Warum legt jemand Zettel mit rechten Botschaften in Blomberg aus?

Blomberg. Hinter den Zaunpfahl geklemmt, mehrfach gefaltet und unter eine Schranke gesteckt, etwas verdeckt in Baumzwischenräume geschoben oder auf Bänken befestigt - am Blomberger Eichenberg legt ein Unbekannter seit Längerem ausgedruckte Pseudo-Nachrichten von rechten Webseiten aus.

Einige der LZ zugespielte oder selbst bei einem Spaziergang am Eichenberg gefundene Botschaften tendieren zwar in Richtung Fremdenfeindlichkeit, eine eindeutige Straftat kann die Polizei bei den versteckten Botschaften allerdings noch nicht erkennen. Von offener Hetze sei jedenfalls nicht zu sprechen.

"Wir müssten die Inhalte einzeln prüfen", sagt Polizeisprecher Lars Ridderbusch. Wer solche Zettel entdecke, könne sich an die Polizei in Blomberg wenden, rät der Polizist. "So wissen die Kollegen vor Ort von den Vorkommnissen und können die Augen offenhalten." Wie eine Anfrage ergab, hat sich auch bei der Stadt Blomberg noch niemand wegen der Zettelfunde gemeldet.

Ähnlichkeiten zu Reichsbürger-Jargon Die meisten der LZ vorliegenden Funde aus September haben die Seite Politaia und PI-News als Quelle. PI-News ist ein 2004 gegründetes Blog, das der Rechtsextremismusforscher Alexander Häusler in einem Interview mit der Badischen Zeitung (2014) mit rassistischer und muslimfeindlicher Stoßrichtung sieht. Auf den in Blomberg gefundenen Ausdrucken sind regierungskritische und polemische sowie asylkritische Beiträge zu lesen, die an Reichsbürger-Jargon erinnern und derart auch in vielen Internetforen geteilt werden.

Förster Stefan Radeck hat in den vergangenen zwei Jahren fünf bis sechs Mal derartige Zettel auf den Wanderwegen rund um den Eichenberg gesehen. "Ich war am Anfang sehr geschockt, als ich die Zettel an Bahnschranken und an den Schutzhütten am Eichenberg gefunden habe", erzählt Stefan Radeck auf Anfrage. Er habe seinen Augen nicht getraut. Die gefalteten Zettel sehen auch zunächst harmlos aus. "Ich habe die Zettel eingesammelt und dann im nächsten Mülleimer entsorgt", sagt er.

Anzeige erstattete er nicht. Eine verdächtige Person habe er ebenfalls nie wahrgenommen. Die Suche nach dem Urheber der versteckten Zettel dürfte auch schwierig werden. Das Waldgebiet am Eichenberg ist bei Sportlern, Spaziergängern und Hundehaltern sehr beliebt. Vermutlich sei das der Grund, warum die Person die Botschaften dort mehr oder weniger verstecke.

Laut Stefan Radeck droht dem Verursacher bei Entdeckung lediglich eine Anzeige wegen Verstoßes gegen die Abfallbeseitigung im Naturschutzgebiet. Die Stadt Blomberg sieht die Ordnungshüter in der Pflicht: "Grundsätzlich liegt hier die Zuständigkeit bei der Polizei und beim Staatsschutz. Falls Herr Radeck weitere Zettel findet, gibt er diese an die Polizei weiter", schreibt Pressesprecher Waldemar Bichler auf LZ-Anfrage.

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