Massiver Stellenabbau angekündigt: Noch keine weiteren Kündigungen bei KEB in Barntrup

Barntrup. Die Wirtschaft schwächelt. Vor allem die Automobilbranche und ihre Zulieferbetriebe sind betroffen, ebenso das übrige produzierende Gewerbe. Daher steigen auch in Lippe die Arbeitslosenzahlen. Und so könnte es weiter gehen. Denn einer der größten Arbeitgeber in Nordlippe, KEB Automation in Barntrup, hatte bereits im Oktober aufgrund der schlechten Wirtschaftslage angekündigt, 160 Arbeitsplätze bis Ende 2025 abzubauen . Die Hälfte der Stellen war zu dem Zeitpunkt bereits gestrichen worden. Für die andere Hälfte sind bislang noch keine Kündigungen ausgesprochen worden, wie Norbert Schwabbauer, Leiter des Vertriebs und Marketings, auf Nachfrage mitteilt.

&bdquo;Die Gespräche zwischen Arbeitnehmervertretung und Geschäftsleitung laufen unverändert weiter und sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Norbert Schwabbauer. Zum Stand der Gespräche könne er daher noch keine Aussage abgeben. Sicher sei nur: Die jetzige Situation sei eine Erfahrung, die wehtue. &bdquo;Wir wollen unseren Platz hier in der Region halten, und daher versuchen wir, betriebsbedingte Kündigungen zu vermeiden, um möglichst viel Know-how zu erhalten, denn das ist die Grundlage um am Markt zu bestehen“, meint der Leiter des Vertriebs und Marketings.

Stabile Auftragslage auf niedrigem Niveau Darum hatte KEB, Spezialist für die Entwicklung und den Vertrieb elektrischer Antriebs- und Automatisierungstechnik, bereits vor mehr als einem Jahr Kurzarbeit eingeführt und diese im Laufe des vergangenen Jahres auf fast alle Betriebsbereiche ausgeweitet. Das passte auch zu den laut Unternehmensangaben seit Mitte des Jahres 2023 deutlich gesunkenen Auftragseingängen in den Schwerpunktbranchen des Maschinen- und Anlagenbaus.

Im Produktionsbereich könne die Kurzarbeit direkt aus den gesunkenen Auftragszahlen abgeleitet werden, die zwar stabil, aber eben auf niedrigem Niveau seien, so Norbert Schwabbauer. &bdquo;Im administrativen Bereich sieht das aber anders aus. Das Marketing beispielsweise hat ja nicht weniger Messen zu besuchen.“ Auch jetzt stünden mehrere an.

Betriebsrat äußert sich nicht Der Stellenabbau soll nun, wie auch bei den ersten 80 Arbeitsplätzen, über drei Maßnahmen erfolgen: Ein Freiwilligenprogramm ziele darauf ab, Mitarbeitern einen Wechsel zu ermöglichen, die sich möglicherweise ohnehin umorientieren wollten. Außerdem sollen bestehende Zeitverträge nicht verlängert und Vorruhestandslösungen angeboten werden. So will das Barntruper Unternehmen den Stellenabbau möglichst sozialverträglich und ohne betriebsbedingte Kündigungen erreichen.

Mit Verweis auf interne Beratungen und Abstimmungen will der Betriebsrat &bdquo; zum aktuellen Zeitpunkt keine Stellungnahme“ zu den Stellenstreichungen oder zur Stimmung in der Belegschaft abgeben. Nach LZ-Informationen soll der Stellenabbau bereits bis Ende März abgeschlossen sein. Wenn bis Mitte März also nicht genügend Mitarbeiter eher in den Ruhestand oder freiwillig gegangen sind, müssen betriebsbedingte Kündigungen ausgesprochen werden. Für den Fall soll es eine Transfergesellschaft geben, in der gekündigte Mitarbeiter angestellt und bei ihrer Suche nach einem neuen Arbeitsplatz unterstützt werden.

Norbert Schwabbauer kann diese Informationen nicht bestätigen, sagt aber, dass KEB natürlich an &bdquo;zeitnahen Lösungen“ interessiert sei. Das Freiwilligenprogramm habe Priorität. Ansonsten hätten die Verantwortlichen zwar über das Thema Transfergesellschaft als eine der Möglichkeiten gesprochen, aber noch nichts festgelegt.

Daniel Salewski, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Detmold, hält eine Transfergesellschaft für sinnvoll. &bdquo;In der jetzigen Jobsituation aber auf ein Freiwilligenprogramm zu setzen, ist nicht so einfach. Da muss dann auch eine entsprechende Summe hinterstecken, damit die Leute geneigt sind, zu gehen. Die Firmen müssen da schon in die Tasche packen“, meint er.

Firmengeschichte Bereits in den 1990ern gab es laut Norbert Schwabbauer eine Kündigungswelle bei KEB. Ansonsten entwickelte sich die Firma in ihrer mehr als 50-jährigen Geschichte positiv, erhielt immer wieder Auszeichnungen für ihre gute Ausbildung . Erst 2021 startete der Bau eines neuen Hochregallagers für 14 Millionen Euro - die größte Einzelinvestition der Firmengeschichte.

Gegründet wurde das Unternehmen 1972 von Karl-Ernst Brinkmann, der im vergangenen Jahr im Alter von 88 Jahren starb . Die Firma produzierte am Anfang mit sechs Mitarbeitern Bremsen und Kupplungen. Seit Beginn der 80er-Jahre werden elektrische Antriebssteller für den Maschinenbau entwickelt, die seit 1993 zur Komplettachse ausgebaut werden.

Im Jahr 2017 wurde aus der Karl E. Brinkmann GmbH die KEB Automation. Der Zusatz &bdquo;Automation“ im Namen soll die aktive Ausrichtung als Systemlieferant für den Maschinen- und Anlagenbau unterstreichen. Insgesamt 970 Mitarbeiter sind am Hauptstandort in Barntrup auf dem 60.000 Quadratmeter großen Gelände tätig. Ein weiterer, deutlich kleinerer Standort befindet sich in Schneeberg im Erzgebirge. Die Firmengruppe wird in zweiter Familiengeneration geführt und liefert weltweit.

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