Vibro-Truck-Fahrten zeigen: Barntrup hat das Potenzial, Erdwärme zu nutzen

Barntrup. Im Herbst vergangenen Jahres sind die großen, weißen Vibro-Trucks durch Lippe gefahren. Die Spezialgefährte untersuchten die Gesteinsschichten im Boden auf der Suche nach Erdwärme. Jetzt liegen erste Ergebnisse vor. Es zeigt sich: Barntrup hat Potenzial, Geothermie nutzbar zu machen.

Martin Arndt vom Geologischen Dienst des Landes Nordrhein-Westfalen stellte die Daten in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für Planen, Bauen und Umwelt in Barntrup vor. Der Geologische Dienst übernahm diese erste Kartierung des Untergrunds mit Fokus auf die Erdwärme im Auftrag des NRW-Wirtschaftsministeriums. Sie begann 2021 im Münsterland, 2022 war das Rheinland dran, 2023 die Region am Niederrhein, im vergangenen Jahr dann Ostwestfalen-Lippe und in diesem Jahr waren die Experten im Westfälischen Hellweg unterwegs. In OWL seien sieben Linien mit einer Gesamtlänge von 350 Kilometern durch acht Kreise und 39 Kommunen untersucht worden.

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Denn hier vermuten die Geologen Kalk- und Sandsteine im Untergrund. Diese könnten ausreichend Hohlräume mit warmem Wasser enthalten. Und eben dieses natürliche Tiefenwasservorkommen könne zum Heizen genutzt werden. Dazu werde das Wasser durch eine Bohrung nach oben gefördert und die Wärme zum Beispiel an ein Fernwärmenetz abgegeben. Das abgekühlte Wasser werde über eine zweite Bohrung in den Untergrund zurückgeführt. Mit dem umstrittenen Fracking habe das Verfahren der hydrothermalen Geothermie nichts zu tun, da die natürlichen Wasserwegsamkeiten und Hohlräume wie bei einem Brunnen genutzt würden.

In der Tiefe der Erde sei es heiß. Diese natürliche Energie lasse sich nutzen, um Städte und Gemeinden mit klimafreundlicher Wärme zu versorgen. Die Vorteile: Es müssten keine fossilen Rohstoffe verbrannt werden. Die Energie ist ganzjährig und unabhängig von Tageszeit und Wetter verfügbar. Erdwärme sei zuverlässig zu bekommen und kostenstabil, im Gegensatz zum Beispiel zu Öl- und Gaslieferungen. Dadurch wären die Nutzer also unabhängig vom Markt. Geothermie sei eine &bdquo;grüne Energieform“, wie Arndt erläuterte.

Regional begrenzt Allerdings sei die Versorgung regional begrenzt, so Arndt. Anwendung könnte die Geothermie daher neben Fernwärmenetzen, im Gartenbau - zum Beispiel zum Beheizen von Gewächshäusern - in der Quartiersversorgung, bei industriellen Wärmeanwendungen oder in der Stromerzeugung finden. Letzteres aber nur bei sehr großen Tiefen, die in Barntrup nicht möglich seien.

Generell werde unterschieden zwischen oberflächennahen Systemen sowie mitteltiefen und tiefen System ab 400 Metern. Wobei sich grob sagen lasse, dass in einem Kilometer Tiefe etwa 40 Grad herrschen können und die Temperatur mit jedem weiteren Kilometer um 30 Grad zunehme. &bdquo;In Barntrup gibt es ein potenzielles Reservoir in 600 bis 900 Metern Tiefe mit Temperaturen von 20 bis knapp über 30 Grad, die sich mit einer Wärmepumpe aufwerten lassen“, sagte Arndt. Die Stadt könnte Geothermie also in ihre kommunale Wärmeplanung mit aufnehmen.

Zusammenarbeit mit Nachbarstädten Möglich wären dabei zwei Varianten: Zum einen könnten mittels Erdwärme-Sondenfeldern in Kombination mit einem kalten Nahwärmenetz mehrere Häuser oder ganze Quartiere versorgt werden. Zum anderen bestehe die Möglichkeit, das warme Tiefenwasser zu nutzen. Bei beiden Varianten seien immer auch wasserrechtliche und ab 400 Metern Tiefe bergrechtliche Aspekte zu beachten.

Dazu müsse die Stadt zunächst - gegebenenfalls auch mit Partnern - eine Potenzialstudie durchführen. &bdquo;Bisher ist die Datenlage für ein konkretes Projekt noch nicht ausreichend. Die Ergebnisse der Seismik geben aber schon sehr gute erste Hinweise“, sagte Arndt. Ganz in der Nähe, in Bad Pyrmont und Steinheim sowie in Sonneborn gebe es bereits alte Bohrungen, die zusätzliche, wichtige Erkenntnisse über die Gesteinsschichten geben sollten. Das Land stelle Fördermittel über das Programm &bdquo;progres. NRW“ für solche Machbarkeitsstudien und Bohrungen in Aussicht.

Gibt es Gefahren? Carina Brakhage, Fachteamleiterin Planen und Bauen in Barntrup, gab zu bedenken: &bdquo;Je tiefer wir bohren wollen, desto eher brauchen wir eine bergbaurechtliche Genehmigung. Wenn wir zum Beispiel mit Bad Pyrmont zusammenarbeiten wollen, werden die Fördermittel eine Herausforderung sein, weil die Stadt in einem anderem Bundesland liegt.“

Adolf Albert von der SPD fragte nach dem Wirkungsgrad der Erdwärmetechnologie. Arndt antwortete: &bdquo;Das kommt auf die Wassertemperatur und -menge an, aber man holt ungefähr das Dreifache der Energie raus, die man durch Strom für die Pumpe einsetzt.“ Außerdem wollte der stellvertretende Ausschussvorsitzende wissen, ob Geothermie Schäden im Boden verursacht. &bdquo;Geothermieanlagen stehen unter strenger bergrechtlicher Aufsicht. Die entzogene Wärme kühlt das Gestein natürlich ab. Aber für eine nachhaltige Nutzung dürfen Sie nur so viel Wärme entnehmen wie nachkommt“, beruhigte der Experte.

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