Schöne Fotos: In Elbrinxen brüten so viele Storchenpaare wie nie zuvor

Lügde-Elbrinxen. Weithin ist das Klappern entlang der Wörmke in Elbrinxen zu hören. Ein Blick nach oben genügt, um das Geräusch ausfindig zu machen. 18 Storchenpaare, so viele wie nie zuvor, haben sich in den Nestern niedergelassen und kümmern sich um ihre Brut. Während ein Elternteil bei den erst wenige Tage alten Küken sitzt, um ihnen Wärme zu spenden und sie vor Angreifern zu beschützen, sorgt der Partner für Nahrung. Mit Erfolg. In luftigen Höhen ist das weiße Federkleid samt schwarzer Spitzen an den Schwungfedern schon von Weitem zu sehen. Der Altstorch ist mit seiner Beute im Anflug. Zurück im Nest wird wieder ordentlich mit den Schnäbeln geklappert. &bdquo;So begrüßen sie sich“, erklärt Rolf Klinge, Storchenpfleger der Storchenstation Elbrinxen, die in diesem Jahr ihr 40-jähriges Bestehen feiert. Ein beeindruckendes Naturschauspiel.

Zwischen 31 und 35 Tagen hat dieses Storchenpaar abwechselnd brütend auf den Eiern gesessen, bevor die vier Jungen geschlüpft sind, berichtet Klinge. Ein weiteres Ei liegt noch im Nest. Das ist auf dem Monitor im Vereinshaus zu sehen, auf dem die Bilder der Nest-Kamera direkt übertragen werden. Das fünfte Küken wird vermutlich in Kürze schlüpfen. &bdquo;Doch es wird das Nachsehen haben“, weiß der 80-jährige Storchenpfleger aus seiner langjährigen Erfahrung. Die schon etwas stärkeren Geschwister werden dem Jüngsten unter Umständen das Futter wegfressen und vielleicht sogar mit ihren Schnäbeln auf ihm herumhacken, weil sie es selbst für Beute halten. &bdquo;Das ist Natur“, sagt Klinge.

Das jüngste Küken hat das Nachsehen Dann zeigt sich, dass die Nahrungssuche auch wirklich erfolgreich war. Der Altstorch würgt die eben gefangenen Würmer und andere kleine Insekten heraus, die er im Kropf gespeichert und bereits angedaut hat. &bdquo;Der Brei hat jetzt ein bisschen Temperatur“, erklärt der Storchenpfleger, der dem &bdquo;Verein zum Schutze des Weißstorches Elbrinxen“ fast seit der Gründung im Jahr 1985 angehört und sich seit etwa 20 Jahren um die Zugvögel kümmert. Störche sind übrigens reine Fleischfresser: Neben Insekten stehen auch Frösche, Mäuse, Ratten, Fische, Eidechsen und Schlangen auf dem Speiseplan.

Und dann picken die Jungstörche, die in den ersten Lebensmonaten noch schwarze und nicht wie ihre Eltern rötliche Schnäbel haben, was das Zeug hält. Die Kleinen streiten regelrecht um das Futter. Doch zumindest in diesem Nest bekommt jeder etwas ab. Was in den anderen Nestern vor sich geht, lässt sich nicht genau sagen, denn dort ist keine Kamera angebracht. Doch die Drohne des Naturfilmers Robin Jähne, der an diesem Tag ebenfalls zu Besuch ist, bietet einen kleinen Einblick in die anderen Horste. Es bestätigt sich: Auch dort wurden fleißig Eier gelegt. Von der fliegenden Kamera zeigen sich die Störche übrigens wenig bis gar nicht beeindruckt, sodass der Fotograf bedenkenlos ein paar tolle Aufnahmen machen kann.

Nilgänse greifen die Nester an &bdquo;36 Störche - das ist eine Ansage“, sagt Klinge sichtlich beeindruckt. Das sei ein neuer Rekord in Elbrinxen. Im vergangenen Jahr hätten 32 Störche den Weg nach Elbrinxen gefunden und für einen Nachwuchs von 30 Jungvögeln gesorgt. &bdquo;Eigentlich waren es noch sechs bis sieben Küken mehr“, berichtet der 80-Jährige, der täglich zweimal auf dem rund 2500 Quadratmeter großen Storchengelände nach dem Rechten schaut. Drei kaputte Nester habe er bei seiner Stippvisite im Frühjahr 2024 vorgefunden. &bdquo;Das sind die größten Verbrecher, die es gibt“, sagt der Storchenpfleger etwas ärgerlich. Gemeint sind die Nilgänse, die einige der jungen Störche erbeutet haben.

Und es dauert nicht lange, dann ist das Ganze fast hautnah mitzuerleben. Mit einem lauten &bdquo;Geschrei“ fliegen zwei Nilgänse zunächst mit mehreren Metern Abstand über die Storchennester. So schnell, wie sie gekommen sind, sind sie auch wieder weg. Kurze Zeit später kreisen sie erneut über das Gelände der Storchenstation und machen ordentlich Lärm. Erst beim nächsten Mal machen die Nilgänse dann wirklich ernst. Sie steuern &bdquo;kreischend“ direkt auf ein Nest zu, die Altstörche erheben sich, spannen ihre Flügel auf, klappern mit den Schnäbeln und wehren den Angriff ab. Die Nilgänse würden versuchen, die Altstörche aufzuschrecken, sodass sie sich von ihrer Brut erheben oder gar das Nest verlassen, um dann die Jungvögel greifen zu können, erklärt Klinge das Szenario. Diesmal erfolglos.

Storchenpfleger wird zum &bdquo;Ersatzpapa“ Den Altstörchen selbst kann eine Nilgans nicht zum Verhängnis werden. Ein Windrad hingegen schon. &bdquo;Er hat tot darunter gelegen“, berichtet Klinge von einem der Elbrinxer Störche, der vor einigen Jahren nicht zu seinem Nest zurückkehrte. Tragisch sei gewesen, dass auch der Partner das Nest verlassen hatte und die drei Küken auf sich allein gestellt waren. Ohne Unterstützung hätten sie nicht überleben können und wären leichte Beute für jeden Angreifer gewesen. Deswegen holte Klinge die Jungvögel in die Voliere und kümmerte sich um sie. &bdquo;Ich habe sie jeden Tag gefüttert“, berichtet der &bdquo;Storchenpapa“, dem die Jungvögel schließlich vertraut im Entenmarsch hinterher spazierten. Ihm sei es jedoch gelungen, sie frühzeitig wieder von ihm zu entwöhnen, sodass sie gemeinsam mit den anderen Jungstörchen in den Süden ziehen konnten.

Die jungen Vögel beginnen im Alter von etwa acht Wochen mit den ersten Flugversuchen. Ein beeindruckendes Bild, wie Klinge beschreibt. &bdquo;Auch nach all den Jahren stehe ich dann hier und kriege noch immer Gänsehaut.“ Sind die Kleinen flügge, fänden sie sich zu Hunderten zusammen und bildeten Junggesellentrupps, erklärt der Storchenpfleger. Nach etwa drei Jahren werden sie geschlechtsreif und gründen eigene Familien.

Jungvögel ziehen rund vier Wochen früher nach Afrika &bdquo;Die Jungvögel sind im letzten Jahr schon Ende Juli, Anfang August in den Süden geflogen“, erzählt Klinge. &bdquo;Die Altstörche fliegen erst vier bis sechs Wochen später, weil sie in der Mauser sind.“ Weißstörche sind Zugvögel, die jedes Jahr lange Strecken zwischen ihren Brutquartieren und ihren Winterquartieren in Afrika zurücklegen. &bdquo;Es gibt Ost- und Westflieger, das liegt in den Genen“, sagt der Elbrinxer.

So ziehen die sogenannten &bdquo;Weststörche“ bei Gibraltar über das Mittelmeer, um in Westafrika vom Senegal bis zum Tschadsee den Winter zu verbringen. Die &bdquo;Oststörche“ fliegen über den Bosporus, das Jordantal und die Sinaihalbinsel nach Afrika, das Niltal hinunter bis in den Sudan. Von dort aus geht der Zug weiter Richtung Ostafrika. Je nachdem woher sie kommen, machen die Störche eine Reise von 6000 bis 10.000 Kilometern. Damit sie diese gewaltigen Distanzen schaffen, ließen sie sich von den warmen Aufwinden tragen, erklärt Klinge. So könnten sie stundenlang durch die Luft segeln, ohne ein einziges Mal mit den Flügeln zu schlagen.

Dass sich die Storchenpaare getrennt voneinander auf den Weg machen und der eine unter Umständen ein West- und der andere ein Ostflieger ist, und beide im nächsten Jahr ihren Weg ins gemeinsame Nest in Elbrinxen zurückfinden, lässt sich wohl nur so erklären: Ein Wunder der Natur.

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