Blomberger Sportler machen ihrem Unmut Luft

Blomberg. Thema des Abends ist im Bauausschuss zwar das geplante Wohngebiet "Am Rammbocke" gewesen, aber im Hinterkopf hatten alle Beteiligten den Kunstrasenplatz. Das wurde Mittwochabend spätestens dann deutlich, als alle – Bürgermeister, Kommunalpolitiker und die rund 100 Mitglieder des Blomberger Sportvereins (BSV) – auf dem Weg in den Rathaussaal über einen kleinen Teppichboden mit dem Schriftzug "Kunstrasen" gehen mussten.

Die neun Ausschussmitglieder von SPD und Grünen haben sich gegen die sechs Stimmen von CDU und Freie Bürger von Blomberg (FBvB) und für ein neues Wohngebiet Südwestlich des Schulzentrums ausgesprochen. Bürgermeister Klaus Geise erklärte gegenüber der LZ, dass damit aber keineswegs das Thema Kunstrasenplatz an Stelle des Naturrasenplatzes der Kampfbahn Typ C am Blomberger Schulzentrum vom Tisch sei.

Das Stadtoberhaupt: "Das wird am Montag Thema im Sportausschuss sein, wenn es um die beiden Anträge von BSV und TuS ,Blau-Weiß Istrup geht. Sicherlich muss dann noch der Zielkonflikt mit den Leichtathleten gelöst werden. Aktuell kann ich da aber keinen Lösungsvorschlag aus dem Hut zaubern."

Bevor der Planer Matthias Reinold den städtebaulichen Entwurf für das geplante Wohngebiet vorstellte, meldeten sich einige Bürger zu Wort. So wollte der BSV-Vorsitzende Hans-Ulrich Retzlaff wissen, ob denn die potenziellen Grundstückskäufer auch auf die täglich 110 an- und abfahrenden Busse und den benachbarten Sportbetrieb hingewiesen würden. Diese Frage wurde von Klaus Geise bejaht.

Auf die Frage von Gustav Krull, Gewerbetreibender und Beisitzer von Blomberg Marketing, warum man jetzt den schwierigen und komplizierten Weg mit dem Wohngebiet "Am Rammbocke" gehe und nicht – wie ursprünglich geplant – "Saulsiek II" weiterverfolge, gab es sehr viel Beifall seitens der BSV-Mitglieder. Darauf hin erklärte der Bürgermeister, dass Beifall oder Unmutsäußerungen als unzulässige Beeinflussung des Ausschuss angesehen werden könnten und deshalb nicht gestattet seien.

Der Ausschussvorsitzende Günther Borchard (SPD) antwortete Gustav Krull, dass die Landesregierung den Kommunen gegenüber deutlich gemacht habe, dass der weitere Flächenverbrauch in Außenbereichen – wie "Saulsiek II" – nicht mehr in Frage komme. Zudem liege "Am Rammbocke" näher an der Innenstadt und sei damit ein sehr attraktives Wohngebiet.

Gegenüber der LZ schloss der Bürgermeister gestern längere Verzögerungen bei einem Wohngebiet "Am Rammbocke" aus. "Wenn alles genehmigt ist, werden wir mit der Erschließung des Areals noch 2017 beginnen. Dann können wir die ersten Bauplätze bereits 2018 anbieten. Es trifft somit nicht zu, dass es hier zu Verzögerungen von zwei bis drei Jahren kommt."

Befürchteten Klagen von künftigen Anliegern gegen dem Sportbetrieb gebe er kaum eine Chance, betonte Matthias Reinold Mittwochabend. "Da wird es aufgrund des Schallschutzgutachtens keine Probleme geben."

BSV und LG Lippe-Süd sehen die Lage unterschiedlich Selbstverständlich werde der BSV den Antrag zum Bau eines Kunstrasenplatzes im Schulzentrum nicht zurücknehmen, erklärte Vorsitzender Hans-Ulrich Retzlaff gegenüber der LZ. "Kunstrasenplätze sind mittlerweile Standard, und es werden auch keine neuen Naturrasenplätze mehr angelegt. Wir müssen viele Mannschaften unterbringen und brauchen deshalb dringend einen Kunstrasenplatz – hier im Schulzentrum."

Wilfried Starke, Vorsitzender der Leichtathletikgemeinschaft LG Lipp-Süd, bittet dagegen darum, dass alles so bleibt wie es ist. "Die Anlage ist für Schulen, Sport und Leichtathletik gebaut worden. Und dazu gehört nun einmal auch der Mehrkampf mit Speer- und Diskuswerfen. Mit einem Kunstrasen könnten wir uns das alles abschminken. Der Konflikt mit dem BSV kann deshalb nicht gelöst werden. Es gibt nur die Entscheidung Ja oder Nein. Und ein Kunstrasenplatz in Istrup wäre doch nicht aus der Welt. Sich bei sechs Kilometer Entfernung über entstehende Fahrtzeiten zu beklagen, finde ich nicht in Ordnung."

Kommentar: Gewinner und Verlierer Von Manfred Brinkmeier Hand in Hand gehen SPD und Grüne unerschütterlich gemeinsam ihren Weg mit dem Ziel, das Wohngebiet "Am Rammbocke" umzusetzen. Und sie wissen starke Argumente an ihrer Seite. Da ist zum einen die Landesregierung, die der Flächenversiegelung in Außenbereichen den Kampf angesagt hat. Zum anderen liegt ein Schallschutzgutachten vor, das den an vielen Stellen im Lande zu beobachtenden Konflikt zwischen Sportanlagen und Wohngebieten hier nicht sieht.

Und auch der Entwurfsplaner sorgte dafür, dass CDU und Freie Bürger von Blomberg (FBvB) einen schweren Stand haben. Er sprach von geradezu idealen Bedingungen, die Leuten mit kleineren Ansprüchen und betuchten Zeitgenossen ein Zusammenleben ermöglichen würde. Auch größere Gebäude seien aufgrund der Topographie keine Fremdkörper. Fragt sich, ob das die zukünftigen Häuslebauer entlang der beiden Hauptzufahrtsstraßen auch alles so positiv sehen, wenn zu Schulzeiten täglich 110 Busse an ihren Grundstücken vorbeifahren.

Unter dem Strich bleibt ein Konflikt, für den es offenbar momentan keine Lösung gibt. Denn niemand hat eine Antwort auf die Frage parat, was mit der Wurfanlage der LG Lippe-Süd passiert, wenn aus der Naturrasenfläche am Schulzentrum ein Kunstrasen wird. Das verspricht eine spannende Sportausschusssitzung am Montag.

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