Friedrich-Ebert-Straße: Warum neue Radwege in Hiddesen dringend nötig sind

Detmold-Hiddesen. Die Debatte um die geplante Markierung von Radfahrschutzstreifen an der Friedrich-Ebert-Straße ebbt nicht ab. Nachdem der Tiefbau-Ausschuss der Stadt Detmold mehrheitlich für die beidseitigen Radfahrstreifen zur Verbesserung der Sicherheit votiert hatte, regte sich während einer Bürgerveranstaltung Kritik bei den Anwohnern. Sie fürchten um die Parkplätze am Straßenrand und haben Angst vor weitreichenden Veränderungen im Ortskern. Mit einer Petition wollen einige Hiddeser nun den politisch gefassten und bereits feststehenden Beschluss abwenden. Laut Vertretern des Allgemeinen Deutschen Fahrradclubs (ADFC) Lippe ist der Umbau dagegen längst überfällig.

Derzeit werden Radfahrer auf der Friedrich-Ebert-Straße an vielen Stellen dazu genötigt, aufgrund der parkenden Autos von den Mehrzweckstreifen auf die Pkw-Fahrbahn auszuscheren. Alles andere als ungefährlich, meinen die Vertreter vom ADFC, immerhin befahren tagtäglich rund 16.000 Fahrzeuge die Landesstraße. Darüber hinaus besteht beim Bergabfahren für Radfahrer die Gefahr von sogenannten Dooring-Unfällen, also Zusammenstößen durch sich plötzlich öffnende Autotüren. "Auf dem Bürgersteig zu fahren, ist aufgrund der vielen Einmündungen ebenfalls ein großes Sicherheitsrisiko", sagt Frank Loke, Mitglied der Fachgruppe Radverkehr beim ADFC Lippe.

Ein baulich angelegter, sicherer Radweg mit der entsprechenden Breite sei dringend notwendig. "Der ADFC Lippe setzt sich dafür ein, dass der vorhandene Mehrzweckstreifen in eine Fahrradverkehrsanlage nach Norm der Bauordnung umgewandelt wird, um für eine deutliche Verbesserung der Sicherheit des Radverkehrs und zu einem Mehrangebot an Radverkehr in Hiddesen zu sorgen", sagt ADFC-Vorsitzender Manfred Wiehenkamp. Er ist sich sicher, dass nach dem Umbau eine Vielzahl der 7500 Einwohner in Hiddesen auf das Fahrrad als Verkehrsmittel der Wahl umsteigen werden. Die Friedrich-Ebert-Straße gilt als Hauptachse für den Detmolder Radverkehr und wird schon jetzt besonders von Kindern und Jugendlichen auf dem Weg zur Schule befahren.

Alternative Routen gibt es nicht Mit den geplanten Radfahrstreifen wird eine Lücke im bestehenden Radwegenetz geschlossen. Die Option, die Radfahrer über eine andere Route hinunter ins Stadtzentrum zu lenken, sieht der ADFC nicht. Theodor-Heuss- und Hans-Hinrich-Straße seien ebenso stark befahren. Im Gegensatz zur Friedrich-Ebert-Straße könne dort aufgrund der eingeschränkten Straßenbreite aber kein entsprechender Radweg angelegt werden. Ebenso ist die Route aufgrund der Topografie mit der starken Steigung nicht gut zu befahren. Gleiches gilt für die Routen über den Lohmannshof beziehungsweise den Schützenberg. Auch die Strecken am Vietberg und der Hiddeser Straße sind laut dem ADFC nicht für den Alltagsradverkehr geeignet.

Anwohner und Kritiker wehren sich gegen das bereits beschlossene Projekt. Ihr Bürgerbegehren mit über 550 Unterschriften liegt der Stadtverwaltung und dem Stadtrat bereits vor. Darin bemängeln die Unterzeichner unter anderem fehlende Mitbestimmung. Warum die Anwohner erst ein halbes Jahr nach der Beschlussfassung über die Pläne informiert worden seien, wollen sie wissen. Und wieso es im Vorfeld keine Befragungen gegeben habe. Eine Verkehrswende sollte laut den Kritikern ein taugliches Nahverkehrskonzept und ein Miteinander aller Verkehrsteilnehmer erreichen: "Ein Durchsetzen-Wollen eines Konzeptes mit dem Brecheisen ist einer Demokratie unwürdig", argumentieren sie. Die Unterzeichner fordern mit ihrer Petition Stadtverwaltung, Politik und Bürger dazu auf, gemeinsam nach einer adäquaten Lösung für alle Beteiligten zu suchen. Am 15. Juni will der Rat das Bürgerbegehren diskutieren.

"Angst, dass der Ort austrocknet" "Es geht nicht darum, dass wir Radfahrer nicht ernst nehmen" sagt Elisabeth Wirtz, die die Bürgerinitiative in Hiddesen mit einigen anderen federführend organisiert. "Wir haben Angst, dass der Ort ohne die Autos, die hier dann nicht mehr parken können, austrocknet." Viele der Unterzeichner haben Sorge, dass die zur Debatte stehenden neuen Radweg-Markierungen auf dem unteren Teil der Friedrich-Ebert-Straße nur der erste Schritt einer größeren Planung seitens der Stadt sind. Und dass das Parken bald im gesamten Ortskern nahezu unmöglich werden wird.

Die Bürgerinitiative hält die Planungen für zu kurz gedacht, wünscht sich vielmehr ein neues, gut durchdachtes Gesamtkonzept für den Verkehr in Hiddesen. "Wenn, dann muss im Zuge der Fahrradwege-Markierung auch Tempo 30 eingeführt werden", meint Anwohner Peter Wist. In Gesprächen mit den Beschluss-Gegnern ist immer wieder von "Brechstange" oder "Ad hoc-Planung" zu hören. Böse Zungen behaupten sogar, die Stadt plane die neuen Fahrradschutzstreifen lediglich, um ihre Plakette als fahrradfreundliche Kommune in Nordrhein-Westfalen zu behalten. Der ADFC belegt, dass dem nicht so ist und die neuen Markierungen vielmehr dringend nötig sind.

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