Wohnen in Herfords alter Bonbonfabrik: Architekt gibt exklusiven Einblick nach dem Umbau

Herford. Blaufärberei, Bonbonfabrik und Location für den berühmten Herforder Jazzclub: Das markante Gebäude &bdquo;An der Bowerre“ aus dem Jahr 1856 hat eine bewegte Geschichte. Jetzt wird das unter Denkmalschutz stehende einstige Industriegebäude mit den roten Backsteinen zum Wohnraum. Der Engeraner Architekt Christian Rothschild gibt einen exklusiven Einblick ins Innere und verrät, was aus dem alten Aufzug im Haus wird.

Es ist das letzte große Projekt von Rothschild, der bereits in Rente gegangen ist: das neue Zuhause seiner Tochter und seines Schwiegersohns. Und das ist gewiss kein alltägliches Geschäft. 2021 entdeckt der 67-Jährige eine Anzeige im Immobilienportal. &bdquo;Parkplatz mit aufstehender Altimmobilie“ heißt es da. &bdquo;Das Haus war verriegelt und verrammelt, die Fenster kaputt, mit Brettern dichtgemacht. Im Inneren war es finster“, erinnert sich der Engeraner an den ersten Eindruck. Zuletzt war das Areal nur als Stellfläche für Autos genutzt worden.

Doch welche Schönheit hier schlummert, das war der Familie schnell klar. 2021 kaufte Rothschilds Tochter die Immobilie. Das Haus stand da bereits weitestgehend leer. Ein paar bunte Farben an den Wänden in den oberen Geschossen erinnerten an die ruhmreichen Zeiten des Jazzclubs. 2022 starten die Bauarbeiten. Trotz des Denkmalschutzes geht es gut voran. &bdquo;Ich muss da die Stadt und das Denkmalamt wirklich loben“, meint Rothschild.

Altes Treppenhaus bleibt unverändert Zu tun gibt es einiges. Da ist die Fassade. Der rote Backstein ist nicht mehr an allen Stellen intakt, ein Teil muss verputzt werden. An anderen Stellen werden die Steine ausgebessert. &bdquo;Während zwei Seiten sandfarben verfugt waren, waren die anderen beiden schwarz. Entsprechend mussten wir mit zwei Farben arbeiten“, erzählt der Engeraner. Die alte hölzerne Haustür war nicht mehr zu retten. Ein Tischler habe eine neue gefertigt - nach der Vorlage des alten Exemplars.

Auch die Fenster mit den kleinen Scheiben müssen weitestgehend ersetzt werden. Fünf, die noch heile sind, bleiben. Auch wenn sie nicht so gut isoliert sind. Das ist eben auch Denkmalschutz. Was noch in Ordnung sei, werde nicht getauscht, weiß Rothschild.

Im Inneren fällt sofort das Treppenhaus auf. Die Steintreppe unten wird unverändert bleiben, das Geländer aufgearbeitet. Die alten roten Fliesen am Boden und die weißen an den Wänden werden auch künftig den Charme des Gebäudes unterstreichen. Da wurde zusammengesucht, was es noch an Resten gab und dann wieder verbaut. Noch ist nicht alles fertig. Die zweite Treppe, die nach ganz oben führt, ist aus Holz. Das war sie auch vorher schon. Rothschild: &bdquo;Sie musste zwar erneuert werden, ist aber exakt nach der alten Variante gefertigt“.

Unten befinden sich Küche und Wohnraum. Darüber mit einer Art Galerie das Elternschlafzimmer und ganz oben die Kinderzimmer. Im Schlafzimmer steht ein Schacht mit viel Kabellage offen. Hier war einst ein Materialaufzug. Auch der darf wegen des Denkmalschutzes nicht einfach zugemauert werden. Die alte Tür liegt bei Christian Rothschild zu Hause. Sie wird wieder eingebaut, der Raum später als kleine Abstellkammer genutzt. Der Holzfußboden macht es hier im Schlafbereich richtig heimelig.

Ganz oben im Bereich der Kinderzimmer muss noch einiges getan werden. &bdquo;Bei so einem Projekt muss man sich Stück für Stück vorarbeiten, kann nicht an allen Stellen gleichzeitig beginnen“, weiß der Architekt. Zwei Zimmer gibt es hier - und ein ganz besonderes Bad soll entstehen. &bdquo;Hier kommt die Dusche hin“, sagt Rothschild. Und blickt dann nach oben. Zu erkennen ist die Technik des Aufzugs an dieser Stelle. &bdquo;Da bauen wir dann die Duschbrause rein“, so Rothschild.

Er muss dabei grinsen, man merkt, wie viel Spaß ihm dieser Umbau macht, auch wenn er, wie er sagt, sich seine ersten Jahre im Rentnerdasein etwas anders vorgestellt hatte. Toll finde er, dass immer wieder Leute vorbeikommen, staunen, was sich tue. Manche hätten auch Bilder vorbeigebracht, wie das Haus vorher ausgesehen habe.

Was die aufwendige Sanierung kostet Bei der Sanierung der &bdquo;Bonbonfabrik“ packen alle mit an. Sein Schwiegersohn, aber auch Rothschild selber. Er ist vor allem für das Treppenhaus verantwortlich. Das Schwierige bei dem Bau: in die alte Substanz moderne Technik zu bekommen. Stichwort: Heizung oder Dämmung. Im Treppenhaus darf beispielsweise wegen des Denkmalschutzes kein Heizkörper angebracht werden. Hier versteckt sie sich als Deckenstrahlheizung verdeckt auf der Rückseite der Treppe. In den Räumen wurde eine Fußbodenheizung installiert. Energetisch sei so ein Haus nicht mit einem Neubau vergleichbar. &bdquo;Wir haben hier KfW 100 Denkmal-Standard “, erklärt Rothschild.

Mit dem Anbau - es ist ein modernes, weiß verputztes Gebäude, leicht zurückgesetzt und mit viel Glas - hat die Familie von Rothschilds Tochter dann 165 Quadratmeter zur Verfügung. Weil es einfacher ist, ein Bad in einem Neubau einzurichten, ist es dementsprechend dort. Graue große Fliesen geben einen ersten Vorgeschmack. Außerdem wird es im Anbau oben ein Arbeitszimmer geben, davor einen Balkon. &bdquo;Unten wird eine Sauna eingebaut“, berichtet Christian Rothschild.

Und was kostet so eine aufwendige Sanierung? Der Kaufpreis war in diesem Falle nicht das Ausschlaggebende. Mit gewisser Eigenleistung und natürlich auch Rotschilds guten Kontakten, gibt der Architekt zwar nicht die Summe preis, aber eine Einordnung: &bdquo;Das ist vergleichbar mit dem Bau eines neuen ordentlichen Einfamilienhauses.“ Jetzt wird es noch etwa acht Wochen dauern, dann wird Rothschilds Tochter mit Mann und Kind in das Haus im Herzen der Innenstadt einziehen.

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Blick in die alte Herforder Bonbonfabrik

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