Rooftop-Bar, Wohnen, Einkaufen: Detmold will das Hornsche Tor jetzt selbst machen

Detmold. Die Stadt will die weitere Entwicklung am Hornschen Tor in die eigene Hand nehmen. Zwar kooperiert sie in Sachen Hotel und Supermarkt mit dem Investor List-Gruppe. Doch was ein Parkhaus angeht, wird die Stadt selbst aktiv – und ebenfalls, was die weitere Entwicklung betrifft: Gewerbe, Wohnen, Einzelhandel, eine Rooftop-Bar. Denn die Chancen stehen schlecht, dass sich hierfür ein Investor findet. Abgesehen davon will die Stadt aus unterschiedlichen Gründen die Zügel in der Hand behalten. Preiswert wird das nicht.

Eine politische Richtungsentscheidung zur Eigeninitiative ist nach dem Wunsch des Verwaltungsvorstandes rasch nötig, um die Basis für das weitere Vorgehen zu legen. Denn so schnell wie möglich sollen die baurechtlichen Weichen für das gesamte Areal gestellt werden, damit der erste Spatenstich erfolgen kann. Die Bauleitplanung soll nämlich mit dem Satzungsbeschluss noch vor der Sommerpause beendet werden. Dann könnte zu Beginn 2026 mit dem Bau eines Nahversorgers und Hotels begonnen werden.

Jahrelange Versuche Über lange Jahre hinweg hatte die Stadt immer wieder versucht, das Hornsche Tor zu reaktivieren. Weil es aus unterschiedlichen Gründen nie voranging, hatte sie das Areal nach langem Ringen erworben. Aber auch danach war es schwer, Investoren zu finden - und als schließlich einer gefunden wurde, klappte das auch nicht. Corona kam dazwischen, permanent wandelten sich Anforderungen im Einzelhandel und die Wünsche der Stadt waren dazu nicht kongruent. Irgendwann kam die Idee auf, das Areal häppchenweise Teilen zu entwickeln.

Hier biss dann die List-Gruppe an. Doch was den restlichen Teil des Hornschen Tores angeht, schildert Technischer Beigeordneter Thomas Lammering, der auch Geschäftsführer der Gesellschaft für Stadtentwicklung ist, musste man schließlich die Flinte ins Korn werfen: &bdquo;Egal, wo wir gefragt haben, mit wem auch immer wir sprachen: Es ergab sich einfach nichts“, erklärte er im Jahrespressegespräch der Stadt.

&bdquo;Es ergab sich nichts“ Zudem sei das Gefüge zwischen Hornschem Tor, dem Ausbau der Hornschen Straße, der Sanierung der Langen Straße, dem Hotel- und Supermarkt-Bau sowie dem Errichten eines neuen Parkhauses – gelinde gesagt – schwierig. Nicht nur baulich. Alles sei vernetzt, eins hänge vom anderen ab. Zudem wolle die Stadt sowieso nicht wieder mit einem Investor arbeiten, bei dem sie sich der Gefahr aussetzen musste, sich irgendwann wieder mit Fonds und permanent wechselnden Besitzern herumschlagen zu müssen und ein &bdquo;Hornsches Tor 2.0“ an den Hacken zu haben, eine Billig-Lösung sowie den nicht geringsten Einfluss auf mögliche Ankermieter.

Da sei es besser, alles selbst in der Hand zu behalten und gestalten zu können – und anlässlich des Jahrespressegespräches der Stadt hatten Bürgermeister Frank Hilker und Kämmerin Dr. Miriam Mikus Lammering nur beipflichten können. Wenngleich natürlich klar ist, dass das Projekt ein großes Loch in Detmolds belastete Kasse reißen dürfte. Lammering bezifferte die komplette Entwicklung – inklusive dem Ausbau der Fußgängerzone in dem Areal - mit geschätzten 60 Millionen Euro. Einen guten Teil davon werden das neue Parkhaus verschlingen, das Hotel, der Supermarkt und der ganze Tiefbau – aber auch der in Eigenregie noch zu entwickelnde Rest, den die Stadt als &bdquo;Los 1“ bezeichnet.

Ideen vorgestellt Das Hornsche Tor ist in drei Zonen aufgeteilt: der Bereich Hornsche Straße/Leopoldstraße, wo das neue Hotel entstehen soll (Los 3), der mittlere Bereich mit Parkhaus und Supermarkt (Los 2) und schließlich der Bereich, auf dem die bisherige Einkaufsgalerie zur Langen Straße hin gestanden hat (Los 1). Im Prinzip soll dort nach Vorstellungen der Verwaltung ein recht ähnlicher, neuer Baukörper entstehen - mit Einzelhandel und einem (Ankermieter) zur Langen Straße hin und Arkaden zur Hornschen Straße. Außer Gewerbeflächen sollen darin Räume für die Verwaltung, Büros, Praxen, Wohnungen sowie ein Rooftop-Café im Obergeschoss entstehen, auf das sich Bürgermeister Frank Hilker schon lange freut: &bdquo;Stellen Sie sich etwas wie das Bernstein in Bielefeld in Detmold vor – mit dem Unterschied, dass man von dort oben auf unsere wunderschöne historische Altstadt blicken kann.“ In einem Teilbereich von Los 2 würden außerdem ebenfalls Wohnungen entstehen. Die Zügel für die Entwicklung soll die Gesellschaft für Stadtentwicklung in der Hand halten. Alles weitere zur Entwicklung des Areals, so Lammering, solle dann an ein externes Unternehmen vergeben werden.

Fehlt noch der politische Auftrag - und laut Thomas Lammering gebe es schon Interessenten, mit denen verhandelt werden müsse, denn &bdquo;bevor die Tinte unter einem Vertrag nicht trocken ist“, werde natürlich nichts gebaut. Die Stadtentwicklungsgesellschaft hat dem Aufsichtsrat der DetCon in dessen Sitzung am Donnerstag daher schon mal ihre Pläne vorgestellt.

Die Public Sector Project Consultants GmbH unterstützte die Präsentation mit Wirtschaftlichkeitsberechnungen für unterschiedliche Modelle. Es ging dabei um Einzelhandelsnutzung, Büroflächen, Wohnen, Praxen, Gastronomie und mehr. Gerechnet auf 50 Jahre müsse zwar mit anfänglichen Unterdeckungen gerechnet werden, anschließend mit durchweg positiven Cashflows. Zentrale Parameter seien hier die erzielbaren Mieten und die langfristig durchsetzbaren Mieterhöhungen. Außerdem würden durch die neuen gewerblichen Einheiten Einzelhandel und Gastronomie neue Arbeitsplätze geschaffen, und die Stadt Detmold erwarteten zusätzliche Gewerbesteuererträge.

Laut Stadt Detmold sei zunächst der Auftrag ergangen, auf Basis der vorliegenden Berechnungen weiter mit vorhandenen Interessenten zu verhandeln. Es war auch die Nutzung von Flächen durch die Verwaltung erwogen worden. Das solle, so die Stadt, allerdings nicht weiterverfolgt und über den Stand der Verhandlungen zeitnah berichtet werden.

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