Unwetter über Lippe: So erlebte eine Familie die Klüter Katastrophe

Detmold-Klüt. Freitagmittag vor Pfingsten in der Aachener Straße in Klüt. Auf den ersten Blick scheint alles so wie immer. Ein älterer Herr in Shorts und Sandalen mäht gemächlich seinen sattgrünen Rasen im Vorgarten. Nur ein paar Häuser weiter, in der Dürener Straße, herrscht nach wie vor das Chaos. Das Unwetter und der Starkregen vom Montag hat die Anwohner dort besonders schwer getroffen. Auch vier Tage nach den Wolkenbrüchen laufen immer noch die Aufräumarbeiten .

Der Schlamm ist zum größten Teil schon abgetragen. Jetzt liegt vor allem noch Schutt und Staub auf den Straßen. Ein Container reiht sich an den nächsten. Darin finden sich Wandschränke, ganze Zimmertüren, Stühle und aufgeweichte Polstergarnituren. Die Türen vieler Häuser stehen weit offen. Es ist ein ständiges Kommen und Gehen. Im Minutentakt bringen Gummistiefel tragende Helfer eimerweise Bauschutt aus den Wohnungen.

Wasser kommt durch die Fenster Christel Düsterwald bugsiert einen Eimer mit zerborstenen Fliesen und gesplitterten Holzleisten auf den Gehweg vor ihrem Haus, entleert ihn in einen großen schwarzen Behälter. Dann macht sie auf dem Absatz kehrt und stapft die Stufen hinunter auf den kleinen, mit Dreck verschmierten Weg und zurück zu ihrem Haus. Seit Tagen mache sie nichts anderes als aufzuräumen, sagt die Seniorin. Wenn sie sich an den folgenschweren Montagnachmittag erinnert, wird sie nach wie vor emotional. "Alles fing mit dem Regen an". Als das Unwetter am Himmel über Klüt losbrach, habe sie als erstes ihre Tochter angerufen, die gerade mit den Enkelkindern in der Stadt unterwegs gewesen sei.

Kurz nach dem Anruf habe bei den Nachbarn von Christel Düsterwald bereits alles unter Wasser gestanden. "Auch bei uns stieg das Regenwasser daraufhin bis an die Fenster", erinnert sich Düsterwald und deutet auf Rückstände am Terrassenfenster, die den Pegelstand des Wassers zum Zeitpunkt des Unwetters belegen. In der Eile habe sie noch versucht, die Rollladen herunterzulassen, um das Wasser draußen zu halten. Doch es half nichts.

"Wir konnten nichts machen" Das Wasser sei durch die Fenster nur so hineingeschossen. Später auch durch die Heizungsrohre. "Wir konnten einfach gar nichts machen", sagt Düsterwald. Im Keller riss die Flut den Wäschetrockner von den Sockeln, er wurde anschließend weggespült durchschlug dabei die Stahltür des Waschkellers. Auch die Ölheizung wurde durch die Fluten zerstört, das Öl kontaminierte sämtliche Räume und die Möbel.

Nun laufen im Haus der Düsterwalds die Aufräumarbeiten. Zusammen mit ihrem Mann ist Christel Düsterwald vorübergehend bei ihrer Tochter Michaela untergekommen, die sofort als Helferin vor Ort war. "Mein Vater ist stark lungenkrank, er wurde am Montag von der Feuerwehr in Sicherheit gebracht", erzählt sie. Bis das Haus ihrer Eltern in der Dürener Straße wieder bewohnbar ist, wird es wohl noch einige Zeit dauern. "Von einigen heißt es, in einem halben Jahr, andere sprechen von eineinhalb Jahren. Aber mit solchen Zahlen beschäftigen wir uns nicht, wir wollen ja nicht den Mut verlieren", sagt Michaela Düsterwald. Immerhin: Dank einer Elementarschaden- und einer Hausratversicherung seien ihre Eltern sehr gut abgesichert.

Unwetter über Lippe: So erlebte eine Familie die Klüter Katastrophe

„Zusammenhalt im Dorf ist hervorragend“: Neuer Ortsbürgermeister in Klüt startet ins Amt

Klüter Hochwasserschutz besteht den Stresstest

Klüt soll trocken bleiben: Dauerhafte Lösung für den Hochwasserschutz

„Hitler schenkte mir eine Puppe“ - Bad Salzuflerin erinnert sich

Flut, Einsatz, Hochzeit: Nathalie und Max König aus Wüsten erleben Achterbahn der Gefühle

So geht der Kreiselbau in Detmold voran

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Weiterlesen mit LZplus

0,99 € im ersten Monat

Angebot: Jahresabo nur 99 €