Detmolder macht seit 50 Jahren den gleichen Job - und denkt nicht ans Aufhören

Detmold. Daheim sitzen und einfach den Ruhestand genießen? Kommt für Willi Loppnow nicht in Frage. &bdquo;Was soll ich denn allein zuhause?“, fragt der 65-Jährige und lacht. Offiziell ist er zwar schon in Rente. Doch seine Arbeit, die macht er so gern, dass er weiter Vollzeit als Elektroniker für Energie- und Gebäudetechnik bei Elektro-Müller arbeitet. Und das seit sage und schreibe 50 Jahren.

&bdquo;Ich muss nicht mehr arbeiten – ich darf arbeiten“, sagt Loppnow. Und das sei doch ein himmelweiter Unterschied. &bdquo;Das Gefühl ist schon ein anderes, wenn früh der Wecker klingelt“, ist er nämlich überzeugt. Seine Frau sei ebenfalls noch berufstätig, die beiden Söhne leben zwar noch zuhause, sind aber schon erwachsen. Klar, rund ums Eigenheim in Heiligenkirchen gebe es immer was zu tun. &bdquo;Aber da kriege ich nicht die Anerkennung wie hier."

Der Mann mit der Brille und dem Schnurrbart kommt direkt ins Erzählen, wenn es um seine Arbeit geht. Ob man den firmeneigenen Steuerungsschrank mal sehen wolle? Stolz zeigt Loppnow, was hier sein täglich Brot ist: Schaltschränke für Mess-, Steuerungs- und Regelungstechnik bauen und umbauen nämlich. &bdquo;Das ist mein Steckenpferd“, sagt er.

Arbeit macht immer Spaß Auf den Tag genau am 1. August 1973 begann Willi Loppnow seine Lehre bei Elektro-Müller, das Unternehmen saß damals noch an der Krummen Straße. Dass er etwas Handwerkliches machen wollte, wusste er schon immer, mit seinem Vater habe er immer viel gewerkelt. Über ein Praktikum fand er zu Elektro-Müller und startete seine dreieinhalbjährige Ausbildung zum Elektroinstallateur, wie der Beruf damals noch hieß.

Dass er es am Ende 50 Jahre im selben Unternehmen aushalten würde, das hätte er damals eigentlich nicht für möglich gehalten, gibt er zu. Passiert ist es trotzdem. &bdquo;Weil die Arbeit immer Spaß gemacht hat und ich mich immer gut mit den Kollegen verstanden habe“, sagt Loppnow.

Anfangs sei er vor allem als reiner Installateur unterwegs gewesen, habe in Neubauten Steckdosen, Schalter und Co. gesetzt. Und das noch in richtiger Handarbeit. &bdquo;Da hatten wir noch keine Schlagbohrmaschinen, wir haben jedes Loch händisch mit einem Schlageisen in die Wand geklopft“, erzählt er. Das habe gedauert, klar. Dafür hatte man früher pro Raum aber meist auch nur eine Steckdose, einen Schalter und eine Lampe - anders als heute. &bdquo;Und Dimmer waren damals Luxus“, erinnert sich Loppnow.

Die Technik, die habe sich über die Jahre entscheidend verändert, sei viel komplexer geworden. Das sei wohl der größte Unterschied zu früher. &bdquo;Wo man früher einen Schalter eingebaut hat, ist es heute oft eine ganze Steuerung.“

Arbeit im Fachmarkt bis zur Schließung Später arbeitete Loppnow vor allem im hauseigenen Fachmarkt, etwa 35 Jahre gab es den am heutigen Standort des Unternehmens in der Straße Am Brommerfeld. 2016 war Schluss – wegen der Online-Shops. &bdquo;Die Leute haben sich bei uns beraten lassen und dann günstig online gekauft.“

Eine Krankheit zwang Willi Loppnow zwischenzeitlich fast in die Knie, er kann seitdem nicht mehr über Kopf arbeiten, auf Leitern steigen ist schwierig. Aber man hat sich arrangiert, dafür ist er vor allem Chef Dimitri Bor, der das Unternehmen seit 2017 leitet, dankbar. Loppnow fokussiert sich heute auf die Schaltschränke, bereitet die in der Werkstatt vor oder installiert sie auch beim Kunden vor Ort. Die sitzen in erster Linie in der Region, es geht aber auch schon mal ins Ruhrgebiet oder über Hamm oder Minden bis hoch in den Norden.

&bdquo;Ich bin ganz schön rumgekommen“, erzählt Loppnow sogar von einem Einsatz in Afrika Ende der 1970er Jahre. Da hatte er gerade ausgelernt und mit seiner Firma im Auftrag eines Detmolders die komplette Elektrik neuer Gebäude gemacht. &bdquo;Damals wurde sämtliches Baumaterial von hier mit dem Lkw nach Afrika gefahren“, erzählt Loppnow. Schrauben, Dübel, Gips, Kabel, gar ganze Dachstühle seien hier verladen worden. &bdquo;In Afrika gab es das ja alles nicht.“

Firma als zweites Zuhause Heute hat Elektro-Müller 18 Mitarbeiter, darunter fünf Auszubildende. Die nimmt Loppnow gerne unter seine Fittiche, gibt sein Wissen weiter und fordert die jungen Leute auch mal. Was man für den Job mitbringen sollte? &bdquo;Handwerkliches Geschick, Interesse am Beruf, technisches Verständnis – und man sollte rechnen können“, sagt Loppnow.

Sich selbst einzubringen, das sei sein Geheimnis, es so lange in einem Unternehmen ausgehalten zu haben. &bdquo;Man arbeitet nicht nur für den Chef, sondern auch für sich selbst“, sagt er. Dieses Verständnis fehle heute aber oftmals. &bdquo;Die Firma ist doch das zweite Zuhause.“

In seinem eigentlichen Zuhause in Heiligenkirchen brennt Willi Loppnow übrigens für seinen Garten, züchtet unter anderem Geranien und Stockrosen. Früher habe er auch Musik gemacht, sei Kutsche gefahren. &bdquo;Aber dafür habe ich keine Zeit mehr“, sagt er und lacht. Trotzdem darf es gerne noch ein Weilchen so weitergehen. Er liebe seinen Job eben. &bdquo;Solange ich es körperlich noch gut kann, mache ich weiter“, sagt er. Denn das Wichtigste sei doch, dass er nach wie vor jeden Tag gerne zur Arbeit gehe.

Detmolder macht seit 50 Jahren den gleichen Job - und denkt nicht ans Aufhören

Stromschlag, Brand, zu dunkel: Ist Ihr Zuhause kindersicher?

Dieser Mann aus Schieder arbeitet und arbeitet - ein Ende ist nicht in Sicht

Brake ist Jens Begemanns DNA

„Manchmal übe ich auch fünf Stunden“: Nachwuchspianisten spielen Benefizkonzert in Detmold

Alles, was Sie zum Detmolder Weihnachtsmarkt 2025 wissen müssen

„Abzocke bis angemessen“: Das sagen LZ-Leser zum neuen WC am Rosental

Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

LZplus Black-Deal

1 € pro Woche

Weiterlesen mit LZplus