„Menschenfeindliche Programmatik“: Lipper Kirchen kritisieren AfD-Werbung im Wahlkampf

Detmold. Orange von der Sonne beleuchteter Himmel, davor die schwarzen Umrisse von Kreuzen. Darüber der Schriftzug: &bdquo;Das Abendland verteidigen!“ Mit diesem martialischen Wahlplakat wirbt die AfD im Kreis Lippe. Darunter ist das Symbol des Christentums, der Fisch, mit einem Kreuz darin. Auf der Rückseite die Forderung: &bdquo;Remigration“. Die Plakate rufen die evangelische und die katholische Kirche in Lippe auf den Plan. Sie kritisieren die Instrumentalisierung der christlichen Symbole durch die als gesichert rechtsextremistisch eingestufte Partei.

&bdquo;Mit diesem Plakat versucht die AfD erneut, den christlichen Glauben für ihre menschenfeindliche Programmatik zu instrumentalisieren“, sagt der Landessuperintendent der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends. Auch die Verwendung des Wortes &bdquo;Remigration“ kritisiert der Theologe scharf: &bdquo;Dieser Begriff steht seit einer Konferenz im November 2023 bei Potsdam für die geplante Vertreibung von Millionen von Menschen aus Deutschland.“ Inzwischen sei er in erschütternder Weise ein Standardbegriff der AfD geworden. &bdquo;Das macht vielen Menschen Angst“, so Arends. &bdquo;Als Lippische Landeskirche stellen wir uns bewusst vor alle Menschen, die auch durch solche Plakate Ziel von Ausgrenzung und Menschenfeindlichkeit werden.“

Das Kreuz Jesu Christi stehe für eine Liebe, die den Hass überwinde, alle Menschen versöhne und sich gerade den Ausgegrenzten zuwende. Der christliche Glaube verbinde über alle Grenzen von Herkunft, Aufenthaltsstatus oder Geschlecht hinweg. &bdquo;Entsprechend stehen wir als Landeskirche ein für eine vielfältige und offene Gesellschaft, in der sich alle entfalten können“. Der Leiter des katholischen Pastoralverbunds Lippe-Detmold, Markus Jacobs, fügt hinzu: &bdquo;Wer sich auf christliche Werte besinnen möchte, wird auf die Aufforderung Jesu stoßen, sich besonders den Schwachen zuzuwenden.“

Presseauftritte vor Kirchen für Spaltung und Kulturkampf im Kreis Lippe Für Kritik sorgt auch, dass sich zuletzt AfD-Kandidaten aus dem Kreis Lippe im Kommunalwahlkampf in Presseauftritten oder Social-Media-Videos bewusst vor Kirchen gestellt hätten. Dabei hätten sie für ihre Politik geworben, die angeblich christliche Werte verkörpere. &bdquo;Wir sprechen niemandem den persönlichen christlichen Glauben ab“, erklärten Arends und Jacobs gemeinsam. Aber wenn der christliche Glaube für Spaltung und Kulturkampf missbraucht werde, &bdquo;dann müssen wir klar widersprechen“.

Die Landeskirche verwies auf einen Beschluss der Landessynode vom November 2024, nach dem &bdquo;menschenfeindliche Haltungen und Äußerungen und insbesondere auch völkisch-nationale Gesinnungen“ mit dem christlichen Glauben &bdquo;in keiner Weise vereinbar“ seien. Die Landessynode ist das höchste Leitungsgremium der Lippischen Landeskirche. Bei den Kommunalwahlen am 14. September werden in Nordrhein-Westfalen Stadt- und Gemeinderäte, Kreistage und Bezirksvertretungen, wie auch (Ober-)Bürgermeister und Landräte für die kommenden fünf Jahre bestimmt.

(Mit Material des epd)

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