Lügde. Martina Schwarzmann hat die 11. Spielzeit von "Kultur im Kloster" eröffnet. Ihr neues Programm "Wer Glück hat kommt" war ein großer Einstieg, der den Veranstaltern einen vollen Saal bescherte.
Bei ihren Auftritten macht sich Schwarzmann laut Gedanken auf einem Barhocker. Über das Leben, die Banalitäten des Alltags, ihre Kindheit, ihre Eltern, ihre Pubertät. Sie beobachtet sich selbst und andere sehr genau, bleibt aber dabei nicht stehen, spinnt weiter, präsentiert eine fröhliche Anarchie, die wir uns in unserem Alltag meistens nicht erlauben. Sie übrigens auch nicht - sagt sie jedenfalls.
Es ist immer wieder schön zu hören, wie Schwarzmann beispielsweise ihrer Oma Blumen in die Buchsbaumhecke steckt oder Bananen an den Apfelbaum hängt und damit ein Leben lang eingefahrene Routinen entgleisen lässt. So etwas macht ihr Spaß und darum geht es in ihren Programmen immer wieder.
Die Kabarettistin ist im vergangenen Jahr Mutter geworden ("...ich hatte den kompletten Bauch voller Kind") und sie ist erneut schwanger. Alles Dinge, die ihr Repertoire und ihren Erfahrungshorizont erweitern, sie aber - anders, als von einigen ihrer Bekannten erwartet - nur ansatzweise vom "Hully- Gully" in den "Spaßbremsenbereich" katapultierten.
Jedenfalls weiß Schwarzmann jetzt, was "Still-Demenz" ist. Die verhindert, so sagt sie, dass viele Frauen nach der Schwangerschaft den Weg zu ihrem Arbeitsplatz wiederfinden. Außerdem muss sie sich ständig gegen Kinderwagengrapscher zur Wehr setzen. "Bitte hören Sie auf, mein Kind zu begrapschen", singt sie - und dabei kann sie in einer sehr kreativen Art böse werden.
Schwarzmann denkt aber auch an die Zeit danach. Sie will aus ihrem Kinderwagen eine Kastaniensähmaschine machen und dann eine Spur zu den Wildschweinen legen, die "Im Winter ist hier keine Sau" in den Rasen pflügen. Oder die Maulwürfe in ihrem Garten mit Weihnachtsliedern von Hansi Hinterseer beschallen und damit fertig machen.
Die Kabarettistin weiß, was sie will. Und was sie nicht will. Zum Beispiel: dass zu ihren Liedern rhythmisch geklatscht wird. Sie kann sich Dinge vorstellen, die ihre Mitmenschen ganz sicher irritieren würden. "Es kostet oft nichts außer Überwindung. So hat's ein jeder in der Hand, den Alltag interessanter zu machen."
Dazu hat Martina Schwarzmann beigetragen, auch wenn - schade eigentlich - in Lügde und Umgebung jetzt wohl nicht plötzlich mit anarchistisch anmutenden Spaßaktionen gerechnet werden muss.