Detmolder Patienten sind auf der Suche nach einem Hausarzt

Detmold. Die Versorgung mit Hausärzten in Detmold ist zwar nicht besorgniserregend, aber auch nicht optimal. Nun plant Khalida Maiwand, langjährige Hausärztin in Remmighausen, in Rente zu gehen; ein Nachfolger ist nicht in Sicht. Das verstärkt die Problematik. Denn viele Ärzte nehmen keine Patienten mehr auf, weil sie schlichtweg zu viel zu tun haben.

Dr. Maiwand hatte die kleine Praxis in der Fabrikstraße im Jahr 2016 übernommen, Ende März gibt sie sie aus gesundheitlichen Gründen auf. Die Zukunft für diese Medizinsparte sieht sie skeptisch: "Viele Medizinstudenten gehen ins Ausland, wo die Bezahlung und die Arbeitszeiten besser sind", weiß sie. Die Bezahlung sei in Deutschland nicht so gut. "Ich habe das Gefühl, umsonst zu arbeiten." Die meisten Hausärzte wollten als Angestellte arbeiten und keine Verantwortung übernehmen.

Arzthelferin Elke Romagno und Sprechstundenhilfe Beate Meixner werden sich auch auf die Suche nach einem neuen Job machen. "Die Patienten sind enttäuscht, traurig und hilflos und wissen nicht wohin", weiß Elke Romagno. Manche Älteren seien auch nicht mobil, um woanders hinfahren zu können. Etwa 900 Fälle verzeichne die Praxis pro Quartal. Es gebe ständig Anfragen von Menschen, die einen Hausarzt suchen, so Beate Meixner. Denn eine Praxis in Detmold hat sich auf die Betreuung von Betrieben spezialisiert, eine andere behandelt nur noch Privatpatienten. Und Nachfolger? Sind schwer zu bekommen, denn jüngere Mediziner möchten heutzutage lieber in größeren und modernen Praxen mit mehreren Kollegen arbeiten, um die Arbeit und Vertretungen auf mehrere Schultern verteilen zu können.

55 Hausärzte arbeiten in Detmold Vollzeit In Detmold beträgt der hausärztliche Versorgungsgrad nach Auskunft der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) derzeit noch 99,1 Prozent, was sich im nächsten Jahr ändern dürfte. Bei einer 100-prozentigen Versorgung kommt auf 1607 Einwohner in einem Bereich genau ein Hausarzt. Zurzeit gebe es 6,5 weitere Niederlassungsmöglichkeiten für Ärzte (Stand Mai) - Stellen, die unbesetzt sind. 55 Ärzte haben eine Vollzeitstelle. Neben dem Versorgungsgrad ist auch die Altersstruktur vor Ort wichtig, um die Versorgungssituation einzuschätzen. In Detmold sind derzeit etwa 32 Prozent der Hausärzte (17 an der Zahl) älter als 60 Jahre - ein relativ guter Schnitt. Zum Vergleich: In Westfalen-Lippe insgesamt sind dies im Moment rund 40 Prozent der Allgemeinmediziner.

Dr. Karl Arne Faust, Vorsitzender des Verwaltungsbezirks Detmold der Ärztekammer Westfalen-Lippe, findet die Versorgung in Detmold verhältnismäßig gut. Es gebe allerdings Patienten, die sofort zum Arzt gingen, obwohl das nicht notwendig sei. "Ärztehopping" unterstütze seine Praxis nicht. Also, dass Patienten, wenn sie bei einem Hausarzt keinen Termin bekommen, einen anderen anrufen. Teilweise sei das Anspruchsdenken von Menschen hoch. Natürlich sei es schwierig, wenn sich plötzlich viele Patienten auf die Suche nach einem neuen Hausarzt machen müssten. Denn in der Regel hätten alle Ärzte richtig gut zu tun. "Es ist noch kein Normalbetrieb", gibt Faust zu bedenken. Impfungen, Infektionssprechstunden und Corona forderten den Praxen zusätzliche Zeiten ab.

Große Verantwortung für Hausärzte Faust, der eine große Praxis an der Paulinenstraße hat, verdeutlicht, unter welchen Belastungen Hausärzte arbeiten. Verantwortung für die eigenen Mitarbeiter, Haftung für Diagnosen und Behandlung sowie Regressansprüche von Krankenkassen und fehlende Unterstützung seitens der Politik nennt der Mediziner als Herausforderungen und Negativpunkte. Die Zahl der Medizinstudenten habe sich seit der Wende um 30 Prozent reduziert, diese seien inzwischen überwiegend weiblich. Das bedeute, dass Ärztinnen im Zuge der Familienplanung oft einige Jahre ausfielen oder weniger arbeiten wollten.

"Generell lässt sich sagen, dass die Nachbesetzung von Arztsitzen in vielen Regionen, vor allem im ländlichen Bereich, schwieriger wird, da sich nicht genug junge Medizinerinnen und Mediziner für eine (eigene) Praxis entscheiden", erklärt die KVWL. Wichtig sei beispielsweise auch, ob ausreichend Praxisräume, Kinderbetreuungsangebote oder Jobmöglichkeiten für den Partner in einer Ortschaft vorhanden seien.

Die Terminservicestelle Generell dürfen Ärzte – außer in Notfällen – Patienten ablehnen. So steht es in der Berufsordnung der Ärztekammer Westfalen-Lippe. Ein Grund für eine solche Entscheidung kann beispielsweise sein, dass die Kapazitäten der Praxis vorübergehend ausgeschöpft sind. Die Terminservicestelle (TSS) der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe unterstützt bei der Suche nach Haus-, Kinder- und Jugendärzten für die dauerhafte Behandlung. Informationen dazu gibt es unter https://www.kvwl.de/buerger/terminservice-stelle-tss

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