„Augenmensch“ Herbert Mische zeigt in Lemgo Puppenbilder und mehr

Lemgo. Herbert Mische, sagt Carolin Kulesa vom Hanse-Haus bei der Ausstellungseröffnung, Herbert Mische habe ihre Kindheit geprägt. Wie Tausende andere Kinder in Lippe und darüber hinaus erlebte sie Auftritte des Puppenspielers und seiner &bdquo;Lila Bühne“. Nach 37 Jahren hatte Mische das Puppenspiel 2019 an den Nagel gehängt. Aber er ist weiter aktiv: als Maler. Jetzt zeigt er im Hanse-Haus am Slavertorwall auf drei Stockwerken 70 seiner Werke.

&bdquo;Ich will weiter Geschichten erzählen“, sagt der heute 68-Jährige. Nur macht er es nicht mehr mit seiner Puppenbühne, sondern mit seinen Bildern. Acryl auf Leinwand oder Papier, auch ein paar Linoldrucke sind darunter. &bdquo;Mehrgleisig“ hat Mische seine erste große eigene Schau überschrieben, zu deren Eröffnung am Mittwoch trotz brüllender Hitze etwa 30 Interessierte gekommen sind. Wäre er nicht die Hauptperson – er wäre an so einem Tag zu Hause geblieben, schmunzelte Mische und freute sich über den Zuspruch.

Unter den Besuchern sind ehemalige Klassenkameraden. Jens Leuschner berichtet, er sei bei der allerersten Aufführung des allerersten Mische-Stücks dabei gewesen: Vor 53 Jahren habe dieser in der achten Klasse der Lemgoer Realschule das Stück &bdquo;Hochzeit im Lila-Land“. Lila war es also schon ganz zu Anfang. Leuschner betont: &bdquo;Herbert beherrschte das Puppenspiel schon damals. Er war immer enorm kreativ.“

Wohltuend erfrischend Der aktuelle Titel &bdquo;Mehrgleisig“ ist nicht nur auf die Ausstellung gemünzt, sondern auch auf Mische selbst. Mehrgleisig kreativ ist er, mehrgleisig ist auch die Schau: Sie stellt eindrucksvoll unter Beweis, dass Mische ein &bdquo;Augenmensch durch und durch“ ist, wie Vera Scheef von der Kulturagentur des Landesverbands zur Eröffnung sagt.

Ein Augenmensch und ein Geschichtenerzähler. Diesmal geht es um seine Geschichte(n). Zum Beispiel zeigen die Bilder unter dem Titel &bdquo;Gleis 1: &bdquo;Splish-Splash-Boom-Blubber“ die Faszination des Hobby-Tauchers für das Element Wasser. Sie zeigen das Gefühl, wie es ist, ins nasse Element zu springen, was an dem extrem heißen Eröffnungstag wohltuend erfrischend wirkt.

Kräh-Kräh und Kroko Ein Stockwerk höher heißt es &bdquo;Endstation Puppentheater“. Zu sehen sind unter anderem Bilder von Kräh-Kräh, Kroko oder dem alten Baum – den liebenswerten Figuren aus Misches 19 selbst geschriebenen Puppentheaterstücken, die mit Zeitungsausschnitten aus seinem großen Archiv kombiniert sind. Darunter ist auch das alte Pferd Roger, das in Rente geht, aus dem Stück &bdquo;Rogers großer Tag“. &bdquo;Im Grunde bin ich das alte Pferd“, sagt Mische. An anderer Stelle verarbeitet Mische eine Krebserkrankung – mit Bildern von Krebsen.

Viele Interpretationsmöglichkeiten bieten die Werke in der dritten Etage: &bdquo;Gleis 3: Museumseisenbahn Lippe und Lebensbahnen“. &bdquo;Die Eisenbahn eröffnet eine Fantasiewelt“, sagt Mische. Bilder von Gleisen führen zum Gedanken, ob es auf der Lebensbahn immer geradeaus geht, wo man abbiegt. Bilder der Landeseisenbahn Lippe dokumentieren Misches Faszination und Bewunderung für die Menschen, die sich dort ehrenamtlich engagieren. Und ein gemalter, höchst ästhetisch anmutender Castor-Transport zeigt eindrucksvoll, dass der schöne Schein täuschen kann.

Er habe schon zu Puppentheaterzeiten gemalt, sagt Mische, habe mit dem Pinsel Entwürfe seiner Figuren angefertigt. Viele seiner Bilder sind nach Fotos entstanden, nicht selten aus der LZ. Manchmal muss man ein zweites Mal hinschauen. Immer kann das Bild Ausgangspunkt für eine Gedankenreise sein. Auf jeden Fall erzählen die Bilder – natürlich – Geschichten.

Die Ausstellung im Hanse-Haus, Echternstraße 126, ist ganztags kostenlos zugänglich. Sie ist bis Ende September 2025 zu sehen.

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