Detmold. Eine scheinbare Idylle – und doch wird das Glück getrübt: Sind Lisa und Max zu blauäugig damit umgegangen, ihren Traum vom Eigenheim in der Provinz zu erfüllen. Denn ständig wird alles gestört, und es mündet in einer Katastrophe. Um die Frage, wessen Traum man da eigentlich lebt und welche Kompromisse man eingehen muss, geht es Regisseur und Schauspieldirektor des Landestheaters Jan Steinbach. Der inszeniert „Unsere blauen Augen" von Teresa Dopler im Grabbe-Haus. Die Premiere ist am Freitag, 5. November. Rechtes Gedankengut drängt durch Die Autorin sei ein aufsteigender Stern, erklärt Dramaturgin Sophia Lungwitz. Das Stück lege den Fokus auf einen Mikrokosmos, auf eine immer komplexer werdende Welt, in der es viele Menschen zur Vereinfachung dränge und danach, sich an den einfachen Dingen festzuhalten. „Manchmal", sagt Regisseur Steinbach, „drängt da auch rechtes Gedankengut durch." Teresa Dopler verwebe in dem Stück unterschiedliche Stimmen und Perspektiven zu einem vielschichtigem Bild, in dem die Weite der Welt und die Enge der ländlichen Idylle aufeinanderprallen. Im Zentrum stehen Lisa (Alexandra Riemann) und Max (Emanuel Weber), die von der gemeinsamen Zukunft und dem Eigenheim träumen. Und das soll das „Kalifornische Landhaus" aus dem Katalog sein – auch wenn es etwas teuer ist. Als die Bauarbeiten im kleinen Dorf Ternitz (zwischen Wien und Graz) beginnen, soll auch der alte Quittenbaum (Manuela Stüßer) einer Palme weichen. Derweil bewundert eine Gruppe Geflüchteter die neue Heimat, und das Fundament des Eigenheims zeigt erste Risse. Sogar die heimischen Obstbäume (Ensemble) beginnen, sich gegen ihre mutmaßliche Verdrängung zu wehren. Und ein Wissender (Gernot Schmidt) tritt auch noch auf. Die Bäume stellen die Ureinwohner da „Die Bäume", erklärt Jan Steinbach, „stellen sozusagen die Ureinwohner dar, die doch nur Wurzeln schlagen wollten und nun so viele andere Bäume in den Wald kommen und sie verdrängen." Die Versinnbildlichung einer starren Gesellschaft hat aber noch ganz andere Probleme, nicht nur den plötzlichen Zuwachs: Nein, auch der Klimawandel schlägt zu. „Viele Dinge", sagt Steinbach, „manifestieren sich in dem Stück. Es tauchen irrationale Ängste auf, und aus Träumen werden Ängste. Es stellt sich die Frage, welche Kompromisse man eingehen will, um seinen Traum zu leben." Und es stellt sich die Frage, was das überhaupt für Träume sind: Wirklich die eigenen – oder nur welche, die adaptiert und vorgegeben worden sind, zum Beispiel aus einer Katalog-Werbung. Jule Dohrn-van Rossum wird das im Grabbehaus in ein entsprechendes Bühnenbild packen und für die Kostüme sorgen. Teresa Dopler stammt aus Österreich und lebt in Wien. Ihre Stücke sind mehrfach preisgekrönt. „Unsere blauen Augen" wurde 2018 in Würzburg uraufgeführt. Mit „Das weiße Dorf" gewann sie 2019 den Autorenpreis des Heidelberger Stückemarktes. Sie erhielt außerdem zahlreiche Literaturstipendien, darunter auch das der Stadt Linz. Premiere ist am Freitag, 5. November – und es ist seit rund eineinhalb Jahren die erste, die auf der Studiobühne des Landestheaters stattfindet. Corona hatte das zunächst unmöglich gemacht, aber nun ist es anders, und das Lüftungssystem im Grabbehaus funktioniere sehr gut. Weitere Vorstellungen des Stücks „Unsere blauen Augen" sind am 7., 11., 14., 17., 18., 19. November und am 3., 10., 12. Dezember sowie am 16. Januar.