Detmold. Das erste Mal gewebt hat Ulrike Güse mit 14 Jahren im Jugendzentrum Detmold-West. Heute verdient sie mit dem Weben ihren Lebensunterhalt – auf Gran Canaria, wo sie seit 19 Jahren lebt. Am Wochenende kehrt die Kunsthandwerkerin zurück in die alte Heimat, um ihre Arbeiten beim 44. Detmolder Kunstmarkt anzubieten.
„Das Handarbeiten habe ich schon als Kind von meiner Mutter und meiner Großmutter gelernt. Und das zieht sich seither wie ein roter Faden durch mein Leben", erzählt Ulrike Güse. „Ich brauche am Ende des Tages etwas, das ich selbst hergestellt habe und das ich anfassen kann."
Ulrike Güse, 1963 geboren, besucht in Detmold die Realschule I, ehe sie eine Ausbildung zur Siebdruckerin absolviert. 1989 reist sie zum ersten mal auf die Kanarischen Inseln und lernt dort ihren Mann kennen. „Durch ihn bin ich gleich bei dieser ersten Reise mit dem traditionellen Kunsthandwerk der Kanaren in Kontakt gekommen. Das wurde Ende der 1980er Jahre dort sehr gefördert", erzählt Ulrike Güse.
Das Kunsthandwerk habe auf den Kanaren immer eher für den häuslichen Bedarf stattgefunden und basierte auch auf Tauschhandel: Wer einen Webstuhl hatte, verwob die vom Nachbarn produzierte Wolle. Das sei Fluch und Segen, berichtet Ulrike Güse.
„Dadurch ist das Kunsthandwerk sehr ursprünglich und authentisch geblieben – aber es ist auch verletzlich, weil es kein Geschäft gibt und auch keine Nachfolger." Neben dem textilen Handwerk hätten die Korbflechterei und die Töpferei mit heimischen Materialien die Jahrhunderte überdauert. Heute werde die Volkskunst von einer Stiftung der Inselregierung gefördert.
Ulrike Güse arbeitete auf Gran Canaria erst noch als Druckerin, ehe sie sich selbstständig machte mit ihrem Kunsthandwerk. Dazu gehört auch das Färben mit Naturfarben, das sie sich von einer einheimischen Weberin zeigen ließ.
„Das Färben und das Weben ergänzen sich ganz toll. Ich färbe das gesponnene Garn. Selbst spinnen könnte ich nicht auch noch, dann hätte ich ein unbezahlbares Produkt", sagt Ulrike Güse.
Beim Färben arbeitet sie mit lokalen Pflanzen und der Cochenille-Schildlaus, die auf den Kanarischen Inseln beheimatet ist. „Diese Farben sind Ausdruck und Spiegel meiner wahnsinnigen Liebe zur Natur der Kanarischen Inseln mit ihrem Pflanzenreichtum", sagt Ulrike Güse. „Das hier ist ein Paradies für Naturfärber."
Ihr Wissen ums Färben und Weben gibt die Ex-Detmolderin auch in Kursen für Kreativ-Urlauber weiter. Außerdem verkauft sie ihre Arbeiten in Geschäften und auf Märkten. Auf dem Kunstmarkt Detmold ist sie erstmals zu Gast.
Die Kunsttage
Die 44. Detmolder Kunsttage beginnen am Freitag, 8. September, mit einer Vernissage in der Stadthalle. Auf dem Schloßplatz läuft am Samstag und Sonntag, 9. und 10. September, jeweils von 10 bis 18 Uhr der große Kunsthandwerkermarkt. Mehr als 90 Beschicker bieten ihre Waren an.