Blomberg. Niemals. Nicht eine einzige Sekunde hat Klaus Eisert jemals damit geliebäugelt, unter die Hoteliers zu gehen. Nun wird es, wie berichtet, zumindest darauf hinauslaufen, dass er eins besitzt. Doch bis es soweit kommt, dass in der Burg Blomberg tatsächlich die ersten Gäste ihre Koffer auspacken können, werden wohl noch ein paar Sonntagnachmittage ins Lipperland ziehen. Gemeinsam mit seiner Schwägerin Christine und deren Sohn Thomas spricht Eisert über das, was die Familie umtreibt. Denn immerhin haben die Eiserts lange mit sich gerungen, bis sie beschlossen, die Burg zu kaufen und aus ihr wieder ein Hotel zu machen. Dabei wäre Blombergs Wahrzeichen in den 60-er Jahren beinahe in den Familienbesitz übergegangen, lange bevor aus der Burg ein schmuckes Hotel wurde: „Damals hat der damalige Stadtdirektor Eggert meinem Vater angeboten, die Burg für eine Mark zu kaufen. Ich kann mich noch daran erinnern, dabei hatte ich mit der Geschäftsführung gar nichts zu tun, ich war ein einfacher Konstrukteur", erinnert sich der heute 87-Jährige. „Aber mein Vater hat abgewinkt." Und noch einmal wäre die Familie beinahe unter die Hoteliers gegangen: „Das ist schon lange her, da stand in Bad Pyrmont mal das Bomberg-Hotel zum Verkauf", erzählt Klaus Eisert. „Und mein Bruder Gerd hatte die Idee, es zu kaufen. Ich habe mit Engelszungen auf ihn eingeredet, um ihn davon abzuhalten. Wir sind Ingenieure, wir verstehen uns auf Klemmen, aber wir sind keine Hotelbetreiber, und wir wollten es niemals sein." "Ich möchte etwas zurückgeben" Aber genau dieser Wunsch ihres verstorbenen Mannes hat Christine Eisert darin bestärkt, im Familienverbund dem Kauf zuzustimmen. „Ich bin mir sehr sicher, dass mein Mann das so gewollt hätte", sagt sie. Das habe nicht allein den Ausschlag gegeben, betont sie. „Wenn unser Hausarchitekt Werner Brandstetter nicht gewesen wäre, dann hätten wir das nicht gemacht. Er hat dafür gekämpft wie eine Löwin für ihr Junges." Werner Brandstetter gibt gern zu, dass er da die treibende Kraft war. „Ich habe einfach gesehen, dass es wichtig für das Unternehmen wäre, und auch wichtig für die Stadt." Blomberg sei Phoenix Contact vor Jahrzehnten bei der Ansiedlung im Lipperland mit den Grundstückspreisen sehr entgegen gekommen, „und da kann man ja auch mal was zurückgeben", sagt er. Ganz im Sinne von Christine Eisert. Denn es ist ein Stück weit auch Dankbarkeit, die sie umtreibt: „Als ich vor 40 Jahren nach Blomberg kam, habe ich mich nicht sehr wohl gefühlt. Mittlerweile ist das anders, ich lebe sehr gern hier. Und ich möchte etwas zurückgeben." Die Vorstellung, dass Blomberg kein gutes Hotel mit entsprechenden Kapazitäten haben würde, hat auch Klaus Eisert nicht behagt. „Das geht einfach nicht." Denn derzeit muss beispielsweise Phoenix Contact seine Gäste nach Bad Pyrmont schicken. Und nachdem sich schließlich der Deal des Landesverbandes mit dem Hildesheimer Unternehmen Lietmeyer zerschlagen hatte, ging er mit seinen Verwandten noch mal in sich und fasste den Entschluss. „Überall werden wir darauf angesprochen, alle freuen sich, dass wir das machen", erzählt er. Reine Familienunternehmung Allerdings: Noch ist kein Kaufvertrag unterschrieben, es sind noch einige Hürden zu überwinden. „Wir müssen erst einmal eine Gesellschaft gründen, die als Käuferin auftritt", berichtet Klaus Eisert. „Denn das alles muss sauber getrennt sein vom Unternehmen." Auch wenn Phoenix Contact vielleicht durch Kauf und Umbau der Burg jede Menge Steuern sparen könnte, ist das noch niemals der Stil des Hauses gewesen: Die Burg ist eine reine Familienunternehmung. Zwar sind die Eiserts Investoren, aber sie werden auf keinen Fall als Betreiber fungieren: „Den müssen wir erst einmal suchen, und der muss dann noch den richtigen Pächter finden." Ein Unterfangen, das gar nicht so einfach ist. Und es braucht ein gutes Hotelkonzept, nichts Abgehobenes, wie Christine Eisert betont. „Es soll ein Platz sein, an dem auch die Blomberger sich wohl fühlen." Sie wünscht sich ein Café, ein gutes Restaurant und eine ansprechende Möblierung der Zimmer. Einig sind sich übrigens alle Beteiligten: Die blaue Kapelle, einst vom Landesverband mit viel Diskussionen und Geld angebaut, ist fehl am Platz. Als Trauungskapelle, für diesen Zweck war sie konzipiert, ist sie übrigens kaum genutzt worden, zuletzt war sie Abstellkammer: Welche Braut will schon ihren Teint durch blaues Licht verschandeln lassen? Werner Brandstetter hat die Eiserts mit einem Architekten aus Hamburg bekannt gemacht, mit dem er schon eng zusammengearbeitet hat und der bereits in Lübeck ein eigenes Hotel gebaut hat. Auch die beiden Architekten halten die blaue Kapelle für ein Element, das eher zur Verschandelung dient. „Die muss weg", sagt Brandstetter. „Uns schwebt vor, hierher den Eingang zu verlegen und grundsätzlich die Autos aus dem Innenhof zu verbannen. Der ließe sich viel besser für die Gastronomie nutzen." Damit wäre auch hier das Café anzusiedeln. All das muss natürlich auch mit der Denkmalbehörde ausgehandelt werden, ein erster Ortstermin ist im November avisiert. Kein Gewinn für Investoren „Eins ist mal klar: Das Ganze wird sauteuer", sagt Klaus Eisert als Burgbesitzer in spe. Gewinn wird für die Investoren damit niemals zu machen sein. Und es wird dauern. „Denn im Moment ist es auch schwierig, an Baufirmen zu kommen. Frühestens ab März 2022 könnten hier Baumaßnahmen beginnen." Ganz zu schweigen von dem immensen administrativen Aufwand zwischen Verträgen und Denkmalschutz. Und: Die Burg muss auch noch leer geräumt werden. „Das bereiten wir gerade vor", sagt Landesverbandsvorsteher Jörg Düning-Gast. Denn das Interieur gehört der RIMC, dem Ex-Betreiber. Apropos Betreiber: Wird sich denn wirklich einer finden lassen? Brandstetter ist überzeugt: „Das wird ein gutes Gebäude, und ich bin sicher, dass wir da schnell fündig werden." Ganz leise hegen die Eiserts die Hoffnung, dass im Jubiläumsjahr von Phoenix Contact – das Unternehmen wird 2023 stolze 100 Jahre alt – alles fertig wird. Übers Knie brechen werden sie aber nichts. „Wenn wir es machen, dann auch vernünftig", sagt Christine Eisert.