Drei Jahre nach Krebserkrankung erklimmt ein Detmolder den Kilimanjaro

Detmold/Bielefeld. Mit 5895 Metern ist der Kilimanjaro der höchste Berg Afrikas. Als Peter Volkmann den Gipfel im Januar erklimmt, spürt er ein intensives Gefühl der Dankbarkeit. Dass er je wieder Berge besteigen kann, damit hat der Detmolder lange nicht gerechnet. 2019 ist er an Darmkrebs erkrankt. Zu dieser Zeit geht es ihm so schlecht, dass ihm bereits 100 Höhenmeter im lippischen Wald als unüberwindbares Hindernis erscheinen. Daran erinnert sich Volkmann, als er am Gipfeltag durch die Nacht geht, genau drei Jahre nach der Operation, die sein Leben rettet.

2019 erhält Volkmann die Diagnose Darmkrebs mit Metastasen in der Leber. Der Detmolder zählt damit zu den 60.000 Menschen in Deutschland, die jedes Jahr daran erkranken. Darmkrebs ist nach Angaben der deutschen Krebsgesellschaft eine der drei häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen und Männern und auch eine der häufigsten krebsbedingten Todesursachen. Auch die Prognose für Volkmann ist niederschmetternd: &bdquo;Bei einem so fortgeschrittenen Krankheitsstadium rechnen wir statistisch mit Überlebenszeiten von 1,5 bis 2 Jahre", erklärt sein Arzt Martin Görner, Leiter des onkologischen Zentrums und Chefarzt der Klinik für Onkologie am Klinikum Bielefeld.

&bdquo;Eigentlich dürfte ich also gar nicht mehr hier sein, sagte mir Herr Görner mal, doch das bin ich und zum Glück nur als Besucher", sagt Volkmann, als er im Klinikum auf seine Ärzte trifft. Die schwere Erkrankung sieht man dem 69-Jährigen nicht an. Heute führt Volkmann nach eigenen Angaben ein besseres Leben als vorher. &bdquo;Weil ich bewusster lebe und mehr Zeit für das habe, was mir Spaß macht, wie das Bergsteigen." Doch einfach waren die zurückliegenden Jahre nicht.

Erste Symptome nimmt der Detmolder nicht ernst Erste Symptome der Erkrankung treten 2019 auf. Die massiven Stuhlveränderungen erschrecken Volkmann zwar, abklären lässt er sie aber nicht. &bdquo;Die Alarmglocken sind zwar angegangen, aber ich habe mir das schöngeredet und eine andere Ursache vermutet." Auch die Darmspiegelung, die Männern ab 50 Jahren und Frauen ab 55 Jahren als Vorsorgeuntersuchung empfohlen wird und in vielen Fällen Darmkrebs verhindert, nutzt Volkmann nicht.

Erst, als weitere Symptome auftreten, sucht er einen Arzt auf. &bdquo;Ich baute körperlich stark ab und erlebte eine Schwäche, die ich noch nie zuvor erlebt hatte." Volkmann, der damals noch selbst als Arzt tätig ist und als Neurochirurg eine Praxis in Detmold betreibt, ahnt zu diesem Zeitpunkt schon, dass er schwer krank sein könnte. Sein Hausarzt bestätigt die Vermutung nach einer Ultraschall-Untersuchung und schickt ihn ins Krankenhaus. &bdquo;Ich erfuhr dann am selben Tag, wie schlecht es um mich stand", sagt Volkmann. Die Diagnose schockt ihn. &bdquo;Ich habe dann auch einmal geweint, danach aber sofort umgeschaltet und mich darauf konzentriert, was ich tun kann, damit ich das überlebe."

Vor Therapiebeginn noch zur Hochzeit des Sohnes Trotzdem beginnt Volkmann nicht sofort mit der Therapie, obwohl die Gefahr eines Darmverschlusses droht. &bdquo;Ich wollte unbedingt bei der Hochzeit meines Sohnes dabei sein und wartete die zwei Wochen ab." In dieser Zeit erzählt er lediglich seiner Lebensgefährtin von der Diagnose. &bdquo;Nach der Hochzeit weihte ich dann auch meine Kinder und meinen Bruder ein, allen anderen sagte ich nur, dass ich krank bin." Rückblickend bewertet Volkmann das als die richtige Entscheidung: &bdquo;Ich wollte mich auf die Behandlung konzentrieren und mich nicht von anderen Meinungen verrückt machen lassen."

Trotz der Belastungen durch mehrere Zyklen Chemotherapie, Operationen und einen temporären künstlichen Darmausgang nimmt Volkmann seine Erkrankung als Herausforderung an. &bdquo;Immer, wenn es mir zwischen den Behandlungszyklen besser ging, habe ich Sport gemacht, denn ich wollte unbedingt wieder Bergsteigen. Das war mein Ziel." Volkmann hilft dabei seine positive Einstellung sowie die Unterstützung seiner Familie und das Vertrauen in seine Ärzte: &bdquo;Ich hatte keine Zweifel." Das gelte auch noch heute: &bdquo;Ich weiß, dass der Krebs zurückkommen kann, weshalb ich die Nachsorge auch sehr ernst nehme, aber ich denke da nicht ständig dran. Es weiß doch niemand, wie es ihm in einem Jahr geht."

Ein Leben ohne Operationen ist vor der Erkrankung nicht vorstellbar Trotzdem hat die Krankheit das Leben des Detmolders nachhaltig verändert. &bdquo;Ich lebe gesünder und habe eine andere Einstellung zum Leben." Während er vor der Erkrankung nicht mal an seinen Ruhestand denkt, entschließt er sich nach seiner Behandlung dafür. &bdquo;Ein Leben ohne Operationen konnte ich mir gar nicht vorstellen, doch jetzt sind andere Dinge für mich wichtiger."

Nach einem Jahr Behandlung bis Mitte 2020 erklimmt Volkmann noch im selben Jahr wieder Berge. Über die Erfolge informiert er auch seine Ärzte im Klinikum Bielefeld – mit Postkarten. &bdquo;Wir freuen uns immer, von unseren Patienten zu hören, und uns berührt es, wenn Therapien so gut anschlagen", sagt Marcel Binnebösel, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie am Klinikum Bielefeld.

Der höchste Berg Amerikas als nächstes Ziel Selbstverständlich sind solche Erfolge nach Angaben des Chirurgen jedoch nicht, auch nicht bei so außergewöhnlichen Patienten wie Peter Volkmann. &bdquo;Entscheidend war, dass er die Therapie so gut vertragen und der Tumor gut angesprochen hat. Dass eine Behandlung so gut klappt wie in unserer Idealvorstellung, gibt uns Kraft für die Zukunft", sagt Binnebösel. Dazu gehöre auch, dass die Therapie von Krebspatienten immer personalisierter werde. So nutzt Binnebösel bei Volkmann auch die Behandlungsmethode der Mikrowellen-Ablation, um die Metastasen in der Leber mit Hitze zu zerstören, dabei jedoch möglichst viel Lebergewebe zu erhalten.

Volkmann ist dankbar für den Einsatz seiner Ärzte und plant bereits weitere Grüße von den Gipfeln dieser Welt. Die nächsten Berge hat er auch schon im Blick, denn im Juni steht eine Klettertour auf der griechischen Insel Kalymnos auf dem Programm. &bdquo;Und irgendwann möchte ich auf den Aconcagua steigen, den mit 6962 Meter höchsten Berg Amerikas."

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