Blomberg. Was für eine Freude, was für eine Leidenschaft. Ausgerechnet am Wilbasen-Wochenende setzte sich die HSG Blomberg-Lippe im Topspiel der Handball-Bundesliga gegen den Thüringer HC durch – und zwar mit 35:25. Ein Großteil der insgesamt 912 Anhänger in der Halle feierte das Team nach dieser Gala, die THC-Fans fuhren bedröppelt wieder nach Hause. HSG-Spielführerin Laura Rüffieux, die unter der Woche mit Torhüterin Melanie Veith bei einem B-Lizenz-Trainer-Lehrgang weilte, ließ die ersten Wochen der neuen Saison im Gespräch mit dieser Zeitung nochmal Revue passieren. Drei Spiele, drei Siege: Die Blombergerinnen grüßen von der Spitze. Niederlage hat „’was mit uns gemacht“ „Es fühlt sich gut an“, meinte die 29-jährige Kreisläuferin, die seit 2013 den Dress der Nelkenstädterinnen trägt: „Die ersten beide Spiele sind Pflichtsiege gewesen, aber sie bildeten den Grundstein für den Erfolg gegen den THC. Gegen Buxtehude waren wir gut in die Saison reingekommen, gegen Metzingen gelang uns ein Arbeitssieg. Den Schwung nahmen wir mit. Gegen Thüringen merkte man, dass die Niederlage im Supercup-Endspiel ’was mit uns gemacht hat.“ In der ersten Hälfte konnte der Zuschauer den Eindruck gewinnen, dass die Lipperinnen sogar übermotiviert in die Partie gingen. Ein 6:8 (16.) drehte das Team bis zur Pause in ein 18:14 und war danach nicht mehr aufzuhalten. Rüffieux gefällt der Begriff „übermotiviert“ nicht: „Schwierig, ich würde sagen, dass wir es zu zu gut machen wollten.“ Im Rückblick sei die Begegnung im Supercup, die genau drei Wochen vorher stattgefunden hatte und mit einem bitteren 30:31 für die HSG endete, „ein großer Vorteil“ gewesen: „Wir wussten, was uns erwartet, wir waren einfach bereiter – in allen Bereichen.“ „Die Worte zeugen von Respekt“ Auf der Pressekonferenz schwärmte THC-Trainer Herbert Müller von der Vorstellung des Gegners und meinte unter anderem, dass „die Titel für die HSG kommen werden“. Auch Laura Rüffieux bekam die Worte mit und kommentierte sie so: „Herbert nutzt sie auch als Mittel, um den Druck von seiner Mannschaft weg zu lenken. Für uns sind sie eine schöne Anerkennung, die Worte zeugen von Respekt und sind ein Antrieb für uns. Wir waren in der vergangenen Saison sehr erfolgreich.“ Absolut, doch nach den Finalniederlagen im DHB-Pokal in Stuttgart und in der Bundesliga gegen Ludwigsburg ging gegen Thüringen im Supercup das dritte Endspiel in Reihe verloren. „Die Niederlage in München tat weh, wir waren so nah dran“, redet Rüffieux nicht um den heißen Brei herum. Sie habe mit den Teamkolleginnen darüber gesprochen: „Wir wissen, dass die Fußballer von Bayern München nach drei Vizetiteln, darunter das verloren gegangene Champions-League-Finale dahoam 2012 mit dem Triple 2013 zurückschlugen. Wir werden an den Niederlagen wachsen. Mein großer Traum ist es, mit der HSG einen Titel zu gewinnen. Nun steigt das Selbstvertrauen immer weiter.“ Ein realistischer Traum? Doch wie realistisch ist das? Trainer Steffen Birkner nennt Borussia Dortmund und den THC als Favoriten. Die Nummer 3 der HSG sieht es so: „Wir sind näher dran als vor ein paar Jahren, aber dafür muss in den Play-Off-Spielen alles passen. Wir haben keinen Druck, aber es ist möglich. Es sind einige Teams auf Augenhöhe.“ Dass nach dem Erfolg gegen Thüringen erstmal eine Nationalmannschaftspause anstand, sieht Rüffieux übrigens nicht als Nachteil: „Die Teamkolleginnen sammelten weitere Erfahrungen, davon profitieren wir im Verein.“ Dies gilt übrigens auch für die Zugänge, die die Spielführerin „alle begeistern“. So spiele Elin Magnusdottir „sehr clever“, Farrelle Njinjeu sei „so unbekümmert“ und Nicole Roth bringe „viel Expertise“ mit: „Aber ich kann über alle nur positive Dinge sagen, wir sind ein Team und ziehen an einem Strang.“