Barntrup-Alverdissen. Mit einem fulminanten Festkonzert hat das Lipperland-Orchester Alverdissen am Samstagabend seinen 60. Geburtstag gefeiert. Die Mehrzweckhalle war bis auf den allerletzten Platz besetzt. Ganz Alverdissen nahm Anteil, und auch auswärtige Vereine und Musikformationen machten ihre Aufwartung. Viel politische Prominenz war vertreten, und Barntrups Bürgermeister Borris Ortmeier betonte explizit, dass hier der Wahlkampf außen vor bleibe. „Die gute Nachricht“, sagte er, „ist, hier ist heute kein Platz für Politik, heute gehts um euch.“ Da hatte das Lipperland-Orchester bereits die ersten Stücke zu Gehör gebracht und mit der kurz angespielten Europahymne und dann dem passenden Marsch „Jubelklänge“ gezeigt, wo es langgehen sollte. Sofort wurde mitgeklatscht und Jubel brandete auf, denn das Orchester machte gleich Tempo und legte eine große Spielfreude an den Tag, die das Publikum mitriss. Dirigent und Orchesterleiter Peter Werpup war voll in seinem Element und leitete seine Formation empathisch und mit vollem Körpereinsatz. Im gleichen Stil seine Moderation, in der er die rhetorische Frage stellte, warum denn für so ein Konzert kein Eintritt genommen werde? „Weil wir Geburtstag feiern wollen – und uns. Außerdem: Wir haben euch eingeladen, und wenn ihr das privat macht, nehmt ihr auch keinen Eintritt.“ Aber er verwies auf die aufgestellte Spendenbox. Von der Blaskapelle zum Orchester Kurz ging Werpup auf die Historie des Orchesters ein, das 1965 unter dem Namen „Blaskapelle Alverdisser Schützen“ gegründet worden war. Drei „Väter“ waren dafür verantwortlich: der damalige Schützenkönig Theo Sundermann, Oberst Werner Hollenberg und Heinz Schneidewind, der 40 Jahre als Vorsitzender und Dirigent fungierte. 1983 wurde der Name in „Lipperland-Orchester“ geändert. Die 70er- und 80er-Jahre waren sowohl musikalisch als auch finanziell die goldenen Jahre des Orchesters, das sich mit dem jährlichen Konzertprogramm, den Auftritten bei Schützenfesten, Stadtfesten oder Gesangvereinskonzerten einen Namen gemacht hatte. Zweimal reiste man zum europäischen Musikfestival Antwerpen, auch nach Hamburg, Düsseldorf und Berlin, und man arbeitete mit dem Detmolder Landestheater zusammen. 1988 wurde das alte Gebäude der Lippischen Raiffeisen-Genossenschaft am Bahnhof gekauft und zum Vereinsheim umgebaut, dem heutigen Odeon. Aus einer desaströsen Finanzlage befreite sich der Verein ab 2004, und heute, erklärte Peter Werpup, sei er schuldenfrei. Zahlreiche Gratulanten wie Bürgermeister Ortmeier, der stellvertretende Landrat und Bundestagsabgeordnete Robin Wagener sowie Abordnungen der Vereine sprachen zwischen den Stücken Grußworte und übergaben Geschenke. Doch die Musik quer durch Egerländer-, Oberkrainer-, Marschmusik bis hin zu Werpups Komposition „Gruß an Barntrup“ und populären Pop-Arrangements war das Highlight des Abends, bevor beim Auftritt der Partyband „ eine Band namens Wanda“ noch richtig abgetanzt werden konnte.