Detmold. In seinem Gewinnertext „Quälbarer Leib – ein Körpergesang“ erzählt der heute in Wien lebende Schriftsteller mit iranischen Wurzeln „erzählt von einer Minensucherin, die in Afghanistan einen Kollegen verliert und in Tadschikistan neue Kolleginnen rekrutieren soll; von roten, schwarzen und weißen Flüssen als Metaphern für sowjetische, islamistische und westliche Mächte in Afghanistan; von Odysseus und Dädalus; von Mauern und Selbstmordanschlägen; von patriarchal sanktionierten Körpern und dem eigenen traumatisierten Leib des Erzählers. Der vom Landestheater Detmold und der Grabbe-Gesellschaft Detmold ausgeschriebene Grabbe-Preis 2022 wird am Dienstag, 9. Mai, an Gudarzi verlieren. Er ist mit 15.000 Euro dotiert. Im Anschluss wird es eine szenische Lesung geben. Karten für den Abend sind an der Theaterkasse erhältlich.
Überleben einer Minenarbeiterin
Die Ensemblemitglieder Stella Hanheide, Hartmut Jonas, Alexandra Riemann und Gernot Schmidt werden am Dienstagabend - Beginn der Veranstaltung ist um 19.30 Uhr - Ausschnitte aus Gudarzis Text lesen. Moderiert wird der Abend von Schauspieldirektor Jan Steinbach und Dramaturgin Sophia Lungwitz, teilt das Landestheater mit. In dem Text wird das tägliche (Über-)Leben einer Minensucherin geschildert, deren unvorsichtige Kollegen häufig wechseln.
Ein roter und ein schwarzer Fluss, die sich aus Millionen kleinster Partikel zusammensetzen und nach und nach mehrere Länder vereinnahmen. Welteneroberer Odysseus und seine Männer, gefangen in der Höhle des einäugigen Riesen Polyphem. Dädalus, genialer Baumeister und Techniker, herumirrend im Labyrinth des Minotaurus, nach einem Ausweg suchend. Europa selbst, eine Schar betrunkener Politiker und ein namenloser Autor, der gezeichnet ist durch Verfolgung, Angst und Flucht.
Viele Stipendien und Preise für Gudarzi
Aus einer Vielzahl von Einsendungen hatte sich die Jury des Christian-Dietrich-Grabbe-Preises zur Verleihung des Hauptpreises für den neuen Theatertext von Amir Gudarzi entschieden, der für sein literarisches Schaffen bereits zahlreiche Stipendien und Preise erhalten hat und in der kommenden Spielzeit Hausautor am Nationaltheater Mannheim wird. Gesucht wurden Theatertexte, die die Beziehungen zwischen demokratischem Staat und individueller Verantwortung innovativ beschreiben, sich den komplexen Widersprüchen der globalen Gegenwart widmen und über Perspektiven und Neuentwürfe von politischer und gesellschaftlicher Realität nachdenken.
Drei Autorinnen für Förderpreis nominiert
Für den erstmals ausgeschriebenen Förderpreis sind die Texte dreier Autorinnen nominiert: „Karla sagt“ von Johanna Kaptein, Henriette Seiers „Drama für den Kopf. Ein Klamauk“ sowie „Schwarz Rot Golden“ von Hannah Zufall stehen zur Publikums-Wahl. Aus den drei ausgewählten Stücken werden Fragmente von jeweils knapp zehn Minuten digital produziert und im Frühsommer auf der Webseite des Landestheaters Detmold präsentiert. Das Onlinevotum zum Förderpreis wird unter www.grabbe-foerderpreis.de ermittelt. Der Gewinnertext wird mit einem Preisgeld von 5.000 Euro prämiert. „Die drei Texte unterscheiden sich gattungsmäßig und thematisch stark“, erläutert Dr. Peter Schütze, Präsident der Grabbe-Gesellschaft: „Ein monologisch und chorisch angelegtes Drama über Orientierungen und Perspektiven unter Lockdown-Bedingungen, ein auf kurze Dialogwechsel zugespitztes Konversationsstück über Freundschaft und Zerwürfnis dreier sehr unterschiedlicher Frauen und schließlich eine mit viel Kenntnis und Witz verfasste Satire über Theater und Publikum. Ich bin gespannt, für welchen Text die Zuschauer sich entscheiden.“
Die Jury bestand laut der Mitteilung aus Intendant Georg Heckel, der leitenden Schauspieldramaturgin Sophia Lungwitz, Dr. Peter Schütze, Präsident der Grabbe-Gesellschaft sowie Harald Müller vom Verlag Theater der Zeit. Karten für den Abend sind an der Theaterkasse oder über www.landestheater-detmold.de erhältlich. Erwachsene zahlen 11 Euro, Jugendliche 6,60 Euro.