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Viehmarkt auf Wilbasen schrumpft: Kreis muss aktiv werden

Aussteller und Kunden sind rar gesät - Ein Kommentar von Marianne Schwarzer

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Tier ohne Mensch im Regen: Beim Viehmarkt machen sich die Besucher und die Aussteller gleichermaßen rar. - © Torben Gocke
Tier ohne Mensch im Regen: Beim Viehmarkt machen sich die Besucher und die Aussteller gleichermaßen rar. (© Torben Gocke)

Blomberg-Wilbasen. Der Montag gehört dem Viehmarkt. Diese Tradition ist alt und fest mit der Geschichte der Stoppelkirmes verbunden. In den vergangenen Jahren ist der Tierhandel auf Wilbasen jedoch stetig zurückgegangen.

Nicht einmal ein halbes Dutzend Händler kam zur jüngsten Auflage des Viehmarktes am Montagvormittag auf den Acker an der B1. Zu sehen waren einige Kleinpferde, Esel, Geflügel und Kaninchen. "Es ist in den vergangenen Jahren doch deutlich überschaubarer geworden", findet Besucher Klaus Rothe. "Früher war hier noch ein riesengroßer Bereich für den Viehmarkt abgesteckt und an etlichen Telegrafenmasten waren die Tiere angeleint - heute reicht der kleine Bereich unterhalb des Kirmesgeländes."

Dennoch, das ist von den Besuchern vor Ort zu hören: "Viehmarkt und Wilbasen, das gehört zusammen, und es ist ein Grund, am Montag hierher zu kommen", sagte Elfi Homuth, die aus Bad Pyrmont nach Lippe gekommen war. "Um hier Hühner zu kaufen", ergänzt sie, "das machen wir schon sehr lange so." Anderswo zu kaufen, käme für sie und ihren Mann nicht in Frage, "denn bei einem Markt wie diesem hier kann ich direkt sehen, was ich kaufe und mich direkt mit dem Händler unterhalten", freut sich Homuth.

Die Tradition des Viehmarktes sei für Wilbasen stets wichtig gewesen und man dürfe sich auch künftig darauf freuen, betont Marktmeister Erhard Neumann. Zwar sei die Bedeutung dieses Aspektes in den vergangenen Jahrzehnten tatsächlich stetig zurück gegangen, anders als bei manch anderen Jahrmärkten halte Wilbasen diese Fahne dennoch weiter hoch. "Wie viele Händler jedoch kommen, da stecken wir als Veranstalter nicht drin." Gebühren werden nicht erhoben und auch die Verteilung der Plätze erfolgt beim Viehmarkt unkompliziert - "sofern es vom Tiermediziner das Okay gibt, darf jeder vorbei schauen."

Für das schwache Ergebnis der jüngsten Auflage des Wilbasener Viehmarktes sei sicherlich auch der beständige Regen mitverantwortlich. "Da werden viele Händler und auch Besucher morgens einen Blick aus dem Fenster geworfen haben und sich gedacht haben: Dieses Jahr nicht", meint Neumann.

Kommentar: "Vieh braucht Gesellschaft" von Marianne Schwarzer

Am Montag standen sie im Regen, die wenigen Viehhändler und die Besucher vor den Toren Blombergs. Doch allein mit dem Wetter lassen sich das schrumpfende Angebot und die sinkende Nachfrage auf dem Wilbaser Viehmarkt nicht erklären: Der Kreis Lippe muss etwas tun, um die Attraktivität zu steigern.

Dabei hat es auch in der Vergangenheit durchaus solche Versuche gegeben. Man denke nur an das Bullenreiten oder die Darbietungen eines Kettensägenbildhauers. Dafür ist allerdings angesichts der Kassenlage beim Kreis Lippe wohl kaum noch Geld vorhanden. Muss auch nicht: Es gibt andere Wege.

Beispielsweise könnte man zwar den Verkauf von Vieh weiterhin ermöglichen, das Angebot aber um einen Streichelzoo erweitern. Das ist durchaus für kleines Geld machbar und immer ein Anziehungspunkt für die jüngsten Kirmesbesucher.

Nachdem nun glücklicherweise unseriöse Anbieter von Hundewelpen oder dergleichen vom Viehmarkt verschwunden sind, könnte man hier auch Tierschutzorganisationen, eine Rettungshundestaffel oder gar Hundeschulen die Möglichkeit geben, sich zu präsentieren. Das hätte einen hohen Nutzwert und würde nichts kosten. Und wie wäre es, Züchter seltener Haustierrassen einzuladen, ihre Tiere hier auszustellen? Ideen gibt es genug. Der Kreis muss nur was draus machen.

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