Feuer im Depot: Notfallverbund Detmold leistet im Ernstfall "Erste Hilfe"

Detmold. Es war "Glück im Unglück", dass beim Brand im Depot des Landesmuseums im Johannettental Anfang Juli nicht mehr passiert ist – so hatte es Museumsleiter Dr. Michael Zelle zuletzt mehr als erleichtert ausgedrückt. Zumal wenig später feststand, dass selbst die Exponate, deren Kartonagen feucht geworden waren, alles soweit gut überstanden haben – darunter Stücke von den Ausgrabungen rund um die Falkenburg. Aber was wäre eigentlich gewesen, hätte das Feuer noch mehr gewütet und wäre das Depot noch deutlich stärker beschädigt worden?

Auch für diesen Extremfall wäre man vorbereitet gewesen, erklärt Dr. Elke Treude, stellvertretende Museumsleiterin und Leiterin der Bodendenkmalpflege. Dann wäre nämlich der sogenannte Notfallverbund Detmold zum Einsatz gekommen – 2015 haben sich darin Kultureinrichtungen verschiedener Sparten zusammengeschlossen, um sich im Ernstfall gegenseitig zu unterstützen.

Ansprechpartner in allen Häusern Konkret sind das neben dem Landesmuseum das NRW-Landesarchiv in Detmold, das Archiv der Lippischen Landeskirche, die Lippische Landesbibliothek, die Bibliothek der Musikhochschule sowie Kreis- und Stadtarchiv – alle gemeinsam finanzieren den Verbund und damit sämtliche Materialien, die benötigt werden. &bdquo;Es ist gut, dass das Landesarchiv das damals angestoßen hat – denn es kann immer etwas passieren“, sagt Elke Treude, die für das Landesmuseum Ansprechpartnerin im Verbund ist.

Solche Ansprechpartner hat jedes einzelne Haus, in regelmäßigen Schulungen wird der Ernstfall geübt. &bdquo;Wir treffen uns mindestens einmal im Jahr, während Corona gab es digitale Fortbildungen“, erzählt Treude.

Wäre der Brand im Depot nicht so glimpflich ausgegangen, hätte sie den Verbund in Kenntnis setzen und um Hilfe bitten können. &bdquo;Das wäre der Fall gewesen, hätten wir zum Beispiel alle Exponate wegtransportieren und auslagern müssen oder hätten wir Restauratoren gebraucht.“ Auch bei der Begutachtung der durchweichten Kartons hätte sie sich bei Bedarf weitere Helfer organisieren können. &bdquo;Vorab hatte ich einige Kollegen angefragt, ob sie bei Bedarf Flächen hätten, um die Objekte dort längerfristig einzulagern.“

Jeder weiß, was er zu tun hat Im Notfallverbund gehe es darum, dass alle Einrichtungen wissen, wie die jeweils anderen organisiert und aufgestellt sind. Welche Exponate sollen zum Beispiel im Notfall mit Priorität gerettet werden? Solche Gedanken müsse sich jedes Haus selbst machen und diese Infos kommunizieren - auch der Feuerwehr. Im Landesmuseum hängen zudem Übersichtspläne der Räume an den Wänden, und alle Mitarbeiter sind geschult und wissen, welche Aufgabe sie im Ernstfall zu übernehmen haben.

Für die Mitglieder im Notfallverbund geht es zudem darum, wie bei einer Extremlage mit Exponaten umgegangen wird, um sie nicht noch weiter zu beschädigen. Wie birgt man etwa verbrannte Objekte? Was tun bei einem Wasserschaden? Wie verpackt man Bilder, Dokumente oder andere Objekte dann ordnungsgemäß? &bdquo;Jeder weiß, was zu tun ist“, sagt Treude.

De Feuerwehr sitze mit im Boot. Neben eigenen Materiallagern in den einzelnen Häusern gibt es nämlich ein Zentrallager für größere Anschaffungen. Dort werden etwa Zelte, Böcke, Tische oder Verpackungsmaterialien gehortet, und die Feuerwehr bringt die dann im Notfall zur Einsatzstelle – das sei schon geübt worden, sagt Treude.

Mentaler Umgang wird ebenfalls trainiert Aber es gehe letztendlich nicht nur um das Materielle. &bdquo;Auch der mentale Umgang mit einem solchen Ereignis wird trainiert“, sagt Treude. Panik nutze im Ernstfall nämlich gar nichts. Und an scheinbar so banale Dinge wie Verpflegung oder Pausen der Mitarbeiter müsse die Einsatzleitung, die vor Ort aus den Reihen des Notfallverbundes bestimmt werde, denken. &bdquo;In dem Fall geht es nicht um Geschwindigkeit“, sagt Treude. Wenn Fehler durch Überarbeitung passierten, sei das weitaus gravierender.

Bislang sei es zum Glück noch zu keinem größeren Ernstfall gekommen. Aber allein schon das Miteinander im Notfallverbund sei viel wert. Unter den Kollegen kenne man sich nun noch besser und tausche sich aus. "Dann kann man sich auch einfach mal anrufen", sagt Elke Treude. So auch beim Brand im Johannettental: Da sei sie direkt von anderen Mitgliedern des Notfallverbundes angesprochen worden, ob sie denn Hilfe brauche.

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