Detmolder Restaurant setzt auf digitale Abläufe

Detmold. In Großstädten ist das System schon vielerorts etabliert, jetzt hält es auch in Lippe Einzug. Das "SonVida" bietet als eines der ersten Restaurants im Kreisgebiet einen digitalen Rundum-Service an. Alles kann ohne Kellner erledigt werden, wenn die Gäste das denn möchten.

&bdquo;Überall ist von Transformation die Rede. Wir möchten gerne unseren Teil dazu beitragen", sagt Inhaber Frank Weingarten. Damit bezieht er sich nicht nur auf die Digitalisierung, sondern auch auf Ökologie und Nachhaltigkeit. Im März solle eine Photovoltaik-Anlage installiert werden, so dass der Betrieb zu 30 Prozent mit selbst erzeugtem Strom arbeiten könne. Der Fuhrpark werde nach und nach auf E-Autos umgestellt. Das Verpackungsmaterial, das verwendet werde, sei kompostierbar und es werde nur noch mit wenig Papier gearbeitet.

Alles läuft nur noch digital

Dienstpläne, Zeiterfassung, Qualitätsmanagement – alles läuft nur noch digital. Im Büro kommt laut dem Inhaber ein Warenwirtschaftssystem zum Einsatz, über das Bestellungen in der Regel per E-Mail oder Fax getätigt werden. Im Gastraum haben die Papp-Speisekarten ausgedient, was ebenfalls noch einmal einiges an Papier spart, wie das Team berichtet. Das Speisenangebot wird stattdessen rein digital präsentiert.

Dazu gibt es am Tisch einen QR-Code, der mit dem Smartphone eingescannt wird. &bdquo;Vor der Pandemie hatten wir das auch schon, aber nur als Zusatzoption", erklärt Frank Weingarten. Im laufenden Betrieb eine Komplettumstellung vorzunehmen wäre schwierig gewesen. Als dann aber während des zweiten Lockdowns acht Monate lang geschlossen gewesen sei, habe das Team die Gunst der Stunde genutzt. Das hatte darüber hinaus auch den Vorteil, dass das Desinfizieren der Speisekarten fortan entfiel. &bdquo;Und Wegwerf-Karten wären keine Option gewesen", sagt Stefanie Manier, die für die Öffentlichkeitsarbeit zuständig ist.

Die digitalen Speisekarten, die es bereits in vielen Lokalen gibt, sind aber nicht alles. &bdquo;Sie können die Speisen und Getränke dann auch gleich digital bestellen", erklärt Betriebsleiter Christian Manier. Alternativ könne über einen Button ein Kellner gerufen werden, damit er die Bestellung aufnimmt. Die Rechnung am Ende erfolgt ebenfalls papierfrei, indem der Gast den Bon auf Wunsch per E-Mail zugeschickt bekommt. Oder er bezahlt direkt per Paypal. Wer kein Smartphone hat oder dieses nicht nutzen möchte, dem wird im Restaurant ein Tablet gestellt.

Ziel: Wartezeiten verkürzen

&bdquo;Es geht nicht darum, eine Dienstleistung rauszunehmen und Geld zu sparen. Wir sind Gastgeber und wollen, dass sich die Gäste wohlfühlen, und beraten. Mit dem System möchten wir ein schöneres Gefühl verkaufen und einen runderen Ablauf", sagt Frank Weingarten. Bei negativen Rückmeldungen gehe es häufig darum, dass der Service zu lange gedauert habe und die Gäste zu lange warten mussten. Und genau an dieser Schraube möchte das &bdquo;SonVida" drehen. Wenn ein Kellner gerade in der Pause sei und über den Kellner-Button gerufen werde, kehre er aus der Pause zurück. &bdquo;In dem Moment geht der Gast vor", so der Inhaber.

Auch für den Mittagstisch sieht er Vorteile. Wer nur 45 Minuten Zeit habe, inklusive An- und Abfahrt, könne bereits aus dem Büro heraus einen Tisch für eine bestimmte Uhrzeit reservieren und seine Speisen bestellen. Diese würden dann bei Ankunft des Gastes bereit stehen. Und wer beim Bestellen auch gleich schon bezahle, habe überhaupt keine Wartezeit mehr.

Der Gast behalte mit Hilfe des Warenkorbs die Kostenkontrolle, weil er einen Überblick über die bestellten Speisen und Getränke habe. Außerdem ließen sich die digitalen Speisekarten besser aktualisieren. Nach dem Einkauf könnten zum Beispiel mit einem Mausklick die Allergene, die in den Produkten enthalten sind, auf den neuesten Stand gebracht werden.

Die Reaktionen auf den digitalen Rundum-Service, der seit Mai erprobt wird, sind gemischt. &bdquo;Die Älteren haben Spaß dran, es mal zu versuchen. Die Jüngeren finden es cool. Und die 45- bis 55-Jährigen sind diejenigen, die sich eher dagegen wehren", berichtet Frank Weingarten. Derzeit würden mehr Service-Kräfte als früher eingesetzt, um das System zu erklären. Die erste Runde werde immer gemeinsam gemacht. Und auch perspektivisch sei nicht geplant, weniger Kellner zu beschäftigen – oder gar auf Service-Roboter umzustellen. &bdquo;Die finde ich sehr unpersönlich."

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