14 Wohnungen für den Block 44

Detmold. Der Schriftzug &bdquo;No Parking“ ist gerade noch zu lesen. Halb verblasst verläuft er über der großen 44, die sich links neben dem Eingang befindet. Dabei handelt es sich nicht etwa um die Hausnummer, sondern die Nummer des Kasernenblocks. Als die Britische Rheinarmee hier an der Richthofenstraße stationiert war, befand sich in diesem Gebäude eine Mannschaftsunterkunft für die Soldaten. Heute führen die Handwerker hier das Regiment.

&bdquo;Der Umbau läuft seit Mitte Januar“, berichtet Elke Kuhlemann-Stobbe von der Stadt Detmold, die das Projekt planerisch betreut. Für Baukosten in Höhe von rund 2,5 Millionen Euro sollen hier 14 Sozialwohnungen entstehen. Ziel ist es, dem Gebäude wieder Leben einzuhauchen und es für Wohnzwecke herzurichten. Kein einfaches Projekt, denn es müssen eine Reihe von Vorgaben erfüllt werden. Um eine Förderung aus dem Topf des sozialen Wohnungsbaus zu bekommen, müssen die Einheiten beispielsweise barrierefrei sein und einen Freisitz haben. Dies wiederum kollidiert mit Vorgaben des Denkmalschutzes, nach denen die Fassade zur Straßenseite hin in ihrer ursprünglichen Form erhalten bleiben muss.

Fenstersprossen verleihen besonderen Charakter

Der Blick geht nach oben, über das Gerüst hinaus. Das Dach bleibt wie es ist: Schieferplatten, kleine Gauben – die historische Optik. Die Fenster und die Fensterbänke in den einzelnen Geschossen sind dagegen bereits ausgetauscht, an den Rändern lugt das Mauerwerk unter der Putzschicht hervor.

&bdquo;Das Glas ist mehrfach isoliert, aber die Profilierung ist wie vorher“, sagt Elke Kuhlemann-Stobbe und deutet auf die Sprossen in den Fenstern, die dem Gebäude einen besonderen Charakter verleihen. Das uniforme Grün, das die alten Kasernenblöcke kennzeichnet, wird dagegen entfernt. Der Fachbereich Stadtentwicklung der Stadtverwaltung hat vor einigen Jahren ein Farbkonzept erarbeitet, das nach und nach umgesetzt wird. Der Standort des Bildungshauses Weerth-Schule ist gelb, die benachbarte Pflegeeinrichtung trägt ein leichtes orange – und für den Block 44 werde es ein Grau-Blau-Ton sein.

Die schwere Eingangstür steht offen, das Holz ist an einigen Stellen geflickt. Und auch die nächste Tür weist Schäden auf. Der lange Leerstand hat augenscheinlich Spuren hinterlassen. Der Eingangsbereich mündet in einen langen Flur, der von links nach rechts einmal durch das Gebäude läuft. Die Bodenfliesen sind mit einem dicken Staubfilm überzogen – aus der Vergangenheit und von den Bauarbeiten.

&bdquo;Die inneren Strukturen bleiben erhalten“, berichtet die Projektleiterin. Dazu gehört nicht nur der lange Flur, sondern auch die halbhohe Wandbekleidung. Unterbrochen wird sie durch zugemauerte Türen – und das wird auch so bleiben, denn bei den Fliesen wird nicht nachgearbeitet. Stattdessen sollen die zugemauerten früheren Türöffnungen abgedeckt werden, so dass weiterhin zu erahnen sein wird, wie es früher einmal aussah. Auch das Parkett soll teilweise drin bleiben. Bei der Raumaufteilung hat sich dagegen viel verändert. Aus Stuben, Gemeinschaftsbädern und Gemeinschaftstoiletten im Erd- und im ersten Obergeschoss sind 750 Quadratmeter Wohnfläche geworden, die sich auf 14 Einheiten mit Größen zwischen 36 und 86 Quadratmeter verteilt. Auch ein Schacht für einen Aufzug ist bereits erstellt.

Überall im Gebäude herrscht Geschäftigkeit. Immer wieder erscheinen Handwerker aus den angrenzenden Wohnungen auf dem Flur und holen sich etwas von dem gestapelten Baumaterialien. Latten werden zurecht gesägt, Werkzeuge ausgetauscht. Dann verschwinden die Arbeiter wieder durch die Türöffnungen. Der Blick ins Innere der Wohneinheiten zeigt, dass die Innenwände bereits gezogen sind. Teilweise laufen Installationsarbeiten.

&bdquo;Die Balkone werden seitlich oder auf der Rückseite des Gebäudes angebracht“, erklärt Kuhlemann-Stobbe. Bei einer Einheit gibt es eine Besonderheit: Da die Wohnung nach vorne zur Straße rausgeht, wo aus Gründen des Denkmalschutzes kein Balkon möglich ist, wird nun eine Loggia angebracht – also ein Freisitz, der nach innen gezogen ist. Mit diesem Trick könne die Vorgabe aus dem sozialen Wohnungsbau doch noch erfüllt werden.Eine Treppe führt hoch bis unters Dach, wo die obere Geschossdecke gedämmt wird. Hier finden sich einige Malereien an den Wänden, Dachschrägen und ein Pfeilern. Tiere sind zu sehen, Bäume, Blumen. Auf den ersten Blick ungewöhnlich für eine Mannschaftsunterkunft in einer Kaserne. Aber ein Beleg dafür, dass das Haus eine Geschichte hat. Und bis Ende des Jahres soll daraus ein neuer Anfang werden – mit neuem Leben für das Viertel.

Berechtigte für Sozialwohnungen

In Detmold gibt es aktuell 2160 Sozialwohnungen (Stand: 31. Dezember 2020) – Tendenz abnehmend. Die Stadtverwaltung geht davon aus, dass in den kommenden zehn Jahren weitere Objekte aus der Mietpreisbindung herausfallen. Sozialwohnungen stehen übrigens nicht nur Sozialleistungsbeziehern zur Verfügung. Berechtigt sind auch Geringverdiener, wenn eine bestimmte Einkommensgrenze und angemessene Wohnungsgröße eingehalten werden. Bei einer Familie mit zwei Kindern und einem Verdiener stellt die Stadt zum Beispiel bis zu einem Jahresbruttoeinkommen von 54.600 Euro einen sogenannten Wohnberechtigungsschein aus.

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