leben Alverdissens". Die größte Veranstaltung soll ein dreitägiges Zeltfest 1952 anlässlich der Fahnenweihe mit mehr als 500 Sängern gewesen sein.

Neben dem Gesang waren die Mitglieder auch anderweitig rührig. So habe der Verein 1971 die Karnevalssitzungen eingeführt, die später vom inzwischen eigenständigen Verein "Carnevalos" übernommen wurden. Die Mitglieder pflanzten außerdem 75 Birken am Bodensiek. 1979 wurde der Sängerbrunnen mit Parkanlage auf einer ehemaligen Ruine mit einem großen Fest eingeweiht. Es gibt Klönabende, Maiwanderungen und früher wurden auch Tagesausflüge gemeinsam unternommen.

Besondere Auszeichnung Zudem gab es eine besondere Ehrung: Zum 100-Jährigen nahmen Vorsitzender Norbert Brinkmeier und Chorleiter Peter Werpup vom damaligen Bundespräsidenten die "Zelter-Plakette" entgegen. "Vielleicht beweiset die Auszeichnung, dass der bisherige Weg des MGV richtig war. Wir hoffen, dass die Kraft für ein weiteres, erfolgreiches Wirken nicht erlahmt und noch lange in bewährter Art erhalten bleibt", so der 94-jährige Welsch. Positiv stimmt ihn dabei, dass sowohl Brinkmeier als auch Werpup dem Verein mehr als 30 Jahre in ihren Funktionen treu sind. Außerdem konnten zuletzt fünf Neuzugänge gewonnen werden.

Das liegt laut dem Ehrenvorsitzenden auch daran, dass sich die derzeit 27 aktiven Mitglieder darüber im Klaren seien, dass sich die Chorliteratur in einem ständigen Wandel befindet und die Lieder daher dem Zeitgeist angepasst werden müssen, wenn sie die Menschen erreichen sollen. Natürlich würden aber auch Volkslieder zum Repertoire des Chores gehören, dessen Durchschnittsalter bei 75 Jahren liege. Darum habe man auch erst im Herbst vergangenen Jahres wieder mit dem Proben seit Corona begonnen. "Laut unserem Chorleiter haben wir aber nicht viel verlernt", sagt Welsch ein wenig stolz und mit einem Lächeln im Gesicht.

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