Hochwasser in Klüt: Gutachter macht alarmierende Entdeckung

Detmold-Klüt. Nach dem heftigen Starkregen Ende Mai, der vor allem im Detmolder Ortsteil Klüt zu Überschwemmungen und großen Schäden geführt hat , laufen zurzeit die Reparaturarbeiten in und an den zerstörten Wohnhäusern. Vielerorts müssen die Fassaden, Wände und Fußböden in den Wohnungen der betroffenen Anwohner von Grund auf saniert werden. Auch Thorsten Gutsell, Sachverständiger für Schimmelsanierung und ausgebildeter "Hygiene-Inspektor" schaute sich die Schäden nach dem Hochwasser genauer an - und machte dabei eine heikle Entdeckung.

In den Häusern von gleich mehreren Betroffenen testete Gutsell die vom Schmutzwasser und Schlamm kontaminierten Bauteile auf Schimmel- und Bakterienbefall mit einem sogenannten ATP-Test. ATP steht dabei für Adenosintriphosphat, ein Energieträger in Zellen, der auch in Mikroorganismen - wie eben Schimmelpilzsporen - nachzuweisen ist. "Dafür wird ein Abstrich von den Oberflächen genommen, der dann mit UV-Licht bestrahlt wird. Das Verfahren ist in etwa mit der Spurensuche an einem Tatort zu vergleichen", sagt Gutsell. Dabei wird die Größe und Intensität des Lichtes dargestellt, die eine Probe abgibt. Auch die Umgebungsluft in den Häusern untersuchte der Fachmann mit einer Luftkeimsammlung. Die Ergebnisse der Tests sind alarmierend. Die Schimmelbelastung in den Klüter Häusern war 100 Mal höher als normal.

Gefahr für die Gesundheit Die Ergebnisse eines ATP-Tests wird in relativen Lichteinheiten, kurz RLU gemessen. Je höher der Messwert, desto größer der ATP-Gehalt der Probe - und dementsprechend auch die Schimmel-Belastung. "Werte bis 200 RLU liegen im Normalbereich. Jeder Wert über 1000 bedeutet starke Kontamination." In Klüt wurden Werte von bis zu 20.000 RLU gemessen. Angesichts der hohen Zahlen sorgt sich Gutsell um die Gesundheit der Klüter. "Ich habe die Sorge, dass die Menschen, die hier leben, in zwei oder fünf Jahren krank werden und nicht wissen, warum." Jahrelange Schimmelbelastung kann laut dem Experten unter anderem zu Allergien, Asthma oder anderen Lungenkrankheiten führen.

Das Problem Schimmel wird nach Einschätzung von Gutsell nach dem Hochwasser in Klüt noch zu wenig beachtet. "Die Menschen wollen das oft nicht hören, viele haben zurzeit auch andere Sorgen." Hinzu kommt, dass etliche Betriebe sich mit Schimmelsanierung gar nicht auskennen. "Es fängt mit dem Trocknen an. Viele der genutzten Geräte saugen Luft an. Die Feuchtigkeit aus den Wänden kondensiert dabei in einer Wanne. Das Wasser kann man wegkippen, aber das Gerät pustet die Luft am Ende ungefiltert wieder aus. Der Schimmelpilz wird dadurch sogar noch in der Wohnung verteilt."

Viren und Keime tragen zur Schimmelbildung bei Gutsell will die Klüter - und andere vom Starkregen Betroffene - auf die unsichtbare Gefahr aufmerksam machen. Alles an Feuchtigkeit in Wänden, Fugen und Decken, was nicht innerhalb von acht Tagen getrocknet werde, könne zu Schimmel führen. "Selbst bei normalem Schaden mit Klarwasser ist die Gefahr von Schimmelbildung schon sehr groß", sagt der Fachmann. Beim Hochwasser in Klüt seien dazu noch jede Menge Fäkalviren und Keime angespült worden.

Zwar könne jeder Eigentümer über die Sanierung seines Hauses selbst entscheiden. Der Sachverständige für Schimmelsanierung empfiehlt jedoch, sich an Fachpersonal zu wenden. "Die Menschen sollten sich Rat suchen bei einem Fachbetrieb. Die Berufsbezeichnung eines Trockners ist nicht geschützt. Das kann im Grunde jeder machen." Darüber hinaus sei es hilfreich, die Schäden ruhig auch mit Nachdruck bei der Versicherung geltend zu machen. Auch hierbei könne ein Fachmann im Zweifel die passenden Argumente beisteuern.

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