Blomberg. Es hat so nicht geklappt. Aber es hat die Nelkenstadt weitergebracht. Dieses Fazit steht am Ende des Blomberger Verkehrsexperiments. Am Mittwoch zogen Initiatoren und Beteiligte Bilanz.
Wie berichtet, waren sechs Wochen lang die Verkehrsschilder in der Innenstadt verhüllt und der Marktplatz für Autos freigegeben. Shared space: Alle Verkehrsteilnehmer sollten sich den Raum teilen.
Bürgermeister Klaus Geise lud jetzt Vertreter von Blomberg Marketing, die beteiligten Behörden, aber auch Behindertenvertreter sowie Politiker ein, im Ratssaal darüber zu diskutieren.
Landschaftsarchitektin Gesche Heitkötter hatte im Auftrag von Blomberg Marketing das Projekt begleitet: Sie befragte Experten, Passanten und Anrainer, beobachtete, fotografierte und wertete eine Geschwindigkeitsmessung aus. Ihre Ergebnisse stellte sie jetzt im Rathaus vor.
Ihr klares Urteil: "Der gemeinsame Verkehrsraum hat keine neue städtebauliche Qualität ergeben." Die Gründe liegen für sie auf der Hand: Beispielsweise am Kurzen Steinweg ist es zu eng - gut zwei Meter zu schmal im Vergleich zu normgerechten Straßen.
Rücksichtslosigkeit war an der Tagesordnung, mussten die Initiatoren und Gesche Heitkötter konstatieren, und Autos dominierten die Stadt: Der Marktplatz war oft zugeparkt, Autofahrer fuhren zu schnell, die schwächeren Verkehrsteilnehmer, vor allem Senioren und Kinder, zogen massiv verunsichert den Kürzeren. "Die Belebung des Marktplatzes hat auch nicht funktioniert", so die Landschaftsarchitektin.
Gleichwohl hat sie bei ihren Befragungen eine grundsätzliche Befürwortung des Projektes erfahren: Lediglich an der Umsetzung habe es gehapert. Unterm Strich überwiegen für Gesche Heitkötter die positiven Impulse: "Aus Marketingsicht war das eine tolle Sache", sagt sie mit Blick auf die überwältigende Resonanz in überregionalen Medien. "Blomberg hat sich innovativ in der Öffentlichkeit präsentiert", und das Projekt habe die Diskussion über den öffentlichen Raum in der Innenstadt belebt.
Die Hälfte aller Befragten stört der Busverkehr in der Innenstadt, ein bereits vorhandenes Problem, das durch das Experiment noch stärker hervorgetreten sei. Der brach liegende Marktplatz müsse intensiver genutzt, die Geschwindigkeit herabgesetzt werden. Viele verschiedene Interessen müssten bei künftigen Planungen berücksichtigt werden. Mit diesem Appell rennt sie bei Bürgermeister Klaus Geise offene Türen ein: "Die Gesprächskultur, die wir jetzt erarbeitet haben, müssen wir weiter entwickeln."