800 Demonstranten setzen in Detmold deutliches Zeichen für die Demokratie

Kreis Lippe. Zum &bdquo;Internationalen Tag der Menschenrechte“ haben 26 Organisationen zu einer Kundgebung für Demokratie und eine offene Gesellschaft unter dem Motto &bdquo;Hinsehen. Aufstehen. Demokratie verteidigen!“ aufgerufen. Rund 800 Demonstranten versammelten sich am Sonntag vor der Christuskirche in Detmold, wo zahlreiche Redner unter der Moderation von Dieter Bökemeier, Sprecher des Forums &bdquo;Offenes Detmold“ sowie Landespfarrer für Ökumene, Mission und Migration der Lippischen Landeskirche, vor zunehmenden reaktionären Haltungen warnten.

&bdquo;Die Feinde unserer Verfassung bekämpfen unsere Demokratie und wollen die Europäische Union zerstören. Ihre Instrumente sind populistische Vereinfachungen sowie Hass und Hetze gegen Institutionen und Menschen. Gerade Geflüchtete geraten in den Fokus menschenfeindlicher Äußerungen und Pläne“, beschreiben die Initiatoren in ihrem Aufruf die aktuelle politische Situation. Demonstrieren am verkaufsoffenen Sonntag passe gut zusammen, so Bökemeier.

Gruppenbezogener Hass auch in Lippe Auch in Lippe machten sich gruppenbezogener Hass und menschenfeindliche Haltungen breit. &bdquo;Extrem rechte Gruppen und Parteien schlagen daraus politisches Kapital und befeuern den demokratischen Niedergang“, sagte Bökemeier. Völkische Neonazis hätten Anschluss an die Corona-Leugnerszene gefunden. Der rechte Youtuber Tim Kellner feiere seine Erfolge, und eine völkische Ausrichtung der AfD trete immer offener zutage. &bdquo;Unser Aufstehen ist ein Höhepunkt und Anfang zugleich“, so Bökemeier.

Detmolds Bürgermeister Frank Hilker lobte: &bdquo;Es ist ein ermutigendes Bild, so viele Menschen zu sehen, denen es nicht egal ist, was um uns herum passiert.“ Es sei nötig, ein deutliches Zeichen für die Demokratie zu setzen und gegen die Spaltung der Gesellschaft einzutreten. Unsere Geschichte habe uns gelehrt, wie schnell Menschwürde in Gefahr geraten kann. &bdquo;Niemand darf sich je wieder in unserem Staat unsicher fühlen, weil er eine andere Hautfarbe, Religion oder Meinung hat.“ Demokratie brauche Vielfalt, Unterschiedlichkeit und Debatte, so Hilker.

Diskriminierende Alltagserfahrungen Edeltraud Nülle vom Kreisverband Lippe des DGB meinte: &bdquo;Alter, Herkunft, Sprache, Religion, Geschlecht, Hautfarbe oder sexuelle Orientierung sind ohne Bedeutung. Es kommt darauf an, dass wir uns auf den Kollegen neben uns verlassen können.“ Es könne nicht sein, dass Unternehmen in Krisen übermäßige Gewinne machten, gleichzeitig aber Sozialleistungen gespart würden. &bdquo;Geflüchtete werden zu Sündenböcken erklärt für Missstände wie den Ärztemangel, die politisch begründet sind“, so Nülle.

Faraja Mwankapeje aus Tansania und Marzieh Monfared aus dem Iran berichteten von diskriminierenden Alltagserfahrungen und Rassismus aufgrund ihrer Hautfarbe und Herkunft. Friedhelm Böger, Präsident des Kreissportbundes, warnte davor, im &bdquo;Sportwashing“ den Sport zu missbrauchen, um das Image menschenrechtsverachtender Staaten aufzupolieren. Dies gelte für die Olympischen Spiele in China wie für die Fußballweltmeisterschaft in Katar. &bdquo;Wir werden uns immer dafür einsetzten, dass der Sport in Lippe nicht missbraucht wird. Sport verbindet Menschen unterschiedlicher Herkunft, Bildung oder Sprache und vermittelt Fairness, Teamgeist, Respekt und Vertrauen“, so Böger.

Demokratie und Freiheit verteidigen Dietmar Arends, Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, forderte, gegen den Rechtsruck in Europa Demokratie und Freiheit zu verteidigen. Der sächsische Verfassungsschutz habe bestätigt, dass die AfD in Sachsen gegen die im Grundgesetz verankerte Garantie der Menschenwürde verstoße. Mit Parolen wie &bdquo;Volksvermischung“ vertrete sie völkisch-nationalsozialistische Positionen. &bdquo;Wir dürfen es nicht hinnehmen, wie sich diese unsäglichen Tendenzen in unserer Gesellschaft wieder breit machen. Nie wieder ist jetzt“, so Arends. Weitere Erklärungen gaben Dennis Maelzer (SPD), Julia Eisentraut (Die Grünen), Walter Brinkmann (Die Linke) und Timo Broeker (Blomberger Bündnis) ab.

Gitarrist Andrew Garsden sang &bdquo;Hard Rain“ von Bob Dylan. Die polnische Sängerin Marzena Wieczorek interpretierte, von Manuel Kriete an der Gitarre begleitet, ein politisches Lied in ihrer Muttersprache, und Joanne Bialek-Tan, Akkordeon-Lehrerin der Musikschule Lage, brachte auf dem Akkordeon einen japanischen Popsong zu Gehör. Sieben Reden und drei musikalische Beiträge umrahmten den Auftakt des Umzugs, der mit 400 Demonstranten durch die Innenstadt führte und von der Trommelgruppe &bdquo;Yondaiko“ des Kampfkunstvereins Taekyon Detmold begleitet wurde.

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