
Detmold. Nach etwas mehr als einer Woche zeigt sich an der Elisabethstraße immer noch dasselbe Bild: Viele Radfahrer sind nach wie vor auf dem Gehweg unterwegs, obwohl dies mittlerweile nicht mehr gestattet ist. Und auch die Autofahrer müssen sich ganz offensichtlich noch an die Geschwindigkeitsreduzierung von Tempo 50 auf 30 gewöhnen, wie Anlieger beobachtet haben.
Grundsätzlich, das hat sich bei einer Umfrage der LZ in der Elisabethstraße gezeigt, trifft das neue Tempo 30 bei vielen auf Zustimmung. Da damit die Anwohner und vor allem auch die Nutzer der angrenzenden sozialen Einrichtungen geschützt werden sollen, verwundert es nicht, dass sich allen voran Bewohner des diakonis-Seniorenzentrums und Mitarbeiter der AWO-Kita „Lummerland" für die Geschwindigkeitsreduzierung aussprechen. „Wir haben viele Jahre für Tempo 30 gekämpft. Es ist schön, dass es nun soweit ist, und wir hoffen, dass es noch bei allen ankommt", sagte Kita-Gruppenleiterin Mirjam Nocken.
Wieder andere bezeichneten die neue Regelung als „okay" oder „in Ordnung" – obwohl es sich um eine Ausfallstraße handele und somit immer viel Verkehr fließe (derzeit sogar gefühlt noch mehr als sonst, weil sich im direkten Umfeld Baustellen befänden) und obwohl sich trotz der Präsenz des Blitzerwagens noch lange nicht alle daran hielten, weder Auto- noch Taxi- oder Busfahrer.
Die neue Regelung für die Radfahrer, die nur noch auf der Straße fahren dürfen, trifft dagegen auf geteilte Meinungen. „Es ist richtig, dass die Radfahrer nicht mehr auf dem Gehweg fahren sollen. Es hat immer Probleme an den Einfahrten zu den Grundstücken gegeben", erklärte beispielsweise Bodo Polley, der im diakonis-Seniorenzentrum wohnt. Außerdem seien viele Senioren, die mit Rollator unterwegs seien, nicht flexibel genug, um Radfahrern auf den Gehweg auszuweichen. Und auch Stephanie Witt, die in der Nachbarschaft wohnt, sieht ihre Kinder auf dem Gehweg nun besser geschützt – „zumal nicht jeder Radfahrer Verständnis für Kinder hat". Dass ihre Kinder, wenn sie älter sind und sicher Rad fahren, auf der Elisabethstraße unterwegs sein werden, könne sie sich mit Blick auf das Tempo 30 gut vorstellen.
Wieder andere sehen das Gefahrenpotenzial eher bei den Radfahrern, wenn diese nun nur noch auf der Straße und nicht mehr auf dem Gehweg fahren sollen. „Die Straße ist viel zu schmal", sagte Herbert Küllmer vom gleichnamigen Sanitär- und Heizungstechnikbetrieb und wurde darin von vielen Anwohnern bestätigt. Aus Angst würden viele weiterhin den Gehweg nutzen.
Und das ist nach Ansicht einiger Anlieger auch sinnvoll – nicht nur weil der Radverkehr auf der Straße zu Rückstaus führe, wie Stefan Wirsching von Reifen Reimann beobachtet hat. „Vor Jahren ist die Fahrbahn verkleinert worden, damit die Radwege angelegt werden konnten", berichtete eine weitere Anwohnerin, die ihren Namen nicht erwähnt wissen möchte. Das habe nicht nur viel Geld gekostet, sondern sei auch auf Protest bei den Anwohnern gestoßen. Außerdem, so heißt es einige Häuser weiter, sei man an die Radfahrer gewöhnt und beim Ausparken aus den Einfahrten entsprechend vorsichtig. „Auch die Radfahrer müssen natürlich aufpassen und dürfen nicht rasen", betonte eine Besucherin des AWO-Begegnungszentrums.
An Verbesserungsvorschlägen zu der jetzigen Regelung wurde unter anderem ein Radfahrstreifen auf der Fahrbahn und eine bessere Beschilderung genannt. Bemängelt wurden zudem die aus Sicht vieler Anwohner „zu kleinen" Radfahrer-Piktogramme auf der Straße und dass das rote Pflaster auf dem Gehweg weiterhin einen Radweg andeute – kein Wunder also, dass die Radler immer noch ihre gewohnte Strecke führen.
Die Stadtverwaltung hatte bei einem gemeinsamen Pressetermin mit dem Allgemeinen Deutschen Fahrradclub, der sich für die Neuregelung ausgesprochen und eingesetzt hatte, und der Polizei bereits angekündigt, dass noch einmal nachgebessert werden soll. Was genau und wann etwas geschehen soll, ist allerdings noch nicht bekannt.
Zwischenruf
Dass die Verlagerung des Radverkehrs vom Gehweg auf die Straße nicht geräuschlos ablaufen würde, war vorhersehbar. Die Stadt hat in den vergangenen Jahren immer wieder versucht, die Pedalritter auf die Straße zu locken – mit wenig Erfolg. Die Neuregelung nun mit der Geschwindigkeitsreduzierung für den Autoverkehr zu kombinieren und zu einer Zeit der erhöhten Belastung durch umliegende Baustellen einzuführen, ist ungünstig. Besser wäre es gewesen, erst einmal die Öffnung der Industriestraße abzuwarten. Diese ist gerade mit einer zusätzlichen Abbiegespur versehen worden und soll künftig mehr Verkehr aufnehmen. Stattdessen gibt es nun Kuddelmuddel an zwei Stellen: in der Industriestraße, die stadteinwärts gesperrt ist, und in der Elisabethstraße.