Detmold. Fünf Jahre hat der Herforder Eberhard Sandmüller gebraucht, um den Streckenverlauf der früheren PESAG-Straßenbahn nachzubauen. Das heißt: Er hat das am Computer getan und dazu 125.000 einzelne Objekte postiert, den Verlauf der Bahn exakt nachempfunden und auch jede Menge markante Bauten nach historischem Vorbild gebastelt.
Im Ergebnis kann man in der Simulation nun originalgetreu vom Detmolder Bahnhof aus nach Paderborn zuckeln. Warum man so etwas baut? „Hobby“, sagt der Herforder achselzuckend. Außerdem hat er Routine und schon die Straßenbahnen von Bielefeld, Herford und Minden in eine dreidimensionale Simulation im PC verwandelt.
Die Detmolder Bahn verschluckt übrigens 48 Gigabyte an Daten. Grundlage der Simulation ist das Programm „Trainz“ eines australischen Herstellers. Sandmüller schränkt die Grenzen des Machbaren ein: „Eine exakte Kopie der ursprünglichen Strecke ist nicht möglich. Ich weiß ja nicht genau, welches kleine Haus genau wie ausgesehen hat.“ Die Simulation stelle nicht den Zustand einer bestimmten zeitlichen Periode dar. Vielmehr sei es eine Mixtur aus unterschiedlichen. Daher gehe es ihm vielmehr um die Darstellung einer seinerzeit technisch nötigen Einrichtung, die zudem mit vielen Erinnerungen verbunden sei, aber auch mit authentischen Merkmalen an vergangene Zeiten erinnern soll. Nichtsdestotrotz hat der Straßenbahn-Fan zum Beispiel den Bahnhof exakt nachgebaut. Auch das Landestheater, das Sommertheater und weitere prägende Bauten. Es hängen über den Detmolder Kreuzungen sogar an den historisch richtigen Knotenpunkten alte Heuer-Ampeln.
Darunter rollen – außer der Straßenbahn – Autos, und es flanieren Passanten. Auch über Detmold hinaus ist die Simulation „nah dran“: Zwischen den Externsteinen zuckelt die Bahn selbstverständlich her, wenn sie auf dem Weg nach Paderborn ist. Zwei Stunden täglich, schätzt Sandmüller, habe er in seiner Freizeit an der virtuellen Straßenbahn gefeilt.
Grundlagen waren ihm dabei Bücher wie „Die PESAG – Straßenbahnen zwischen Paderborn, Detmold und Blomberg“ von Ludger Kenning sowie „Die Tram von Paderborn nach Detmold im Bild“ von R. Reimann und Rainer Bimmermann. Und was tun damit? Sandmüller schwebt Ähnliches vor wie beim Projekt der Bielefelder Straßenbahn. „Zu kommerzialisieren ist das nicht“, weiß er, aber Fahrten mit der Computer-Bahn ließen sich abfilmen und zum Beispiel bei audiovisuellen Vorträgen einsetzen. Und genau das ist auf mittlere Sicht der Plan des Herforder Bahn-Fans.