Neuer Campus in Detmold soll Weg für kreative Start-Ups ebnen

Detmold. In der Residenzstadt herrscht die größte kreative Dichte in ganz OWL. Zwar hat Bielefeld insgesamt die Nase vorn – aber auf die Einwohner hochgerechnet ist Detmold einsame Spitzenklasse. Grund genug, um diese Chancen auszureizen, in der Stadt die Kultur und Kreativwirtschaft voranzubringen. Zwei Projekte sind auf dem Weg – das &bdquo; KreativQuartier " und der Kreativcampus .

Letzterer entsteht an der Bielefelder Straße auf dem Areal der früheren Fachhochschule. Das Projekt geht nun einen Schritt voran, damit es Gelder aus den Fördertöpfen der Regionale 2022 gibt. Vereinfacht gesagt, wird die Medienproduktion der Hochschule OWL nach Detmold ziehen und sich im Wesentlichen hier mit dem Campus Emilie sowie der Hochschule für Musik und der Wirtschaft vernetzen. Medienproduzent Guido Falkenmeier und Hochschulpräsident Jürgen Krahl stellten das Projekt im Fachausschuss für Stadtentwicklung vor. Dieser musste ein Votum abgeben, damit es weitergeht. Alle stimmten zu – die Grünen enthielten sich vorläufig.

Detmold, schilderte Hochschulpräsident Jürgen Krahl, werde zum &bdquo;Nukleus für die gesamte Kreativregion". Kreatives, Digitales und die Wirtschaft wolle man hier zusammenbringen, die Ansiedlung von Start-Ups – angedockt an den Kreativcampus – ermöglichen und kreative Kompetenzen in Detmold an einem Standort bündeln. Das Potenzial in Detmold, ergänzte Guido Falkenmeier, sei sehr groß. Man wisse durch eigene Umfragen, dass Studierende im Bereich der Kreativ- und Kulturwirtschaft eine hohe Gründungsmotivation hätten.

&bdquo;55 Prozent würden sich gerne selbstständig machen. 47 Prozent tun es dann auch", so Falkenmeier. &bdquo;Zwar bleibt vielen Absolventen nichts anderes übrig, weil es in dieser Branche viele Selbstständige gibt. Aber es existiert eine hohe Dichte an Absolventen, die sehr schnell mehrere Mitarbeiter haben – warum sollten die nicht bei uns bleiben?" Sprich: sich am Kreativcampus oder im Umfeld ansiedeln. Denn man wisse: Die Klientel hätte gerne Zugang zu hochqualitativer Infrastruktur, was die Studios und Labore am Kreativcampus bieten würden. Auf der anderen Seite gebe es dafür im Austausch die Bereitschaft, auch höhere Mieten zu zahlen.

Im Kreativcampus solle es verschiedene Standbeine geben. Eines davon wird das &bdquo;KreativInstitut.OWL" – eine einzigartige Konstellation einer Universität (Paderborn), einer Kunsthochschule (Hochschule für Musik) und einer Hochschule für angewandte Wissenschaften (Hochschule OWL). Faktisch werde das bereits gelebt – Institute der Hochschule für Musik und der Hochschule OWL arbeiten zusammen – beispielsweise für Film- und Musikinformatik. Als weiterer Partner komme das &bdquo; Fraunhofer-Institut for Digital Media Technology" ins Boot – das biete Perspektiven in der Erforschung von Akustik in virtuellen Räumen.

&bdquo;Zum Glück", sagte für die Grünen Wulf Hermann an die Adresse von Krahl und Falkenmeier, &bdquo;haben Sie uns das alles erklärt. Jetzt verstehe ich es auch." Das Projektdossier wimmle nur so von Unverständlichkeiten, die nach seiner Meinung nur &bdquo;Eindruck schinden" sollten (Kostprobe aus der Redaktion: &bdquo;Das Gebiet des Kreativ Campus Detmold entwickelt sich gemäß des Navigationssystems UrbanLand zu einem Kreativquartier in einem Raumtyp Allrounder"). Bündnis 90/Die Grünen würden sich daher zunächst enthalten – aber im Rat vielleicht anders abstimmen, da man ja nun begriffen habe, worum es geht. Seine Fraktionskollegin Elke Wittek stimmte ihm zu: &bdquo;Danke für die Beispiele an die Vortragenden – allerdings weiß ich immer noch nicht, was man sich unter Kreativ- und Kulturwirtschaft genau vorstellen soll."

Mit Begrifflichkeiten und Anglizismen hatten auch auch anderen Fraktionen Probleme. Wichtiger war für die CDU jedoch, dass dieser Campus nach Detmold kommt. Friedrich Wilhelm Sundhoff erklärte: &bdquo;1971 hat Detmold geschlafen, als die Hochschule nach Lemgo ging. Das darf nicht wieder passieren." Für die SPD sah Kai Kottmann große Chancen – mit Neid habe man stets nach Lemgo geschaut. Für die Linken stimmte Evelin Menne zu, mahnte aber auch das Vokabular an: Gerade bei solchen Projekten müsse man alle Leute mitnehmen. Seitens der FDP stimmte Guido Wendt zu – er könne auch verstehen, wenn mancher Verständnisprobleme gehabt habe. Auf der anderen Seite habe aber jede Branche ihr Fachvokabular.

Und dazu erklärte Hochschulrektor Krahl: &bdquo;Unsere Professoren lesen vieles auf Englisch – da bleiben dann Begriffe hängen, für die es noch kein deutsches Wort gibt."

Das will die Regionale 2022 Die Regionale 2022 ist eines der größten Projekte für OWL. In den kommenden fünf Jahren soll dafür ein komplexes Infrastrukturprogramm auf die Beine gestellt werden. Hinter der Regionale steht eine geschätzte Gesamtfördersumme von rund 150 Millionen Euro. In Detmold gibt es den Kreativcampus, ein Kreativquartier an den ehemaligen Britensiedlungen sowie das Parkhaus Lustgarten als Projekte, die bis zur schlussendlichen Förderung verschiedene Stufen durchlaufen und akzeptiert werden müssen. Ziele der Regionale sind die Verbesserung der ländlichen Strukturen. Es sollen durch Projekte auch mehr Jobs geschaffen werden, die Fahrgäste im öffentlichen Personennahverkehr um 15 Prozent erhöht und 100 Kilometer neue Radwege gebaut werden.

Workshop für das neue Quartier Räume für Kreative, eine Kita und vieles mehr – das schwebt der Stadt in einem Teilbereich der früheren Britensiedlungen vor. Er soll zum &bdquo;KreativQuartier" werden, flankierend zum Kreativ Campus, und sich entlang der Siegfriedstraße und rund um den früheren Naafi-Shop gruppieren. Mit dem Projekt bewirbt sich die Stadt um Fördergelder aus den Töpfen der Regionale 2022. Gestern trafen sich gut 50 Akteure aus Stadtentwicklung, Kultur und Wirtschaftsförderung zu einem Workshop. Zuvor gab es eine Besichtigung der früheren Britensiedlung. Ausgelotet wurden Fragen: Was braucht die Britensiedlung als neues Stück Stadt, was ein Kreativquartier?

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