Traditionsmetzgerei macht Zwangspause auf dem Detmolder Markt

Detmold. &bdquo;Mal eben schnell ne Wurst bei Grämmel auf dem Markt essen." Es gibt wohl kaum einen Satz, der von Einheimischen häufiger gesagt wurde. Seit rund drei Monaten ist das obligatorische Würstchen auf dem Wochenmarkt aber leider nicht mehr drin.

Erstmals in knapp 70 Jahren Verkaufsgeschichte macht der Fleischereimeister eine Zwangspause auf dem Detmolder Markt. Der Grund: Derzeit ist einfach nicht genug Personal da, das die drei Markttage stemmen könnte, sagt Andreas Grämmel, der sich im Familienbetrieb um die Produktion kümmert. Doch die Suche geht weiter. Den Standort aufgeben, das wolle man auf keinen Fall.

Zwei Mitarbeiterinnen hätten im April wie aus dem Nichts nacheinander gekündigt und seien weggezogen, den kurzfristigen Ausfall habe das Familienunternehmen nicht ausgleichen können. &bdquo;Man braucht mindestens vier bis fünf Leute, sonst geht man unter", sagt Alexandra Grämmel. Schweren Herzens habe sich die Fleischerei deshalb für die Zwangspause entschieden, die beiden Markttage in Lage und Horn seien gerade so noch machbar, mehr gehe nicht.

Ein Stück Lebensgefühl

Doch den Fans muss jetzt nicht direkt die Wurst im Hals stecken bleiben, denn natürlich sucht Familie Grämmel händeringend neues Personal. Bisher sei die Suche nur leider nicht von Erfolg gekrönt worden, sagt Andreas Grämmel. Fleisch verkaufen – vor allem auf einem Markt – sei eben schon etwas Besonders, das viel Durchsetzungsvermögen, fachliches Wissen und Charisma erfordere. Nicht jeder sei für den Job geeignet.

&bdquo;Man verkauft ja nicht nur Fleisch und Wurst – sondern ein Stück Lebensgefühl", sagt Seniorchef Eckhard Grämmel. Der 77-Jährige vermisst seine Detmolder Kundschaft ungemein, sagt er. Schließlich baue man über Jahrzehnte ja eine richtige Bindung zu den Menschen vor dem Verkaufsstand auf. &bdquo;Es schmerzt schon, nach so langer Zeit eine Pause einzulegen, aber momentan geht es nicht anders", sagt der Seniorchef, der schon von Kindesbeinen an im Betrieb seines Vaters mitgearbeitet hatte.

Der feste Stammplatz auf dem Detmolder Marktplatz ist jedoch nicht verloren, auch die Stromkosten zahle Grämmel weiter. Bis Oktober habe Marktmeister Jürgen Hagemeister Grämmel Zeit gegeben. Wenn es bis dahin immer noch kein neues Personal gebe, müsse man weiterschauen. &bdquo;Natürlich wollen wir Grämmel hier behalten, das ist eine feste Institution. So ein bisschen Luft lasse ich ihm", sagt Jürgen Hagemeister.

Auch andere Marktbeschicker machen Pause

Vor 20 Jahren hätten wahrscheinlich jetzt schon zig Beschicker in der Warteschlange gelauert und den freigewordenen Platz übernehmen wollen. Diese florierenden Zeiten seien aber längst vorbei, sagt Hagemeister. &bdquo;Wir kriegen kaum noch neue Bewerber." Und das sei nicht bloß eine Konsequenz der Pandemie, sondern einfach dem Lauf der Zeit geschuldet. &bdquo;Es wird immer schwieriger. Entweder man wird in so einen Familienbetrieb mit Herzblut reingeboren – oder eben nicht", sagt der Marktmeister. Der Detmolder Wochenmarkt habe sich darüber hinaus natürlich auch coronabedingt anpassen müssen, was Abstände und Angebot angeht.

Nicht nur Grämmel habe eine Pause eingelegt. Da auf dem Markt Maskenpflicht herrscht und dementsprechend nichts mehr direkt an den Ständen verzehrt werden darf, hätten die Gulaschkanone sowie das Suppenmobil von Kirsten Noll gar nicht erst aufgebaut. Auch die Nudelmanufaktur Hoffman wolle nach langer Abstinenz erst in diesem Monat wieder auf dem Wochenmarkt vertreten sein.

Unter den altbekannten Gesichtern sei aber zumindest ein neuer Beschicker, berichtet Jürgen Hagemeister. Da &bdquo;Geflügel Don" aus Rietberg seinen Platz ebenfalls personalbedingt habe aufgeben müssen, übernehme jetzt Markthandel Laustroer aus Schloß Holte-Stukenbrock mit Wild- und Geflügelprodukten. Der Kontakt sei glücklicherweise über den Vorgänger zustande gekommen. &bdquo;Wir waren schon sehr lange an einem Marktplatz in Detmold interessiert und wurden wunderbar aufgenommen", sagt Seniorchef Reinhard Laustroer. Der Familienbetrieb sei inzwischen in der vierten Generation und schon früher auf dem Detmolder Wochenmarkt vertreten gewesen. Laustroer sei an allen drei Markttagen vertreten und verkaufe nur Fleisch ohne Mastfutter.

Bleibt zu hoffen, dass auch möglichst bald wieder ein Würstchen bei Grämmel geschlemmt werden kann. Die Traditionsmetzgerei freue sich auf jeden Fall über Bewerbungen. &bdquo;Wir brennen darauf, bald wieder loszulegen", sagt Andreas Grämmel. Bis dahin hat die Filiale in der Lageschen Straße natürlich weiterhin geöffnet.

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