Die Stadt Lage investiert und will weitere Mediziner anlocken

Lage. Die medizinische Versorgung ist ein Dauerthema in der Kommunalpolitik. In Lage gibt es laut der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) derzeit 16 Hausärzte, die Versorgungsquote liegt bei 79 Prozent. Aber was heißt das genau? Zumindest nicht, dass es unmöglich ist, einen Hausarzt zu finden.

Die Nachfrage bei der KVWL ergibt, dass dort aktuell keine Beschwerden von Patientinnen und Patienten aus Lage ankommen, die keinen Hausarzt finden. In so einem Fall könne man die Rufnummer 116117 wählen. &bdquo;Die Terminservicestelle, TSS, der KVWL unterstützt Bürgerinnen und Bürger bei der Suche nach einem Termin für die dauerhafte Behandlung bei Haus-, Kinder- und weiteren Fachärzten sowie Psychotherapeuten. Dabei ist allerdings zu beachten, dass es sich bei dem vermittelten Termin nicht um einen Wunschtermin bei einem Wunscharzt handelt“, stellt der Pressesprecher der KVWL fest. Die TSS vermittele Termine bei Ärzten, die über freie Kapazitäten verfügen.

Die Versorgungsquote von 79 Prozent im Bereich der Hausärzte bedeute auch nicht im Umkehrschluss, dass 21 Prozent unversorgt seien. &bdquo;Wer in Lage wohnt, aber in der Nachbarkommune arbeitet, hat vielleicht dort auch seinen Hausarzt. Diese Pendlerströme sind bekannt, werden aber nicht detailliert erfasst, also nicht mit den Abrechnungen abgeglichen“, heißt es weiter.

Versorgungsquote verbessert sich leicht Wenn man die Zahlen der niedergelassenen Ärzte vergleicht, dann hat sich die Situation in Lage verbessert. Zumal in der Zwischenzeit auch einige Ärztinnen und Ärzte in den Ruhestand gegangen sind, also Nachfolgeregelungen gefunden wurden. 2020 waren 15 der 21 vorgesehenen Hausarztsitze besetzt, die Versorgungsquote lag bei 72 Prozent. Aktuell wären 6,5 Niederlassungen in Lage noch möglich. Die Versorgungsquote ist mit 78 Prozent derzeit trotzdem besser, weil bei der Berechnung auch die Einwohnerzahl eine Rolle spielt.

Wie die KVWL auf die Zahlen kommt? Zum 1. Januar 2013 strukturierte die Kassenärztliche Vereinigung ihre Bedarfsplanung neu, es gibt 111 sogenannte &bdquo;Mittelbereiche“. Ziel dieser Neustrukturierung war eine feingliedrige Steuerung auf lokaler hausärztlicher Versorgungsebene. Die Zuckerstadt mit ihren 15 Ortsteilen bildet einen eigenen und räumlich abgeschlossenen hausärztlichen Versorgungs- bzw. Mittelbereich.

Der Rat der Stadt Lage hatte im Juni 2020 ein Förderprogramm beschlossen, um zusätzliche finanzielle Anreize für eine Ansiedlung weiterer Hausärztinnen und Hausärzte in Lage zu schaffen. Maximal 50.000 Euro können bei einer Neugründung, der Übernahme einer bestehenden Arztpraxis oder Erweiterung einer Bestandspraxis beantragt werden. Wer das Geld nimmt, verpflichtet sich für mindestens zehn Jahre zu bleiben.

Außerdem setzt die Stadt Lage auf weitere Anreize. Sie hat eine Option, 540 Quadratmeter im Ärztehaus am Werre-Ufer anzumieten , die LZ berichtete. Gemeinsam mit Bad Salzuflen, Lemgo und dem Deutschen Roten Kreuz will sie ein Medizinisches Versorgungszentrum gründen.

Doch bedeutet das, dass es damit einfacher wird, einen Facharzt-Termin zu bekommen? Wohl nicht, denn auch die Zahl der Zulassungen für Fachärzte ist begrenzt. Für die Fachrichtungen werden bei der Berechnung die Räume größer gefasst, der ganze Kreis Lippe oder auch der Großraum Bielefeld in die Betrachtung einbezogen.

Wenige neue Facharzt-Niederlassungen möglich Derzeit gibt es für Lippe eine freie Niederlassungsmöglichkeit für einen Augenarzt und 2,5 für Kinder- und Jugendärzte. Lage könnte also aus weiteren Fachrichtungen nur entsprechende Ärzte aus anderen Kommunen abwerben, die Wege für die Lagenserinnen und Lagenser würden kürzer - für andere hingegen länger.

&bdquo;Zur Frage, ob ein kommunales MVZ eine sinnvolle Option ist, lässt sich allgemein sagen, dass dies von den Strukturen vor Ort abhängt. Solange es genügend Anknüpfungspunkte für ärztlichen Nachwuchs in gut aufgestellten Praxisstrukturen gibt, raten wir einer Kommune davon ab, in den Wettbewerb um Nachwuchs und Fachpersonal zu gehen“, schreibt die KVWL auf Nachfrage. Zumal die dafür nötige Expertise eingekauft werden müsse. In kleineren Gemeinden mit unattraktiven Praxisstrukturen für den Nachwuchs und einem Altersüberhang könnten die Versorgungszentren ein nützliches Instrument sein. Das entspreche auch der Intention des Gesetzgebers. &bdquo;Für die Kommune sollte ein MVZ immer nur eine Ultima Ratio sein, wenn andere Angebote an den ärztlichen Nachwuchs ergebnislos ausgeschöpft sind.“

Moderne Praxisflächen gibt es in Lage auch ohne städtisches Engagement: Das ehemalige Borsdorf-Gebäude wird umgebaut und die Gewerbefläche um Wohnungen erweitert. Die Vermietung läuft bereits. Laut Investor Tobias Brauer soll die Goldschmiede dort wieder einziehen, ein Beauty-Salon und eine Frauenärztin hätten ebenfalls Interesse bekundet.

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