Hornsches Tor: Damit möchte die Stadt Interessenten locken

Detmold. Die Vermarktung des Hornschen Tores als Standort für neuen Einzelhandel kann beginnen. Die Stadt erhofft sich davon eine deutliche Belebung des Einzelhandels – ob dort eine Einkaufsgalerie nach bekanntem Muster entstehen wird, ist fraglich.

Der Fachausschuss für Stadtentwicklung hat der Verwaltung Grünes Licht für den Fahrplan gegeben, der vorsieht, die von der Stadt gekaufte Immobilie innerhalb von drei Jahren zu veräußern. Nach Worten von Baudirektor Bernd Zimmermann stellt sich die Stadt vor, am Ende einer europaweiten Ausschreibung drei bis vier Angebote und Konzepte auf dem Tisch zu haben. Dazu dürfe man aber nicht im Vorfeld das "Korsett zu eng ziehen", so Zimmermann. Sonst interessiere sich womöglich nämlich niemand mehr für den Standort.

Zimmermann spielte damit auf einen Antrag der FDP an. Die Liberalen wollten schon zu einem sehr frühen Zeitpunkt die Mitbestimmung der Politik absichern und Vorgaben machen – zum Beispiel im Hinblick auf Parkplätze für ein künftiges Parkhaus, Wohnnutzung in oberen Geschossen sowie geringere Einzelhandelsflächen als avisiert. Hier hatten auch die SPD und CDU dankend abgelehnt.

Klaus Brand sagte für die SPD: "Wir wollen nicht so früh Vorgaben machen und Investoren abschrecken." Friedrich-Wilhelm Sundhoff sagte für die CDU: "Es ist im Grunde nicht schlecht, was die FDP will – aber es kommt zu früh." Und hier flankierte auch Ausschussvorsitzender Erhard Friesenhan: "Für den Prozess gibt es ja zunächst nur allgemeine Vorgaben zur Entwicklung des neuen Standortes." Es gehe um die Rahmenbedingungen, nicht um verbindliche Details. Über diese werde die Politik noch ausführlich diskutieren können, bevor die Immobilie europaweit angeboten werde.

Für die FDP blieb Guido Wendt dabei: "Wir werden zu spät beteiligt. Wenn ein Investor zum Beispiel sagt, ich richte die Parkplätze in einem Parkhaus nur auf mein Bedürfnis aus und nicht auf das Parkplatzbedürfnis der ganzen Stadt, wird es schwierig. Wir wollen mehr und in einem Rahmenplan Vorgaben festzurren." Allerdings, erklärte Baudirektor Bernd Zimmermann mit Gegenbeispielen, würden sich wesentliche Rahmenbedingungen schon ganz von selbst ergeben. "Ich glaube", sagte er, "die Befürchtungen sind unbegründet. Die Politik wird an vielen Stellen beteiligt werden. Und einiges erledigt sich von selbst."

Zum Beispiel könne die Hornsche Straße im Abschnitt vor dem Parkhaus nur eine begrenzte Zahl von Fahrzeugen aufnehmen. Daraus ergebe sich von selbst, dass ein Parkhaus dort nicht mehr als 600 Plätze haben könne. Das Einzelhandelsgutachten der Stadt gebe die maximale Verkaufsfläche vor. Außerdem befinde man sich im historischen Stadtkern. Dort sei aus Denkmalgründen und nach der Gestaltungssatzung der Stadt ziemlich genau vorgegeben, was gebaut werden könne, wie es aussehen müsse und wie groß es werden dürfe. Das "Korsett" sei also schon da – man solle es besser nicht zu eng ziehen.

Nach Zimmermanns Worten wünsche sich die Stadt am Ende, drei bis vier interessante Konzepte für das Hornsche Tor. Klassische Einkaufsgalerie-Projekte mit vielen kleineren Geschäften wie noch vor zehn Jahren seien zum Beispiel heute gar nicht mehr so gefragt. Und bevor es um die verbindlichen Vorgaben gehe, werde die Politik als auch der Handel und die Detmolder Bevölkerung noch ausgiebig beteiligt.

Die Politik muss umdenken Kommentar Sven Koch Die Stadt betritt mit dem Hornschen Tor und der Vermarktung Neuland. Sie nimmt die Zügel in die Hand, um nicht zum Spielball von Immobilienfonds zu werden, und tritt als Käufer der Immobilie als Zwischenhändler auf. Das ist super, bloß darf die Mitsprache vieler Beteiligter wie der Politik nicht dazu führen, dass das Projekt zerfasert oder ausgebremst wird. Jeder Tag der Überziehung eines Zeitplans wird Geld kosten, etwa in Form von Zinsen. Es ist Dampf auf dem Kessel.

Natürlich ist es legitim, Vorgaben darüber zu machen, was man am Hornschen Tor will. Wenn aber die FDP jetzt schon zum Beispiel die Breite von Parkplätzen festsetzen will, geht das viel zu weit. Über welche Feinheiten wird man dann erst diskutieren wollen, wenn es ernst mit dem Verkauf wird? Das Schreckgespenst des Zerredens taucht auf.

Das Projekt Hornsches Tor ist mithin auch für die Politik Neuland. Andere Instrumente sind gefragt. Man darf nicht mit dem großen Langmut agieren, den man gegenüber Investoren manchmal zeigt. Denn Detmold ist ein aktiver Player im Multimillionen-Geschäft – inklusive Risiken. Wer etwas zum Politikum machen will, wird es eventuell teuer bezahlen und sich ins eigene Fleisch schneiden. Willkommen in der Wirtschaft.

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