Warum die Ortsumgehung in Istrup wieder Fahrt aufnimmt

Blomberg-Istrup. Elke Nolte spricht von einer sehr belastenden Situation, der sie und weitere Anwohner ausgesetzt sind. Das hohe Verkehrsaufkommen auf der Ortsdurchfahrt, auch Ostwestfalenstraße genannt, macht einigen Istrupern ziemlich zu schaffen. Bis tief in die Nacht hinein würden Lastwagen über die Straße "rauschen". Nur die wenigsten hielten sich dabei an die erlaubten 50 Stundenkilometer. Ortsvorsteher Jürgen Berghahn berichtet von rund 15.500 Fahrzeugen pro Tag - dies habe eine Zählung vor ein paar Jahren ergeben. "Das ist nicht nur laut, auch die Gebäude nehmen erheblichen Schaden", erklärte Elke Nolte in der jüngsten Sitzung des Bauausschusses.

Das Problem ist nicht neu, schon seit Anfang der 80er Jahre wurde über eine Ortsumgehung nachgedacht. 2005 entschied sich jedoch eine knappe Mehrheit der Bürger gegen den Neubau einer Nordumgehung. Damit wurden die Akten geschlossen. Doch jetzt kommt wieder Bewegung in die Sache.

Planungen jetzt wieder ganz am Anfang Eine Gruppe von Istrupern, darunter auch Elke Nolte, reichte bereits im vergangenen Jahr bei der Stadt eine Liste mit 52 Unterschriften für ein Bürgerbegehren ein. Ihr Ziel: Die Planungen für eine Ortsumgehung sollen wieder aufgenommen werden. Bürgermeister Christoph Dolle erläuterte, warum das Thema erst jetzt, also einige Monate später, auf der Tagesordnung landete. Lange Diskussionen mit dem Städte- und Gemeindebund, einer Fachkanzlei für Kommunalrecht und sogar dem Ministerium seien erforderlich gewesen, um zu klären, wie die Unterschriftenliste zu interpretieren sei. Da die Unterlagen nicht den Anforderungen für ein Bürgerbegehren genügen, werden sie schließlich als Bürgerantrag gewertet. Und für diesen sprachen sich die Lokalpolitiker einstimmig aus. Somit wird die Verwaltung nun zunächst mit dem Landesbetrieb Straßen.NRW klären, welche Schritte für den Wiedereinstieg in das Verfahren erforderlich sind.

Doch wer glaubt, dass eine Ortsumgehung damit in greifbare Nähe rücken könnte, den wird die Aussage von Bauamtschef Detlef Wehrmann wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholen: "Nach meiner Einschätzung werden wir verfahrenstechnisch wieder ganz vorne anfangen müssen." Dies bedeute, dass "erfahrungsgemäß vielleicht in 20 Jahren" mit dem Bau begonnen werden könne. Diese Einschätzung teilt auch der Ortsvorsteher, wie er in der Sitzung erklärte. "Man kann nicht da ansetzen, was damals Stand war." Schließlich habe sich in der Zwischenzeit, immerhin sind nunmehr 18 Jahre vergangen, einiges geändert.

Knappe Mehrheit stimmte 2005 dagegen Um sich mit dem Thema auseinandersetzen zu können, habe der Bauamtsleiter die früheren Unterlagen gesichtet, wie er erzählte. Die Planungen seien damals schon sehr weit gewesen, so das Ergebnis seiner Recherche. Verschiedene Varianten, neben der Nordumgehung gab es etwa auch die Idee einer Südumgehung, seien hinsichtlich verschiedener Punkte wie Umwelt, Tiere und Pflanzen untersucht worden. Im sogenannten Linienbestimmungsverfahren, das Straßen.NRW durchgeführt hatte, habe sich schließlich die Nordumgehung als Vorschlagstrasse durchgesetzt. Dann lag das weitere Vorgehen in der Hand der Bürger. Die sprachen sich mit 419 zu 390 jedoch gegen den Neubau einer ortsnahen B1-Nordumgehung aus. Aufgrund dieses Votums stimmten auch der Bauausschuss sowie der Rat in 2005 gegen das Vorplanungsverfahren. Dies bedeutete das Aus für die Istruper Ortsumgehung.

Der Verkehr sei in den vergangenen Jahren jedoch nicht weniger geworden, erklärte Berghahn, der die Anwohner und deren Anliegen daher gut verstehen könne. "Die Arbeitgeber in Blomberg haben zugenommen und Phoenix Contact hat sich fast verdoppelt", führte er weiter aus, warum die Autos auf der Istruper Ortsdurchfahrt in der Zwischenzeit noch mehr geworden seien. Und das Amazon-Logistikzentrum werde demnächst für zusätzlichen Verkehr sorgen.

Lkw-Verkehr wird durch Istrup umgeleitet Berghahn wies außerdem auf das Verkehrskonzept OWL hin. Dies bedeute, dass mit der Fertigstellung der Ortsumgehung Barntrup, die an diesem Freitag freigegeben wird, und der Ortsumgehung Selbeck , die sich im nächsten Planungsschritt befinde, die B1 als Bundesstraße aus Blomberg herausgenommen werde. Der Lkw-Verkehr werde dann über Barntrup, Selbeck und Istrup in die Richtungen wie unter anderem Paderborn und Kassel umgeleitet. "Das bedeutet für Istrup eine zusätzliche Belastung", so der Ortsvorsteher.

Die Lokalpolitiker machten deutlich, das Vorhaben der Anwohner unterstützen zu wollen. Nach einem Votum der Istruper müsse man sich noch einmal ausführlich in den Fraktionen unterhalten, sagte Thorsten Klatt-van Eupen (SPD). Timo Broeker von den Grünen erklärte, dass mit der geplanten Sanierung der Ostwestfalenstraße in Istrup , also einer neuen Asphaltdecke, der Lärm schon reduziert werde. Zusätzlich sollte der Bauausschuss sich aber auch Gedanken darüber machen, wie er daraufhinwirken könne, dass im Zuge der Sanierung auch bauliche Maßnahmen umgesetzt werden. Nämlich solche, die den Verkehr verlangsamen und den Lärmpegel somit weiter senken würden.

Nun bleibt erst einmal abzuwarten, was das Gespräch mit Straßen.NRW bringt. Dann wird der Bauausschuss erneut über das weitere Vorgehen diskutieren müssen.

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