Lippische Landes-Zeitung: Nachrichten aus Lippe, OWL und der Welt

Detmolder Funkamateure feiern 900 Jahre Lippe mit Sonder-DOK

Jost Wolf

  • 0
Heinz Börger (DL5BAQ) macht Funkbetrieb an der Clubstation des Detmoler Ortsverbands N04 in der Brunnenstraße. - © Jost Wolf
Heinz Börger (DL5BAQ) macht Funkbetrieb an der Clubstation des Detmoler Ortsverbands N04 in der Brunnenstraße. (© Jost Wolf)

Detmold. Zum 900-jährigen Bestehen von Lippe hat Detmolder Ortsverband der Funkamateure einen Sonder-DOK beantragt. DOK steht für Distrikts-Ortsverbands-Kenner im Deutschen Amateur-Radio-Club (DARC). Normalerweise haben die Detmolder Funker den DOK N04. Im September dürfen sie aber auch mit dem Kenner 900LIP funken. Das soll der Auftakt von mehreren Aktionen sein, um den Verein wieder bekannter zu machen und um Nachwuchs zu gewinnen.

Wie soll man Funkamateure einem Außenstehenden beschreiben? Vielleicht als technische Pfadfinder mit einem leichten Einschlag von Briefmarkensammlern? Spaß an Technik und das Ausprobieren von Neuem ist das Wesen des Amateurfunks. Manche Funkamateure kaufen teure Funktechnik von spezialisierten Herstellern, andere bauen Antennen und auch Funkgeräte mit einfachen Mitteln selbst. Damit sie das dürfen, haben alle eine Prüfung abgelegt, in der sie Kenntnisse rund um Schwingkreise, Frequenzmodulation und um die Ausbreitung von elektromagnetischen Wellen nachweisen mussten. Nach bestandener Prüfung bekommt jeder Funkamateur ein Rufzeichen zugeteilt, mit dem er sich im Funkverkehr identifizieren muss - ähnlich einer Autonummer im Straßenverkehr. Die Prüfung und das zugeteilte Rufzeichen unterscheiden Funkamateure von CB-Funkern, die ihre Ausstattung nicht selbst bauen dürfen und viel weniger Frequenzen zur Verfügung haben. Auch gibt es bei CB-Funkern nicht den Pfadfinder-ähnlichen internationalen Zusammenhalt wie im Amateurfunk.

QSL-Karten sammeln statt Briefmarken

Statt Briefmarken sammeln Funkamateure QSL-Karten. Mit ihnen bestätigen sie sich gegenseitig erfolgreiche Funkverbindungen. Meist sind es bunte Postkarten mit dem Rufzeichen und Fotos der Funkstation. Auf der Rückseite werden Datum, Uhrzeit und Qualität der Verbindung notiert. Was für den Briefmarkensammler die Blaue Mauritius, ist für den Funkamateur eine QSL-Karte aus einem Land, in denen es kaum Funkamateure gibt - wie beispielsweise Grönland - oder eben seltene Sonder-DOK, die nur für einen begrenzten Zeitraum auf den Frequenzen aktiv waren - wie der Detmolder Sonder-DOK 900LIP. Manche ehrgeizigen Sammler arbeiten an so genannten Diplomen, die sie bekommen, wenn sie beispielsweise mit allen Regionen in Deutschland oder in der Welt gesprochen haben - oder eben Verbindungen mit Stationen aus allen DOK nachweisen können.

"Der Sonder-DOK ist mit unserem Club-Rufzeichen DL0LD verbunden", erklärt Gerald Kirschke bei einem Pressetermin. "Jeder kann damit von seiner Station zu Hause aus Betrieb machen, aber der Sonder-DOK darf immer nur einmal in der Luft sein. Ich würde mich dann beispielsweise melden: Hier spricht DL0LD portabel DO7DOS mit Sonder-DOK 900LIP." Der Betrieb mit einem begehrten DOK muss natürlich koordiniert werden. "Wir werden versuchen, alle Bänder von 80 Meter bis 70 Zentimeter in SSB, FM und Digital zu aktivieren, auch QO100 ist angedacht", schreibt der Detmolder Club auf seiner Homepage www.dl0ld.net, wo in einem Veranstaltungskalender hinterlegt ist, wann welche Frequenzen mit dem Sonder-DOK aktiv werden. 80 Meter ist die Wellenlänge eines beliebten Amateurfunk-Kurzwellenbands, über das sich weltweite Funkverbindungen herstellen lassen, 70 Zentimeter ist ein Frequenzbereich, auf dem sich Funkamateure im Nahbereich treffen. SSB, FM und Digital kennzeichnen unterschiedliche Modulationsarten, also Techniken, in denen die Sprache auf die Frequenzwelle gelangt. QO100 oder Es’hail 2 ist ein katarisch-deutscher geostationärer Fernseh- und Amateurfunk-Satellit, über den Funkamateure mit Hilfe einer Satellitenschüssel verschiedenste internationale Funkdienste abwickeln können.

Nachwuchs für Experimentalfunk begeistern

"Wir hoffen, dass wir dadurch, dass das Rufzeichen unserer Clubstation wieder häufiger in die Luft kommt, Interesse wecken", sagt Rüdiger Kroos (DO8ZIG), der Ortsverbandsvorsitzender (OVV) der Detmolder Funker ist. Mit über 50 zählt sich sein Funkfreund Kirschke zu den jüngsten aktiven Detmolder Funkern und verdeutlicht damit das Nachwuchsproblem. "Was fehlt bei der Jugend, ist die Neugier auf die Technik", sagt Heinz Böger (DL5BAQ). "Warum kann ich mit Opas altem Mittelwellen-Radio abends englische Sender empfangen, tagsüber aber nicht?" Um jüngeren Nachwuchs für den Experimentalfunk zu begeistern, will man in den Wintermonaten das Löten eines kleinen Radios anbieten. "Und wenn das Wetter dann im Frühjahr besser ist, bauen wir passende Antennen und gehen damit auf einen Berg", sagt Kroos.

Copyright © Lippische Landes-Zeitung 2025
Inhalte von lz.de sind urheberrechtlich geschützt.
Weiterverwendung nur mit Genehmigung der Chefredaktion.