150 Jahre Hermannsdenkmal: Bald kommt das Sammlerstück für die Ewigkeit

Kreis Lippe . Das Hermannsdenkmal feiert diesen Sommer seinen 150. Geburtstag. Grund genug für die zugegeben immer kleiner werdende Sammlerszene, etwas Hübsches dazu herauszubringen – fürs Album und fürs Auge. Eine Sammlermünze seitens der Bundesbank wird es zum &bdquo;Runden“ nicht geben, auch wenn Gold momentan Hochkonjunktur hat. Die Briefmarkensammler indes hätten zusammen mit der Deutschen Post etwas vorbereitet.

Geworden ist es der bei Philatelisten, so der Fachausdruck für Briefmarkensammler, weitverbreitete &bdquo;Plusbrief individuell“. In der oberen, rechten Ecke trägt er eine eigens gestaltete 95-Cent-Marke mit Hermann und gegenüber die Abbildung des Erbauers Ernst von Bandel mit Modell des Denkmals. Diese philatelistische Erinnerung kann sich theoretisch jeder für später weglegen ...

Gelungener Plusbrief Praktisch tun so etwas immer weniger Menschen, bedauert Sammler Hartmut Sohn vom Briefmarkenverein Lippe. Der selbst ist Ausdruck des Mitgliederschwundes, der die Sammlerszene erfasst hat. Waren doch bis Ende 2023 die Philatelisten in Bad Salzuflen, Lage und Lemgo jeweils eigenständig. Dann reichten die Mitgliederzahlen dafür nicht mehr – das Trio schloss sich zu einer kreisweiten Sammlervereinigung mit nunmehr 38 Mitgliedern zusammen.

Der Jubiläumsplusbrief mit Bandel und Hermann allerdings, den Hartmut Sohn mit seiner jahrelangen Sammlerkenne als &bdquo;durchaus sehr gelungen“ bezeichnet, kommt jedoch vom Briefmarken-Sammlerverein Löhne. Also aus dem Kreis Herford, wie deren Vorsitzender Wolfgang Blöbaum bestätigt. Schmückt sich da jemand mit fremden Federn, der das Hermannsdenkmal gar nicht vor seiner Haustür weiß?

Sonderstempel kommt ins Spiel Was sich aus Sicht waschechter Hermann-Patrioten so anfühlen könnte, nehmen die lippischen Briefmarkensammler gelassen. Schmunzelnd sagt Vorsitzender Hartmut Sohn: &bdquo;Die Löhner waren halt schneller.“ Sie hatten auch einen Grund: ihre Briefmarken- und Münzbörse Ende August, eine der größten Veranstaltungen ihrer Art in der Region. Anlässlich dieses großen Tauschtages habe man bei der Post den Hermann-Plusbrief in Auftrag gegeben, erklärt Vorsitzender Blöbaum. Und schließlich fahren auch viele lippische Sammler zum Löhner Tauschtag.

Aus welcher Quelle auch immer ... zu haben ist der Plusbrief als Erinnerungsstück ab Mai – &bdquo;ungebraucht“, &bdquo;gestempelt“ oder &bdquo;echt gelaufen“ (Inland- oder Auslandsversand), wie Kenner die Spielarten nennen. Genau da kommt der Sonderstempel ins Spiel. Noch so eine Besonderheit, die nur Eingeweihte auf Anhieb verstehen und nachvollziehen.

Bloß kein Doppelstempel Auch Stempel gestaltet die Post nämlich auf Bestellung eines Sammlerklubs individuell. So zeigt der Hermann-Stempel 2025 das Denkmal im Fichtenwald. Und jetzt wird es richtig kompliziert: Ein Sammler, der einen &bdquo;echt gelaufenen“ Plus-Brief wünscht, kann nicht einfach das Ganze abgestempelt aus den Sonderpostämtern in Berlin oder Bonn bestellen. Denn: Dann ist die Briefmarke zwar gestempelt, &bdquo;echt gelaufen“ ist der Umschlag aber erst, wenn er auch den unauffälligen, blassrot aufgedruckten Strichcode trägt, den die Post zwecks Sortierung nutzt. Den gibt es bei der Post aber nicht auf Bestellung, sondern nur, wenn ein Brief auch durchs Briefzentrum gelaufen ist.

Das Problem: Den Sonderstempel gibt es dort natürlich nicht. Im Briefzentrum Herford an der B 61 beispielsweise wird &bdquo;Briefzentrum 32“ aufgedruckt. Daher müssen Plusbriefe, die für die Sammler in Berlin oder Bonn vorher den Sonderstempel erhalten haben, im Briefzentrum separat sortiert werden. Damit sie zwar den blassroten Strichcode erhalten, aber nicht den Standardstempel &bdquo;Briefzentrum 32“.

Postamt am Hermann Klingt anstrengend? Für die Sammler sind es genau solche Feinheiten, die ihre Sammelleidenschaft ausmachen. &bdquo;Es kommt immer mal wieder vor, dass im Briefzentrum trotz des bereits in Berlin oder Bonn erfolgten Sonderstempels ein zweiter drauf kommt. Dann muss man sich natürlich einen neuen Plusbrief ordern. Früher hat die Post solch einen Schaden sogar ersetzt“. weiß Hartmut Sohn. Denn: Plusbriefe im Rohzustand – schön und gut. &bdquo;Für einen Sammler zählt eigentlich nur der Brief, der unterwegs gewesen ist.“

So verwundert es nicht, dass die lippischen Briefmarkensammler für das große Jubiläumsfest am Hermannsdenkmal am 16. August eine Besonderheit geplant haben: Direkt am Fuße des Hermanns soll dann ein sogenanntes Sonderpostamt eröffnen. Hochoffiziell mit einem richtigen Mitarbeiter des früheren Staatskonzerns. Der könnte dann noch an Ort und Stelle einen Erinnerungs-Sonderstempel auf erworbene Plusbriefe drücken. &bdquo;Dabei geben sich die Kollegen natürlich besondere Mühe, einen hübschen Stempelabdruck zu erzeugen“, unterstreicht Hartmut Sohn.

Echte Briefmarke? Fehlanzeige! Plusbrief und Sonderpostamt schön und gut ... eine &bdquo;echte“ Briefmarke, so richtig mit Zähnen und zum Verschicken von Postkarten oder Briefen, wird es zum 150-Jährigen des Hermannsdenkmals dagegen nicht geben. Entschieden darüber wird im Bundesfinanzministerium – und dort hatte man für 2025 offensichtlich andere Motive im Blick: Tom & Jerry, Udo Jürgens oder die Semperoper. Auch Jahrestage stehen auf der Liste der Sonderpostwertzeichen des Jahres 2025: zum Beispiel 200 Jahre Henriette Goldschmidt, 150 Jahre Bernhard Lichtenberg, 75 Jahre Müttergenesungswerk oder 75 Jahre Technisches Hilfswerk. Kurios: 25 Jahren Bernd das Brot setzt die Post ein Denkmal – doch der Hermann? Fehlanzeige!

2009 allerdings, da war es soweit: ein großes Jahr für lippische Philatelisten. Der Hermann hatte es auf die Briefmarkenbögen in ganz Deutschland geschafft. Das Motiv seinerzeit: 2000 Jahre Varusschlacht. Die spielt zwar bei näherer Betrachtung in Kalkriese bei Bramsche. Unübersehbar reckte allerdings der Hermann auf der Briefmarke sein Schwert empor. Zumindest eine halb-lippische 55-Cent-Marke, die damals noch für den Standard-Post-Brief reichte.

Auch ein Postkartenmotiv Diese Erinnerung an die &bdquo;echte“ Hermann-Briefmarke bleibt der Sammlerszene somit. Wer noch weiter zurück springt, findet in den Archiven für das 19. Jahrhundert sogar noch aufwendige Postkarten, die Besucher mit einer aufgedruckten Ansicht des Denkmals verschicken konnten. Im Jahr 1913 ließ Kaiser Wilhelm II. sogar sein silbernes Thronjubiläum mit einem Postumschlag krönen, der neben dem Völkerschlachtdenkmal in Leipzig auch das Hermannsdenkmal zeigte.

Die Nazis schätzten das Hermannsdenkmal ebenfalls ob seiner Symbolkraft. 1941 erschien das Hermannsdenkmal in einer Bildpostkartenserie der damaligen Reichspost. &bdquo;Lippe-Detmold ... eine wunderschöne Stadt“ lautete die Unterzeile.

Nach dem Krieg sollte es bis 1975 dauern, ehe der Hermann wieder auf Poststücken auftauchte. Vor genau 50 Jahren, also zum 100-Jährigen des Hermannsdenkmals, legten die Briefmarkenfreunde Detmold einen Umschlag auf, der mit fast schon minimalistischem Strich, der damals angesagt war, den Hermann zeigte. Auf offizielle Postkarten der Post schaffte er es abermals 1983 und 1987.

&bdquo;Luftkurort“ mit eigenem Stempel Bis zur Eingemeindung in die Stadt Detmold 1969 war Hiddesen übrigens eigenständig – und konnte daher auch einen eigenen Poststempel verwenden. Natürlich schaffte es der Hermann dabei mehrfach mit der stolzen Unterzeile &bdquo;Hiddesen über Detmold – Luftkurort“ auf Briefmarken, die in Hiddesen gestempelt wurden.

Kleines Bonmot: Auch die Grotenburg selbst, auf der das Hermannsdenkmal steht, hatte einst ihren eigenen Stempel. Eine Besonderheit, an der die Lippische Landes-Zeitung wohl nicht ganz unschuldig ist. Hatte diese doch nach der Einrichtung der Posthilfsstelle Grotenburg bemängelt, dass dort zwar ein Briefkasten angebracht sei, aber kein eigener Poststempel geführt werde.

Ein amtlicher sei auch nicht zulässig, da es keine amtliche Postanstalt war, sondern nur eine sogenannte &bdquo;Posthülfsstelle“ auf der Grotenburg. Möglicherweise aufgrund des Einwandes der Lippischen Landes-Zeitung ließ sich diese Hülfsstelle einen eigenen Poststempel herstellen. Der war aber nur &bdquo;für schön“, aber nicht zur Entwertung von Briefmarken zugelassen war. Also wurde auf der Grotenburg zwei Mal abgestempelt: oben rechts ein offizieller Detmold-Stempel für die Briefmarke und oben links ein &bdquo;Posthülfsstelle am Hermannsdenkmal“ für die Erinnerung.

Der 2025er-Plusbrief zum 150. Geburtstag des Hermannsdenkmal kann ab etwa Mitte Mai bestellt werden – im Internet unter briefmarkenboerse-loehne.de.

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