Das sind die bewegendsten Geschichten des Jahres 2024 in Lippe

Kreis Lippe. Menschen und ihre Geschichten haben auch 2024 bei der Arbeit der LZ-Redaktion im Fokus gestanden. Schicksalsschläge, Unglücksfälle und Verbrechen waren darunter, aber auch der Weg einer Detmolderin aus der Drogensucht, eine Rettung durch Ersthelfer und große Hilfsbereitschaft von Lippern. Die bewegendsten Geschichten haben wir für Sie noch einmal zusammengestellt.

Detmolderin schafft es aus dem Drogensumpf Als Caro ihr Elternhaus in Hanau für immer verlässt, ist sie gerade 16 Jahre alt. Ihr Stiefvater hatte im Alkoholrausch wieder einmal zugeschlagen, ihre Mutter ist ebenfalls benebelt und noch dazu überfordert. Caro landet in Frankfurt, hält sich zunächst mit Jobs über Wasser und rutscht dann ab in die Welt der Drogen . Sie lebt auf der Straße. Beschaffungskriminalität in allen Facetten ist an der Tagesordnung.

Mehrmals landet sie wegen Diebstahls und Körperverletzung im Gefängnis, fast acht Jahre verbringt sie insgesamt hinter Gittern. &bdquo;Skrupel hatte ich damals keine. Wenn du drauf bist, steigst du überall ein, überfällst sogar Leute auf der Straße. Es geht nur um den nächsten Rausch, die nächste Spritze. Man gibt sich auch ein stückweit auf", erzählt sie im Gespräch mit der LZ. Mit 25 wird sie ungewollt schwanger, schränkt ihren Drogenkonsum ein und zieht ihren Sohn auf - bis sie das Sorgerecht nach einem erneuten Drogenrausch verliert.

Es folgt ihr dunkelstes Erlebnis: Sie wird vergewaltigt, unternimmt einen Suizid-Versuch und landet in der Psychiatrie. Nach einem Rückfall zieht sie endgültig die Reißleine und sucht sich Hilfe. Seit vier Jahren ist Caro nun clean, seit 2021 lebt sie in Detmold. Dort Fuß zu fassen, sei für sie einerseits leicht, andererseits unheimlich schwer gewesen. Leicht war es durch den Verein &bdquo;Lipper für Lipper", der ihr geholfen hat und wo sie sich sogar selbst ehrenamtlich einbringt. Schwer war der Weg in die Arbeitswelt.

&bdquo;Mit der Vorgeschichte und dem polizeilichen Führungszeugnis stellt dich eigentlich niemand ein", sagt Caro. Eigentlich. Denn über den Verein lernt sie den Inhaber eines Fitnessstudios kennen, der sie als Reinigungskraft einstellt. In dem interaktiven Buch &bdquo;Caro - Dreimal Hölle und zurück" ist ihre Geschichte aufgeschrieben.

Ersthelfer retten Supermarkt-Kunden

Willi Loppnow kommt von der Arbeit und will in einem Supermarkt in Heiligenkirchen schnell noch etwas einkaufen. Plötzlich sackt er in sich zusammen, die Atmung setzt aus - Lebensgefahr. Mitarbeiter und Kunden ringen um sein Leben - und sind erfolgreich. Der 65-Jährige überlebt und berichtet drei Monate später von dem Vorfall.

Was sich an diesem Tag ereignet hat, weiß er auch nur von den Helfern. &bdquo;Er lag am Boden, war regungslos und atmete nicht mehr", schildert Marktleiter Björn Meyer. Ein Bundeswehrmajor übernimmt die Herzdruckmassage, kurz gibt es eine Mund-zu-Mund-Beatmung. Mitarbeiter rufen den Notdienst, bleiben in Verbindung und erhalten Anweisungen. Auch ein junger Mann übernimmt die Massage und eine junge Frau hilft mit. Derweil kümmern sich der Marktleiter und der Marktinhaber Jan Christoph Kiwitt um die Abschottung, bauen einen Sichtschutz um Willi Loppnow auf und sorgen dafür, dass der Rettungswagen vorfahren kann.

Der 65-Jährige kommt ins Krankenhaus, wird für eine Woche ins künstliche Koma versetzt und erholt sich wieder. Am Ende sind der Heiligenkirchener und seine Frau allen Helfern unendlich dankbar. Die Mitarbeiter des Supermarktes hatten gerade erst eine Erste-Hilfe-Schulung hinter sich gebracht, die alle zwei Jahre aufgefrischt wird.

Kleine Lemgoerin hat seltenes Syndrom Natascha und Ingo Löhr aus Brüntorf werden nie ein Gespräch mit ihrer Tochter Isabell führen können. Denn die Zweieinhalbjährige hat das Angelman-Syndrom . Eine seltene, angeborene, genetische Veränderung, die laut dem gleichnamigen Verein bei einem von 15.000 Kindern auftritt und zu einer starken Verzögerung der körperlichen und geistigen Entwicklung sowie stark verminderter Sprachfähigkeit führt.

Das Sprechen ist für Papa Ingo Löhr eines der schlimmsten Symptome. Gleichzeitig ist er aber froh, dass seine Tochter &bdquo;immer so schön strahlt". Denn auch das ist eines der vielen Symptome: viel Lachen. Die Familie will auf die seltene Krankheit aufmerksam machen, damit andere Betroffene vielleicht schneller zu einer Diagnose kommen.

Im Gespräch mit der LZ berichten sie von der Geburt, einem Herzfehler, einer OP und von den Entwicklungsstörungen, die sich danach zeigten. Als es schließlich eine Diagnose gegeben habe, sei dies ein Schock gewesen. Beim Angelman-Syndrom gibt es unterschiedlich starke Ausprägungen. &bdquo;Isabell hat zum Glück eine leichtere Form", sagt ihre Mutter. Dennoch wird das Mädchen immer pflegebedürftig sein, das Syndrom ist derzeit nicht heilbar. Der Verein Angelman sammelt daher Geld, um eine Therapie zu entwickeln und die Krankheit bekannter zu machen.

Zweifacher Vater stirbt im Urlaub Alles, was sich Mario F. (52), Yvonne F. (47) und ihre beiden Kinder (4 und 9) aus Detmold für diesen Sommer gewünscht hatten, war ein erholsamer Urlaub in den Ferien. Zweieinhalb Wochen Campingtour über die kroatische Insel Krk, Zelten unter freiem Himmel. Doch dann kam alles ganz anders. Der zweifache Familienvater verstarb urplötzlich am Abend des 27. Juli, dem siebten Urlaubstag.

Eine Freundin der Familie berichtete, dass der 52-Jährige von seinem Stuhl aufgestanden sei, um sich die Beine zu vertreten und eine Zigarette zu rauchen. Nach wenigen Metern sei er umgekippt. Die neunjährige Tochter habe alles mit ansehen müssen und sofort ihre Stiefmutter alarmiert. Der schnell angerückte Rettungsdienst habe vor Ort nur noch den Tod des Heidenoldendorfers feststellen können, der Verdacht lautete auf plötzliches Herzversagen.

Danach stand die Familie nicht nur unter Schock, sondern musste sich vor Ort mit Behörden auseinandersetzen , die Rückführung des Verstorbenen organisieren und die eigene Rückreise planen. Das Auto, mit dem sie den weiten Weg gekommen waren, selbst zurückzufahren, kam für die Yvonne F. in dieser Situation nicht in Frage. Drei Freundinnen halfen, starteten eine Spendenaktion und sammelten 20.000 Euro, mit deren Hilfe unter anderem die Einäscherung bezahlt wurde. Ein anderer Freund fuhr schließlich von München mit dem Bus nach Kroatien und brachte die Familie mit ihrem Auto zurück nach Deutschland.

Leiche unter Terrasse entdeckt

Im Oktober wird in Detmold eine vermisste Frau tot unter ihrer Terrasse entdeckt . Nach Angaben von Polizei und Staatsanwaltschaft zeigt die Obduktion, dass die 32-jährige Frau durch Gewalteinwirkung gegen den Hals starb. Ihr 37-jähriger Ehemann, der im dringenden Tatverdacht steht, wird tot in einer Wohnung in Bielefeld aufgefunden, wobei die Umstände auf Suizid hindeuten.

Die Frau war zuvor mehr als eine Woche lang vermisst gewesen, Angehörige hatten keinen Kontakt mehr zu ihr. Die widersprüchlichen Aussagen des Ehemanns lösten bei den Ermittlern Alarm aus; schnell ahnten sie, dass ein Verbrechen vorliegen könnte, und starteten eine intensive Suche. Am Wohnort der Familie, einer Doppelhaushälfte mit großem Garten mitten in einem Detmolder Wohngebiet, wurden sie schließlich fündig. Leichenspürhunde schlugen an, der Leichnam wurde geborgen. Das Paar hatte ein gemeinsames Kind.

Transfrau freut sich über neues Gesetz

Durch das neue Selbstbestimmungsgesetz können Transmenschen seit November ihren Geschlechtseintrag und ihren Vornamen beim Standesamt leichter ändern lassen. Elizabeth Hartmann aus Detmold hat ihren Antrag bereits frühzeitig eingereicht. &bdquo;Dadurch habe ich das Gefühl, dass ich endlich anerkannt werde und von den Behörden und einzelnen Leuten richtig angesprochen werde", sagt die 27-Jährige im Gespräch mit der LZ.

Sie ist eine Transfrau. Das bedeutet, sie wurde nach der Geburt als Mann registriert, identifiziert sich aber als weiblich. Und wie für viele Transmenschen hat auch sie einen langen Weg aus Verstecken und mitunter auch ein bisschen Schauspielerei hinter sich, zum Beispiel bei Behörden oder bei Arztbesuchen, aber auch im privaten Umfeld. In bestimmten Situationen verzichtet sie, wie sie berichtet, lieber auf Kleider und trage geschlechtsneutrale Kleidung. Anfeindungen setze sie sich dagegen nicht groß aus oder ärgere sich nur kurz darüber, sondern arbeite lieber innerhalb von Organisationen dagegen an. Zum Beispiel im CSD Lippe, einem Zusammenschluss von jungen, queeren Menschen im Kreisgebiet.

Das sind die bewegendsten Geschichten des Jahres 2024 in Lippe

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Transfrauen aus Frauenfußballteams in England verbannt

Olympisches Komitee der USA verbietet Transfrauen Teilnahme

Farrell sucht Pflegeeinrichtung für erkrankten Sohn

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