Warum Tim Kellner der Stadt Blomberg einen „persönlichen Rachefeldzug“ unterstellt

Blomberg. Wäre es nach dem rechten Influencer Tim Kellner gegangen, dann hätte er sich mit seinen Kumpels in Tintrup noch ein bisschen breiter machen können. Doch der Versuch eines Mitglieds seiner so genannten Männer-WG, der gemeinsamen Immobilie im Vogtweg 6 noch eine zweite in Tintrup hinzuzufügen, ist gescheitert: Die Stadt hat das Gebäude erworben. Nun holt der &bdquo;Pappa“, wie Kellner sich selbst bezeichnet, zum Gegenschlag aus.

Der Reihe nach: Die Stadt Blomberg hat Mitte November bei einer Zwangsversteigerung am Amtsgericht Blomberg ein Wohnhaus im Tintruper Fensterweg 8 ersteigert. Mitgeboten hatte auch ein Mann aus dem Umfeld Kellners. Das Haus war mit 36.000 Euro Verkehrswert angegeben gewesen, am Ende erhielt die Stadt den Zuschlag für 50.000 Euro.

Parkplätze geplant

Es handelt sich um ein etwas heruntergekommenes Haus, das vom Fensterweg aus gesehen schräg gegenüber der Einmündung zum Vogtweg und damit in Rufweite zum Haus der so genannten Männer-WG von Tim Kellner im Vogtweg 6 liegt. Die LZ hatte die Versteigerung damals in einem Online-Artikel angekündigt. &bdquo;Laut Wertgutachten ist das zweigeschossige Einfamilienhaus teilunterkellert. Die Rohbausubstanzen und der Ausbau seien insgesamt sehr beansprucht sowie teilweise unfertig, in einfacher Ausführung und untauglich“, hieß es in dem online erschienenen Bericht über das Haus , das 1740 errichtet wurde und eine Wohnfläche von 229 Quadratmetern umfasst.

Wie Tim Kellner in einem Heiligabend hochgeladenen Youtube-Video berichtet, habe ein Mitglied des Brothers Guard Motorradclub das Haus ersteigern wollen, &bdquo;um es dann platt zu machen und Parkplätze dann dort zu bauen, damit wir das Dorf nicht weiter zuparken.“ Aber &bdquo;da ist uns Christoph aka nicht so Dolle trotz der Haushaltssperre schön dazwischen gegrätscht“, so lautet die Version Kellners. &bdquo;Unbescholtene Bürger einfach so zu überbieten, weil die politische Richtung möglicherweise nicht stimmt“ und trotz Haushaltssperre 50.000 Euro dafür auszugeben, das ginge gar nicht, meint der Chef des Motorradclubs in diesem Video.

&bdquo;Nicht mal Gegnerleinchen“ Sein Youtube-Film sei &bdquo;ein schönes Weihnachtsgeschenk“ für eine bestimmte Person, hatte er eingangs gesagt. Die Stadt Blomberg sei auf einem &bdquo;persönlichen Rachefeldzug.“ Er selbst habe sich ja zum Gegner des Blomberger Rates erklärt, aber &bdquo;Ihr seid für mich nicht mal Gegnerleinchen.“

Aus der Ersteigerung des Gebäudes dreht er nun Blombergs Bürgermeister Christoph Dolle (SPD) einen Strick. Er habe Dolle über seinen Anwalt - den Detmolder Juristen Hendrik Schnelle - angezeigt wegen &bdquo;des Verdachts auf Untreue“. Als Beweis blendet Kellner im Film ein mit Schnelles Briefkopf versehenes Schreiben ein: &bdquo;Hiermit erstatte ich Namens und im Auftrag meines Mandanten, Herrn Timm Kellner, Ulmenstraße 2 in Horn-Bad Meinberg, Strafanzeige gegen Christoph Dolle, Bürgermeister der Stadt Blomberg sowie mögliche weitere unbekannte Tatverdächtige wegen Untreue in einem besonders schweren Fall und alle weiteren in Betracht kommenden Delikte.“

Haushaltssperre greift hier nicht

Im weiteren Verlauf weist Schnelle auf die Zwangsversteigerung hin und darauf, dass der Bürgermeister trotz Haushaltssperre einen Mitbieter überboten habe. Das Grundstück sei mit knapp 40 Prozent über dem Verkehrswert erworben worden. Dies sei wohl eine &bdquo;außerplanmäßige Ausgabe“, durch die der Stadt ein Vermögensschaden entstanden sei.

Bürgermeister Christoph Dolle sieht der Sache allerdings sehr gelassen entgegen: An jenem Tag war er in Vertretung des erkrankten Leiters der Blomberger Immobilien- und Grundstücksverwaltung (BIG) zu der Versteigerung gegangen. Die BIG ist ein Eigenbetrieb der Stadt Blomberg und hat in ihrem Wirtschaftsplan auch ein eigenes Budget für Grundstücks- und Immobiliengeschäfte. Dieser Wirtschaftsplan sei nicht von der aktuellen Haushaltssperre betroffen.

&bdquo;Wir kaufen häufiger Immobilien, entweder um Tauschobjekte vorzuhalten oder bestimmte Bereiche weiterzuentwickeln.“ Das angesprochene Wohngebiet in Tintrup sei ein solcher Bereich, den die Stadt weiterentwickeln will , so dass sich der Kauf des Gebäudes Fensterweg 8 angeboten hätte. Man müsse auch zwischen dem Verkehrswert und dem Marktwert einer Immobilie unterscheiden - wenn mehrere Interessenten böten, steigt ersterer automatisch.

Kellner selbst spricht in Bezug auf das Haus Fensterweg 8 von einer &bdquo;Schrottimmobilie“. So weit würde Tintrups Ortsvorsteher Thomas Spieker (CDU) nicht gehen: &bdquo;Es ist halt sehr verwohnt, bis vor kurzem haben da auch Leute drin gewohnt, die nun weggezogen sind.“ Natürlich sei das Haus renovierungsbedürftig, es sei in den vergangenen Jahren kein Geld hineingesteckt worden. Der Vorbesitzer wohne außerhalb und habe das Objekt bis zur Zwangsversteigerung nur vermietet.

Parkplätze derzeit nicht drin Doch ohnehin wären Pläne, hier Parkplätze zu schaffen, nicht so ohne weiteres umsetzbar, sagt Dr. Ute Röder, als Verwaltungsvorstand beim Kreis Lippe auch zuständig für die Bauaufsicht: &bdquo;Der Käufer müsste erst einmal einen Antrag auf eine Umnutzung von Wohnraum zu Parkraum stellen. Ob dem stattgegeben würde, ist unklar. Die Stadt Blomberg hat ja auch für Tintrup eine Veränderungssperre verhängt, so dass das erst einmal ausgeschlossen ist.“ Im Übrigen habe die Bauaufsicht des Kreises Lippe der &bdquo;Männer-WG“ die Nutzung ihres Hauses im Vogtweg 6 als Clubheim ja ohnehin untersagt.

Die Staatsanwaltschaft Detmold hat die Strafanzeige bisher nicht erhalten, es liege noch nichts vor, erklärte Pressesprecher und Staatsanwalt Alexander Görlitz auf Nachfrage der LZ. &bdquo;Sobald der Fall digitalisiert wurde, wird er dem zuständigen Dezernenten vorgelegt, der dann entscheidet, wie damit zu verfahren ist“, das werde vermutlich erst im kommenden Jahr der Fall sein.

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