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B1 ist für Radfahrer ein Stressfaktor

Radler klagen über lange Wartezeiten - Vor allem an der Kreuzung Neue Torstraße zeigt ihnen die Ampel zu lange Rot

Marlen Grote

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Sicher über die Straße: Radfahrer können entlang der B1 einen Radweg mit eigenen Ampeln nutzen. Der ADFC prüft nun, ob es hier zu übermäßig langen Wartezeiten kommt.  - © Vera Gerstendorf-Welle
Sicher über die Straße: Radfahrer können entlang der B1 einen Radweg mit eigenen Ampeln nutzen. Der ADFC prüft nun, ob es hier zu übermäßig langen Wartezeiten kommt.  (© Vera Gerstendorf-Welle)

Blomberg. Mit dem Fahrrad zur Arbeit, das schont die Umwelt und ist gesund. Führt der Weg in Blomberg an der B1 entlang, werde die Tour aber zur Nervenprobe, berichten Leser der LZ. Der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) Lippe will nun die Strecke vom Kreisel bis zur Neuen Torstraße unter die Lupe nehmen.

Bereits 2014 berichtete die LZ über Beschwerden, die Standzeiten seien an der Kreuzung B1/Neue Torstraße zu lang. Der Kreis Lippe überprüfte seinerzeit die Ampelschaltung. Das Ergebnis, damals wie heute: „Wir nehmen keine Veränderungen vor", sagt Rainer Nolte, Verkehrsingenieur beim Kreis Lippe, auf Nachfrage.

Entscheidend für die Wartezeit an der Ampel sei der Zeitpunkt, zu dem der Radfahrer das Signal anfordere. Geschehe das im falschen Moment, müsse er die gesamte Taktung abwarten. Wenn die Autos in derselben Richtung bereits „Grün" haben, könnten die Radfahrer nicht einfach dazugeschaltet werden. Aus Sicherheitsgründen müssten die Radler ihr Signal bekommen, bevor die Autos losfahren. „Wenn Radfahrer in Bewegung sind, werden sie von den abbiegenden Autofahrer besser gesehen", erklärt Rainer Nolte.

Er weist darauf hin, dass Radfahrer nicht zwingend den Radweg entlang der B1 nutzen müssten. „Die Benutzungspflicht ist dort aufgehoben", sagt er. So könnten sie wie die Autos auf der Straße fahren und die Kreuzung passieren. So müssten sie dann nicht auf die Schaltung für den Radweg warten.

Das hält Frank Loke vom ADFC für keine gute Alternative. Er hat sich auf die Anfrage der LZ hin die Kreuzung angesehen. „Ich würde die Radwegepflicht dort wieder einführen", ist seine Einschätzung. Das sei an der B1 wegen der vielen Lastwagen und des dichten Verkehrs besser, denn: „Man bekommt schnell ein Unsicherheitsgefühl." Dadurch seien gerade weniger erfahrene Radfahrer gefährdet. „Von dem Radweg werde ich an der Kreuzung automatisch auf den Fußgängerüberweg geführt, das ist erst einmal gut", beurteilt er die Regelung.

Bei seiner Stichprobe an einem Vormittag seien die Standzeiten an der kritisierten Ampel seiner Ansicht nach nicht zu lang gewesen. Die Zeiten habe er mit der Stoppuhr gemessen: „Es dauerte bis zu 48 Sekunden, meistens bekam ich Grün nach 15 bis 20 Sekunden." Wie das im Berufsverkehr aussehe, könne er aber nicht beurteilen. Die Experten des ADFC haben deshalb eine Anfrage an den Kreis Lippe geschickt. Sie wollen wissen, wie die Ampel geschaltet ist. Wenn Induktionsschleifen den Verkehr messen und die Grünphasen für die Radfahrer auf der B1 verzögern, könnte die Beschwerde der Radfahrer berechtigt sein.

Nach einer Antwort würden sich Experten des Vereins zusammensetzen und Vorschläge für eine Verbesserung erarbeiten, sagt Loke. Dabei würde er versuchen, auch die Ampel an der Kreuzung an der Heutorstraße mit einzubeziehen: „Man müsste die B1 vom Kreisel bis zu der Kreuzung Neue Torstraße als Ganzes betrachten." Auch die aufgehobene Radwegebenutzungspflicht werde dann Thema sein.

Information
Radwege sind oft nur ein Angebot

Ob ein Radweg benutzt werden muss oder ob es Radlern freigestellt ist, auf der Straße zu fahren, hängt von der Beschilderung ab. Ein blaues Schild mit Fahrradsymbol markiert einen Radweg mit Benutzungspflicht.

Ein roter Streifen auf dem Gehweg, manchmal mit Fahrradsymbol markiert, ist ohne dieses Schild nur ein Angebot. Der Radler hat dann die Wahl. Gleiches gilt für Gehwege mit dem Zusatz „Fahrräder frei". Wer sich hier für den Gehweg entscheidet, muss Schrittgeschwindigkeit fahren.

Kinder unter zehn Jahren dürfen auf allen Gehwegen fahren. Radwege wie an der B1 in Blomberg, die auf dem erhöhten Gehweg verlaufen, gelten als Sicherheitsrisiko. Hier komme es häufiger zu Konflikten mit Fußgängern, erklärt der ADFC. Autofahrer, die aus Einfahrten herausführen, übersähen die Radler auf diesen Wegen leicht.

Außerdem fühlten sich Radfahrer hier so sicher, dass sie sich „oft zu sorglos verhalten", schreibt der ADFC auf seiner Homepage.

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