Promis lernen von Hiddeser Grundschülern

Detmold-Hiddesen. "Jetzt willst du mich aber auf den Arm nehmen", sagt Jörg Wontorra und lacht ein herzliches Lachen. Der zehnjährige Emilian hält einen Drumstick und einen Taktstock in der Hand und möchte von ihm wissen, womit der Dirigent eines Orchesters arbeitet. In diesem Fall ist die Antwort klar, andere Fragen sind dagegen schon kniffeliger. Dann muss der Grundschüler dem Fernsehmoderator doch ein bisschen auf die Sprünge helfen. "Das haben wir", ruft die Regie. Diese Szene ist schon einmal im Kasten.

Das Set ist kein Gewöhnliches: Die Grundschule Hiddesen hat sich Montag und Dienstag in den Drehort für das SAT.1-Format "Zurück in die Schule" verwandelt. Dabei geht es darum, dass Prominente noch einmal die Schulbank drücken. Sie müssen Grundschulstoff wiederholen und werden dazu von Kindern gecoacht, ihren Mini-Lehrern. Bei der eigentlichen Show, die in einem Studio in Köln gedreht und von Jörg Pilawa moderiert wird, werden sie dann von Grundschullehrern geprüft.

Schulleiter Stefan Fromme beobachtet die Aufnahmen aus einer Ecke des Klassenzimmers. Dorthin haben sich Regie und Tonleute zurückgezogen, damit sie nicht in das Blickfeld der Kameras geraten. Wenige Minuten zuvor hat er mit Emilian und dessen Mini-Lehrer-Kollegin Keona schon geprobt. Er doubelte Jörg Wontorra, damit die beiden Zehnjährigen einmal das Hereinkommen üben konnten und alle ihre Positionen kennen. Nun nimmt er als Beobachter teil - und ist selbst von dem riesigen Aufwand beeindruckt. Auch von dem, der bereits im Vorfeld betrieben werden musste.

Castingfirma rief in der Schule an "Wir sind eher durch Zufall zu der Sendung gekommen", berichtet der Schulleiter in einem Gespräch am Rande. Vergangenes Jahr habe eine Castingfirma angerufen, die Schulen für das Format suchte. Die Grundschule Hiddesen entschied sich, sich zu bewerben. In der Klasse 4c von Klassenlehrerin Nora Günther wurden Videos gedreht und andere Vorbereitungen getroffen, mit denen sich die Kinder dann durch die Bewerbungsrunden hangelten. "Das war eine Menge Arbeit", erklärt Fromme. Viel mehr als die Beteiligten am Anfang gedacht hätten. Eltern unterstützten tatkräftig, und am Ende klappte es: Hiddesen wurde ausgewählt.

Auf dem Flur zwischen den beiden Klassenzimmern, in denen gedreht wird, herrscht Gewusel. Rund 30 Mitarbeiter zählt der Stab, den die Produktionsfirma zusammengetrommelt hat. Während sich einige in der Aula befinden, wo das Equipment gelagert wird, und sich andere in der kleinen Sporthalle um die Prominenten kümmern, ist der andere Teil gerade hier am Set tätig. Einige tragen Headsets, andere Klemmblätter. Der Ablauf ist genau terminiert.

Acht Kinder wurden ausgewählt "Die Promis werden nacheinander gecoacht", erklärt Philipp Huber von SAT.1. Im Vorfeld haben sie bereits Lernmappen erhalten, in denen Grundschulstoff in einer gewissen Bandbreite abgedeckt ist. Vor Ort wird das Wissen dann spielerisch vermittelt. Dafür hat die Produktionsfirma acht Kinder aus der 4c ausgewählt, je zwei für jeden Prominenten. Themen sind Weltall, Stromkreislauf, Kunstturnen und vieles mehr. "Wir wollen zeigen, dass in der Grundschule schon einiges an Wissen vermittelt wird", so Huber weiter.

Emilian gibt an der Tafel einen souveränen Mini-Lehrer für Musik. Fragt Jörg Wontorra in Instrumentengruppen ab, erklärt ihm die Bestandteile des Schlagzeugs und lässt den 74-Jährigen Body-Percussion machen, bei der im Takt auf den eigenen Körper geklopft wird. Dann geht der Blick des Zehnjährigen plötzlich in Richtung Kameramann und Regie: "Kann ich das nochmal machen?" Wie ein kleiner Fernseh-Profi. Und schon wird die Szene wiederholt.

Promis zunächst nicht erkannt Dass die Kinder Prominente vor sich haben, löst keine Hemmungen aus - was allerdings auch daran liegt, dass sie vorher gar nicht alle kannten. Erst am Morgen des ersten Drehtags wurde die Schule informiert, dass Fernsehmoderator Jörg Wontorra, Schauspieler Tom Beck sowie die Fernsehmoderatorinnen Enie van de Meiklokjes und Evelyn Weigert kommen. Lediglich Enie van de Meiklokjes wurde von den Kindern gleich erkannt. Jörg Wontorra kassierte prompt Fragen zu seinem Alter - danach bemühten die Kindern erst einmal das Internet, um mehr über ihn zu erfahren.

Was ihn motiviert, bei dem TV-Format mitzumachen? "Je älter man wird, desto näher rückt die Grundschule seltsamerweise wieder. Ich habe die Zeit noch klar vor Augen, weiß noch die Namen der Lehrerin und der Mitschüler. Mit einem bin ich sogar immer noch befreundet", sagt der 74-Jährige. Was die Unterrichtsinhalte angehe, habe sich aber einiges verändert - das habe er schon in der Lernmappe festgestellt. Und was ihm nach wie vor missfalle, sei das föderalistische Schulsystem und dass es in Deutschland eben nicht nur einen Kultusminister gebe.

Den Mini-Lehrern ist dies noch nicht bewusst, sie genießen einfach den Moment. In der Drehpause kommt es auf dem Flur zu einem Zusammentreffen mit dem Team aus dem Nachbarraum, wo Evelyn Weigert von zwei Kindern gecoacht wird. Die ersten Selfies werden gemacht und Autogramme gesammelt. Die Kinder erhalten Lob und Dank für ihre Unterstützung, der Spaß an der Sache ist allen anzumerken. Noch schnell etwas trinken, dann kommt schon wieder das nächste Kommando von der Regie: "Wir müssen weitermachen."

Wann die Sendung ausgestrahlt wird, steht noch nicht fest. Aktuell gehen die Beteiligten von August aus.

Promis lernen von Hiddeser Grundschülern

So geht der Kreiselbau in Detmold voran

Detmolder Traditionsbetrieb in finanziellen Nöten - warum Taxi Limberg dennoch weiterfährt

Deutschrock am Piano in der Detmolder Stadthalle

Drei Dealer aus der Detmolder Obdachlosenszene zu Haftstrafen verurteilt

Überbordende Fantasie in Holz

Update: Stadtwerke geben noch kein „Grünes Licht“ für das Trinkwasser in Detmold

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €